Asylwerber sollen arbeiten dürfen – das findet große Mehrheit der Salzburger
Exklusiv-Umfrage im Auftrag der Bezirksblätter zeigt, welche Sorgen Salzburger im Zusammenhang mit Flüchtlingen haben
Für mehr als zwei Drittel der Salzburger (68 Prozent) ist das Thema "Flüchtlinge" die größte politische Herausforderung in diesem Jahr. Erst dahinter kommen Arbeitsmarkt (59 Prozent), leistbares Wohnen (52 Prozent), Budget und Landesfinanzen (34 Prozent) sowie Verkehr und Mobilität (23 Prozent). Im Zusammenhang mit der Flüchtlingsbewegung machen sich viele Salzburger Sorgen, dass zu viele kommen (17 Prozent) und dass die Integration nicht funktionieren wird (13 Prozent). Aber auch die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt (10 Prozent), die Belastung für das Sozialsystem (9 Prozent) und die Wohnversorgung bleibender Flüchtlinge (9 Prozent) beschäftigt die Menschen.
Eine klare Meinung haben die Salzburger zum Thema Beschäftigung von Asylwerbern: 86 Prozent wollen, dass sie arbeiten dürfen. Diese Forderung wird übrigens von Wählern aller Parteien – auch jenen der FPÖ – eindeutig befürwortet. Verstärkte gesellschaftliche Probleme durch muslimische Zuwanderer erwarten sich zwei von drei Salzburgern (65 Prozent), dass es keine Probleme geben wird, glauben 31 Prozent – je höher das Bildungsniveau der Befragten ist, umso weniger sehen sie Probleme. Und: Jene Salzburger, die Kontakt zu Flüchtlingen haben, sehen hier ebenfalls deutlich weniger Probleme – aber auch von ihnen ist die Mehrheit (60 Prozent) davon überzeugt, dass es Schwierigkeiten geben wird.
Insgesamt haben jene Salzburger, die beruflich oder durch freiwillige Tätigkeiten persönlich mit Flüchtlingen zu tun haben (das sind 31 Prozent der Bevölkerung) mehrheitlich eher gute Erfahrungen (71 Prozent) mit den Menschen gemacht, eher schlechte Erfahrungen hat rund jeder Sechste (16 Prozent) gemacht.
Angst vor radikalem Islamismus, Angst vor Terror
Vor einem zunehmenden radikalen Islamismus fürchten sich knapp zwei Drittel der Salzburger (63 Prozent), auch jene, die mit Flüchtlingen in Kontakt sind (60 Prozent) sind wieder etwas abgeschwächter aber doch mehrheitlich dieser Meinung. Dass für Salzburg Terrorgefahr herrschen könnte, ist in den Köpfen der Menschen durchaus vorhanden: 46 Prozent sehen zumindest eine kleine Terrorgefahr, 14 Prozent eine mittlere und drei Prozent eine große Terrorgefahr – etwas mehr als jeder Dritte (35 Prozent) sieht gar keine Terrorgefahr.
Woraus sich die Angst vor Flüchtlingen zusammensetzt
Bei der von Politkern oft als schlecht definierbare, "diffuse" Angst der Bevölkerung vor Flüchtlingen wahrgenommenem Gefühl spielen kulturelle und religiöse Faktoren eine Rolle: Dass der Islam überhand nehmen und die österreichische Kultur untergehen könnte, befürchten sieben Prozent, gesellschaftliche und soziale Konflikte und Spannungen befürchten fünf Prozent, religiöse Unterschiede und kulturelle Unvereinbarkeiten sehen drei Prozent.
Auch Neid – dass nämlich Flüchtlinge mehr bekommen würden als Österreicher – spielt eine Rolle (2 Prozent). Vor einer nicht funktionierenden gemeinsem EU-Politik zu dem Thema haben die Salzburger etwas weniger Angst (2 Prozent), als vor der handlungsunfähigen, inkompetenten und überforderten Politik sowie der Verwaltung (4 Prozent).
Kriminalität ist für fünf Prozent der Salzburger ein Thema im Zusammenhang mit Flüchtlingen, vor allem die Angst vor Terrorkämpfern spielt eine Rolle (4 Prozent) und die mangelnde Grenzkontrolle (5 Prozent).
Aber auch andere Sorgen hat die Bevölkerung: Dass nämlich der Rasismus, Rechtsruck und die Radikalisierung in der Bevölkerung zunehmen könnte (4 Prozent), dass es zu wenig Toleranz und Solidarität gibt (2 Prozent), dass den Flüchtlingen zu wenig geholfen wird (2 Prozent) und dass es kaum Zukunftsperspektiven für Flüchtlinge gibt.
Fakten und Bauchgefühle
Jeder zweite Salzburger ist der Meinung, wir versorgen eine ausreichende Anzahl an Flüchtlingen, für etwas mehr als jeden Vierten (27 Prozent) sind es bereits zu viele Flüchtlinge. Vor allem bei Männern ist diese Meinung deutlich ausgeprägter (32 Prozent) als bei Frauen (23 Prozent). Etwa jeder Zweite (19 Prozent) ist der Ansicht, Salzburg könnte durchaus noch mehr Flüchtlinge versorgen.
Übrigens glaubt fast jeder Fünfte (18 Prozent), dass derzeit mehr als 6.000 Asylwerber im Bundesland Salzburg untergrebracht sind – tatsächlich waren es zum Zeitpunkt der Umfrage im Dezember weniger als 5.000.
DATENQUELLE:
GMK Gesellschaft für Marketing und Kommunikation, Graz
400 Interviews im Bundesland Salzburg ab 16 J.
Zeitraum: Dezember 2015
maximale Schwankungsbreite: ± 5 Prozent
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