Baumschlägerungen irritieren Anrainer
Im Salzburger Stadtteil Parsch müssen zahlreiche Bäume der Renaturierung des Schmederer Weihers weichen.
SALZBURG (rik). Mit Motorsägen und Fahrzeugen sind die Mitarbeiter des Gartenamtes dieser Tage in Parsch angerückt. Im Landschaftsschutzgebiet "Schmederer Weiher" haben sie begonnen, das Wäldchen, das in den vergangenen Jahrzehnten dort gewachsen ist, abzuholzen.
Keine Vogel-Nistplätze mehr
Sehr zum Unverständnis der Anrainer: Vera Müller wohnt seit 30 Jahren dort und kann die Schlägerung ebenso wenig verstehen wie ihre Nachbarn Ewald Wohlmuth oder Martina Landl. "Damit werden alle Nistplätze für die Vögel zerstört und wir bekommen hier so etwas wie einen Fußballplatz. Gegen eine maßvolle Auslichtung haben wir ja nichts einzuwenden, aber sehr wohl etwas gegen diesen Kahlschlag." Überdies kritisieren die Bewohner der nahen Maria-Cebotari-Straße die ungenügende Information durch die Stadt."Wir sind völlig überrascht worden", so Martina Landl.
Zugewachsene Eisteiche
"Die Rodung ist keinesfalls eine Zerstörung des Naturschutzgebietes, ganz im Gegenteil", erklärt der Sachverständige für Naturschutz beim Magistrat Salzburg,
Achim Ehrenbrandtner. "Dort bestanden bis vor etwa 40 Jahren Eisteiche, die zum damaligen Gasthof Schmederer gehörten. Im Sommer lagerten sie ihr Bier kühl und Winter gewannen die Wirtsleute Eis, das sie ebenfalls zur Kühlung benötigten."
Anstelle der Wiesen um die Teiche war in den vergangenen 30 Jahren Wald hochgekommen, weil der Besitzer des Grundstückes nie der Auslichtung zugestimmt hatte. "Die wäre aber für die Teiche notwendig gewesen und so sind sie immer mehr zugewachsen."
"Die wäre aber für die Teiche notwendig gewesen, damit sie nicht verschlammen und so sind sie immer mehr zugewachsen", so der Sachverständige. Überdies habe ein sehr tief verlegtes Entlastungsgerinne zum Hochwasserschutz der Anrainer den Grundwasserspiegel um etwa zwei Meter absinken lassen.
Nun hat der Grundbesitzer sein Einverständnis gegeben, so konnte die Renaturierung in Angriff genommen werden. Bliebe der Wald bestehen, würde der Naturschutzstatus wegfallen und die Fläche gilt als Wald. Dann könnte der Besitzer das Grundstück nach forstrechtlichen Bestimungen abholzen, die Weiher zuschütten und darauf hoffen, dass es irgendwann als Bauland umgewidmet wird.
Kulturhistorisch wertvoll
"Wir haben uns deshalb für die Wiederherstellung der seltenen und kulturhistorisch wertvollen Weiher entschieden. Der Magistrat hat den Schutz der Weiher als das höhere Ziel betrachtet. Damit bieten wir überdies zahlreichen Amphibien einen Lebensraum, der für diese Tiere ohnedies rar geworden ist. Nistplätze für die Vögel gibt es in näherer und weiterer Entfernung - etwa am Gaisberg - zuhauf", beruhigt Ehrenbrandtner. Um im übrigen werde ein beträchtlicher Teil der abgeholzten Bäume für die Anlage der Weiher benötigt, um Käfern, Insekten und anderen Kleintieren ihren Lebensraum zu geben.
Auch das Informationsdefizit hat der Naturschutz-Sachverständige mittlerweile ausgeräumt. Er hat die Anrainer am Samstag nachmittag persönlich besucht und die Gründe für die Schlagerungsarbeiten genau erklärt. Martina Landl ist zwar immer noch nicht sehr glücklich über die gefällten Bäume, kann aber mit der Aussicht auf ein wiederhergestelltes Naturschutzgebiet leben.
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