Beratung kommt im Milieu an
Vor zwölf Monaten startete die Salzburger Aidshilfe ihre Prostituierten-Beratung. Ein Jahr danach ist der Ansturm noch immer so groß, dass der Verein nun auch in die Bezirke geht – nur der Lungau bleibt vorerst außen vor, dort gibt es nämlich noch kein Bordell. Was anfänglich nicht als Ausstiegshilfe geplant war, entpuppt sich immer mehr als solche.
SALZBURG (drs). Durchschnittlich sind es pro Tag fünf Frauen aus dem Milieu, die bei der Prostitutionsberatung „Safer Work“ in der Linzer Bundesstraße Rat und Hilfe suchen. „Vor allem geht es um Sozial-, Rechts- und Schuldenberatung“, weiß Maritta Teufl-Bruckbauer, Geschäftsführerin der Aidshilfe: „Aber überraschenderweise wollen auch sehr viele Frauen aussteigen.“ Rund zwei Drittel der Klientinnen spielen mit dem Gedanken. Der Verein zeigt Alternativen auf, unterstützt die Frauen in ihren Vorhaben und verweist an zuständige Vereine und Behörden.
Viele Damen – ausschließlich illegale Prostituierte – kommen regelmäßig zum freiwilligen Aidstest. Die legal Beschäftigten sind beim Gesundheitsamt zum wöchentlichen Gesundheits- und zum Aidstest alle drei Monate verpflichtet.
Beratung auch in den Bezirken
Das Projekt war anfangs nicht unumstritten: Die damalige Bürgerlisten-Gemeinderätin Sonja Schiff hatte bereits vor knapp zwei Jahren einen Antrag für eine Beratungsstelle gestellt. Wenige Wochen später, im Mai 2008, kam das „Nein“ von Stadtchef Heinz Schaden – das vorläufige, wie sich später herausstellte. Der anfänglichen Skepsis von Schaden („Es gibt keine ausstiegswilligen Prostituierten“) folgte ein neues Konzept von der Aidshilfe und eine Zustimmung des Bürgermeisters. Denn: Was im ersten Entwurf als Ausstiegshilfe für die Prostituierten gedacht war, sollte dann hauptsächlich zur Hilfe bei Gesundheitsfragen und Aufklärung betrieben werden.
Im Vorjahr förderte die Stadt die Beratungseinrichtung mit 20.000 Euro. Heuer kommen aufgrund des angeschlagenen Budgets nur mehr 12.000 Euro Unterstützung. Dafür zahlt das Land mit 20.000 Euro kräftig mit. Mit dem Geld expandiert die Beratungsstelle: „Wir gehen jetzt auch in die Bezirke“, verrät Teufl-Bruckbauer. Einzig der Lungau wird vorerst noch ausgespart. „Dort gibt es noch kein Bordell“, sagt Teufl-Bruckbauer.
Das Team will vor allem mit den hiesigen Gesundheitsämtern zusammenarbeiten – für den Erstkontakt, danach werden die Sozialarbeiter in geeigneteren Räumlichkeiten die Gespräche fortsetzen.
150 registrierte Sexarbeiterinnen
In der Mozartstadt sind aktuell 150 Prostituierte registriert, damit ist das Maximum an legal beschäftigten Frauen noch nicht ausgeschöpft. „In Salzburg haben wir 16 bewilligte Bordelle mit 250 Arbeitsplätzen“, heißt es aus dem Büro des zuständigen Stadt-Vizes Harald Preuner (ÖVP). Nur bei internationalen Großveranstaltungen, wie etwa bei der Fußball-Europameisterschaft 2008 schnellten die Zahlen in die Höhe.
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