Es könnte jeden Dritten betreffen
Meinung von Bezirksblätter-Chefredakteurin Stefanie Schenker
Jeder dritte Österreicher ist zumindest einmal in seinem Leben von einer psychischen Erkrankung betroffen. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken, liegt für Frauen bei zehn bis 25 Prozent, bei Männern beträgt sie fünf bis zwölf Prozent. Depressive Menschen weisen eine höhere Selbstgefährdung auf, leiden möglicherweise auch unter Selbstmordgedanken, aber sie sind für andere deshalb nicht gefährlicher als nicht an Depression erkrankte Menschen. Wenn LR Heinrich Schellhorn – der als Sozialreferent für Menschen mit psychischen Erkrankungen politisch zuständig ist – vor den Folgen der aktuellen Diskussion um eine behandelte psychische Erkrankung des Kopiloten der in den französischen Alpen zerschellten Germanwings-Maschine warnt, dann sollte jeder von uns darüber nachdenken. Schellhorn befürchtet eine weitgehende berufliche Ausgrenzung von Menschen, die einmal psychisch erkrankt waren. Ja, an Piloten sollen und dürfen wir besondere Ansprüche stellen – aber wir dürfen deswegen nicht dazu übergehen, psychische Erkrankungen in die Nähe von Straftaten zu stellen. Die Enttabuisierung psychischer Erkrankungen ist ein steiniger Weg mit nur langsamem Fortschritt. Die aktuelle Debatte führt in die Gegenrichtung.
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