"In erster Linie spiele ich"
Schauspielerin Christine Winter über ihre Leidenschaft und die Bühne als Sprachrohr
"Es ist fantastisch, wie sie es schafft, den Besucher so in ihre Rolle hineinzuziehen, dass er mitfiebert und von der Geschichte berührt wird", schwärmt Eva Weißenbacher, Vorsitzende der Kunsthilfe Salzburg. Die talentierte Schauspielerin, von der sie erzählt, heißt Christine Winter, ist 31, stammt aus Ravensburg und wird von der Kunsthilfe unterstützt. Ihre erste Rolle in Salzburg bekam sie, weil die Darstellerin von "Ariel" aus Shakespeares "Der Sturm" beim Theater Ecce schwanger geworden war. Von Weißenbacher "entdeckt" wurde sie in "Verrücktes Blut" im Odeion. "Da hatte ich Gänsehaut", sagt Eva Weißenbacher.
"In erster Linie spiele ich", sagt Christine Winter über sich selbst und lächelt. Die Schauspielerei, das Schlüpfen in eine Rolle ist für sie ein Sprachrohr, ihre Art der Kommunikation. Seit sechs Jahren ist sie hauptberuflich Schauspielerin, ihre Ausbildung hat sie in Burghausen absolviert, seit einem Vorsprechen für "Dracula" bei der Theaterachse ist sie in Salzburg geblieben, spielt viel bei der Theater(off)ensive und als "Theater Stattgeflüster" mit Maximilian Pfnür. Täglich investiert sie etwa zwei bis drei Stunden in Internetrecherchen, aktualisiert ihre Bilder, sucht nach Rollenangeboten und gibt Theater-Workshops. "Man muss immer auf Kurs sein", sagt sie.
Was wir verlernt haben"
Viel Energie steckt sie in die Entwicklung eigener Stücke. Mitgewirkt hat sie zuletzt gemeinsam mit Maximilian Pfnür am Text von "Titus, Anatomie einer Abrechnung" – ein Stück, das Ende Oktober auf der Bühne im Shapespeare Premiere hatte. Dabei geht es um das Flüchtlingsthema, nach dem Stück diskutiert das Publikum – und das sehr kontrovers, wie Christine Winter findet. "Theater muss Menschen zu Themen bringen, über die wir diskutieren müssen", sagt sie. Und: "Mit unserem Perfektionismus haben wir es verlernt, jemanden um Hilfe zu bitten, jemanden von Herz zu Herz um etwas zu bitten. Das sollten wir wieder lernen."
Neues Solostück feiert am 28. Dezember Premiere
Zur Zeit arbeitet Christine Winter an einem neuen Solostück: "Wir Kinder Babylon". Dort spielt sie eine junge Frau an einem postapokalyptischen Ort, die durch den Krieg um sie herum total verloren ist und in einem Kellerloch in einer zerbombten Stadt Unterschlupf findet, zusammen mit ihrem Goldfisch. "Ich gehe der Frage nach, was ist, wenn man niemanden mehr hat, in dem man sich spiegeln kann, wenn es kein Morgen mehr gibt." Die Auseinandersetzung mit intensiven, existenziellen Inhalten ist ihr wichtig, "wenngleich ich das mit Sprache gerne weichspüle". Premiere ist am 28. Dezember auf der Bühne im Shakespeare – ab Jänner steht das Stück noch fünf Mal auf dem Programm.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.