Verlorenen Kindern ein Stück Heimat geben

Am kommenden Samstag ist Weltflüchtlingstag. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft kümmert sich unter anderem um minderjährige unbegleitete Flüchtlinge, also Kinder, die ohne ihre Eltern aus Kriegsgebieten geflohen sind. Wie geht es diesen Kindern in Salzburg?
ANDREA HOLZ-DAHRENSTAEDT:
Die Situation ist dramatisch. Vor einem Jahr hatten wir zwischen 80 und 100 solche Kinder und Jugendliche in Salzburg. Aktuell sind es 160. Das stellt uns vor große Herausforderungen. Wir müssen mehr Wohngemeinschaften für solche Kinder schaffen. Und leider werden jede Menge Kinderrechte missachtet.

Zum Beispiel?
ANDREA HOLZ DAHRENSTAEDT:
Diese vor Kriegen geflüchteten Kinder und Jugendlichen werden aufgrund unseres zweigleisigen Systems vielfach diskriminiert. Denn sie sind einerseits in der Grundversorgung – dafür ist der Bund zuständig –, andererseits sind es Kinder, für die eigentlich die gleichen Kinderrechte gelten müssten wie für alle anderen Kinder, die hier leben. Aber die Flüchtlings-Kinder erhalten viel weniger Leistungen als alle anderen Kinder. Zum Beispiel wird Jugendlichen, die sich im Asylverfahren befinden, keine Schülerfreifahrt gewährt, sobald sie über das Pflichtschulalter hinaus sind. Mit 18 kommen sie in Erwachsenenquartiere; wenn sie mit 18 als Flüchtlinge anerkannt werden, müssen sie ausziehen und stehen dann buchstäblich auf der Straße.

Was muss sich ändern, damit die Kinderrechte gewahrt werden?
ANDREA HOLZ-DAHRENSTAEDT:
Eine unsere Forderungen ist, dass es die S'Coolcard für alle, die in die Schule oder in eine Lehre gehen, gibt, egal ob sie eine HTL oder eine AMS-Bildungsmaßnahme besuchen. Am besten wäre es, diese Kinder und Jugendlichen aus der Grundversorgung herauszunehmen und sie ganz der Kinder- und Jugendhilfe zuzuordnen, denn die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe gibt es bis zum Alter von 21 Jahren. Und wir benötigen in jedem Bundesland eine eigene Clearing-Stelle, in der geklärt wird, welche Ausbildungs- und Unterbringungsmöglichkeiten für neu angekommene Jugendliche in Frage kommen.

Es gibt in Salzburg viele Menschen, die sich für Flüchtlinge engagieren wollen. Was können sie beitragen, um die Situation zu verbessern?
ANDREA HOLZ DAHRENSTAEDT:
Im Herbst starten wir mit einer Ausbildung, die sich speziell an Menschen richtet, die sich im Rahmen unseres Mentoring-Projekts "MutMacher" um einen Jugendlichen kümmern möchten. Wir haben schon zehn Interessenten gefunden, aber wir brauchen dringend mehr Mentorinnen und Mentoren, denn wir haben eine lange Warteliste an Jugendlichen.

Was soll ein solcher Mentor tun?
ANDREA HOLZ-DAHRENSTAEDT:
Ein Stück Heimat geben, ein bisschen Sicherheit vermitteln, zeigen, dass hier jemand ist, dem dieser Jugendliche nicht egal ist. Es geht nicht darum, alle Probleme zu lösen, sondern die Kinder und Jugendlichen ein Stück weit Normalität spüren zu lassen. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich aus einer solchen Mentorenschaft später ja die Möglichkeit, ein Kind, einen Jugendlichen als Gastkind in der eigenen Familie aufzunehmen. Dieses System ist EU-weit erprobt. In Irland werden alleinstehende Jugendliche aus Kriegsgebieten ausschließlich in Familien untergebracht, in den Niederlanden kommen sie sofort zu Krisenpflegeeltern. Wir arbeiten derzeit an einem entsprechenden Pilotprojekt, das wissenschaftlich begleitet werden soll, und in dem solche Gasteltern eine Art "Pflegegeld" für ein solches Gastkind erhalten sollen. Diese Jugendlichen sind da, und sie könnten wertvoll für unsere Gesellschaft sein, aber dafür müssen wir etwas tun. Es ist ein Geben und Nehmen.

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