Köstendorf im Salzburger Flachgau zeigt in einem Historienspiel einen Gerichtstag anno 1484: „Kessendorfer Taiding“
Das „Kessendorfer Taiding“ - eine Freilicht-Theateraufführung- und ein Platzkonzert der Trachtenmusikkapelle am 14. und 15. August 2010 (Beginn: Samstag um 19.00 Uhr und Sonntag 10.00 Uhr) sind ein Höhepunkt im Kultursommer der Flachgauer Gemeinde.
Unter der Regie von Stefanie Fuchs zeigen über 40 Amateurschauspieler, Komparsen und Statisten in historisch geschneiderten Kostümen eine „Landrechts- und Gerichtsamtshandlung anno 1484“ in einem Historienspiel von Franz Braumann.
Unterstützt werden die Darsteller der Kellerbühne Köstendorf von der Reitergruppe Neumarkt-Köstendorf die mit Reitern und Pferden zur Stelle ist sowie von einer Bläsergruppe der Musikkapelle.
Köstendorfs Bürgermeister Josef Krois, spielt, wie in den beiden bisherigen Inszenierungen in den Jahren 1984 und 2000, auch diesmal die Hauptrolle, den Pfleger zu Lichtentann aus dem Grafengeschlecht der Ueberacker.
Die Handlung des Freilichtspieles hat 1984 der Köstendorfer Schriftsteller Franz Braumann aus orts- und landesgeschichtlichen Unterlagen herausgearbeitet. Grundlagen waren insbesondere das Köstendorfer Heimatbuch von Notar Jakob Vogl aus dem Jahr 1928 sowie die Dokumentation über die „Salzburgischen Taidinge“ von Heinrich Siegel und Karl Tomaschek, welche 1870 im Auftrag der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften verfasst wurde.
Taiding, das ist die Bezeichnung für die im 13.bis ins 18. Jahrhundert jährlich mehrmals abgehaltenen Veranstaltungen der örtlich zuständigen Gerichtsbarkeit.
In Köstendorf, damals Kessendorf bzw. Khessendorf geschrieben, wurden alle freien Männer dreimal im Jahr zum Taiding gerufen.
Das Erscheinen war Pflicht. Wer mehrmals fehlte wurde mit der einer Geldbuße bestraft.
Zitat aus dem Buch „Die SalzburgischenTaidinge“ von Heinrich Siegel und Karl Tomaschek :
(……… Item haben wür jährlichen dreu landrecht oder ehehaft tätting, die soll man besiczen, daß erst des montags nach der heiligen drei königen, doß ander montags nach sanct Geörgi, daß dritt des montags nach Khessendorffer kürchweich; die sollen auf offnen kürchhof und bei der landschrannen gebothen werden und auf drei vierzechen tag , auch soll si ain ambtman weisen mit 2 oder 3 angeseßnen gerichtsmännern, darauß gehen alsdann die andern recht; und wer zu den selben dreien landrechten nit gehorsamblich erschinen oder seinen prodtpothen, der die sachen verantworten kunt, alda hete, der ist herrn pfleger umb ain halb pfund & wandl nach gnaden abzetragen verfallen, allein ihne verhinder ehehaft noth, nemblich unsägliche fenknuss, sichtung, daß er kürchen und gassen nit besuchen mag, herrnboth in die stüft, oder die auf wilden wasser, auf verem kürchweeg und bei land nit wären, die seint gehörter straf müeßig und frei. )
Diese Zusammenkunft, das Taiding am Dorfplatz in Köstendorf, war im 15. Jahrhundert eine Verkündigung der neuen Rechtsvorschriften sowie die Verlesung der bestehenden „Gesetze“, welche bereits „altes Herkommen“ waren.
Diese „Abhaltung des Landrechtes“ gab es im damaligen Salzburg in vielen Orten (Laut H.Siegel und K.Tomaschek in 37 Ortschaften) und wurde von den Landesfürsten sehr gefördert, diente dieses periodisch stattfindende Vortragen der Rechtsvorschriften und Gepflogenheiten dem geordneten Zusammenleben und das in einer Zeit , in der nur ganz wenige lesen konnten.
Es wurde aber auch Gericht gehalten über Streitigkeiten wie Nachbarrechte und Handelsgepflogenheiten sowie über Gesetzesüberschreitungen und Übeltaten.
So auch im Historienspiel „Kessendorfer Taiding“ .
Köstendorf lädt selbstverständlich auch zum Wandern entlang des „Franz Braumann-Literaturpfades“ ein. Der 3,6 km lange Rundwanderweg mit Ausgangs- und Zielpunkt Dorfplatz bietet auf 12 Schautafeln Literatur von Franz Braumann für Besucher jeden Alters – für jung und alt.
Es ist die Vielfalt der verschiedenen Literaturrichtungen und auch der Literaturinhalte – von den Sagen, Fabeln, Märchen für Kinder über Abenteuer für Jugendliche, Romane, Erzählungen, Lyrik bis zu den Biographien über besondere Persönlichkeiten wie den Sozialreformer F.W.Raiffeisen, den Hl.Wolfgang oder den Forscher Ludwig Reichhardt – was Franz Braumann von den meisten seiner Dichterkollegen unterscheidet.
Diesen Aspekt der literarischen Vielfalt hat die Köstendorfer Kulturinitiative auf den Schautafeln entlang des beschaulichen Naturpfades - hinauf auf den bewaldeten Ausläufer des Tannberges – besonders herausgearbeitet.
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