„Tragen Sie ihre Botschaft mutiger nach außen“
Studienbericht zur „Reputationsstudie der katholischen Kirche“ wurde vorgestellt
SALZBURG (eds-21.02.2018) / Im Herbst wurden die ersten Ergebnisse der „Reputationsstudie der katholischen Kirche in Österreich mit Schwerpunkt auf der Erzdiözese Salzburg“ vorgestellt. Nun liegen alle Details in einem 65-seitigen Studienbericht vor.
„Diese Studie umfasst sehr sachlich und wissenschaftlich fundiert die aktuelle Situation, wie Kirche gesehen wird. Wir hören auf die Ergebnisse hin, schauen sie genau an und werden die notwendigen Konsequenzen ziehen. Das Christentum hat immer einen Blick für die Realität gezeigt“, sagte Erzbischof Franz Lackner.
Im Rahmen des laufenden diözesanen „Zukunftsprozesses 2018“ (www.zukunftsprozess.at) ist es der Erzdiözese Salzburg auch ein Anliegen, sich ihrer eigenen Reputation zu stellen. Gemeinsam mit der Universität Salzburg beauftragte sie ein Team um Mark Eisenegger, Leiter der Abteilung Organisationskommunikation am Fachbereich Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg, mit der Durchführung einer Studie.
Kaum Indifferenz bei den Menschen
Mit diesem Projekt, das im Jänner 2017 startete und nun abgeschlossen wurde, zeigen die Studienautoren auf, wie es um den öffentlichen Ruf der katholischen Kirche bestellt ist. „Die katholische Kirche lässt kaum jemanden kalt“, betonte Studienautor und Soziologe Jörg Schneider bei der Präsentation des Studienberichts in St. Virgil. Das gelte für die Medien in gleicher Weise wie für die Bevölkerung. „Selbst jene, die angeben, dass ihnen die katholische Kirche egal ist, haben in der Regel eine dezidierte Meinung.“
Die Mehrheit der Bevölkerung habe aus der Kindheit persönliche Bezugspunkte zur katholischen Kirche, die im Laufe des Lebens jedoch an Bedeutung verlieren. „Als Kontakte zur Kirche verbleiben bei vielen nur noch die Feiertage im Jahreslauf oder die Kasualien als seltene Anlässe“, so Schneider. Im Alltag gehe die Bindungskraft zur Kirche in der Mehrheit verloren – sie werde als ein „gesellschaftlicher Fremdkörper“ wahrgenommen. Dass die Kirche einen wichtigen Beitrag zur Identität und Kultur leiste, auf der Seite der Benachteiligten stehe und einen moralischen Kompass biete, werde von den Menschen anerkannt und wirke reputationsstützend.
„Je stärker jedoch die persönlichen Bezugspunkte der Menschen mit Kirche verloren gehen, desto relevanter werden die medial vermittelten Kirchenbilder“, zeigte sich Schneider überzeugt. Dann werden oft nur „solche Inhalte rezipiert, die das eigene Kirchenbild bestätigen“.
Höhenflug der medialen Reputation dank Franziskus
Neben einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung im Spektrum kirchennaher bis kirchenferner Menschen wurden Interviews mit Medienschaffenden und eine Inhaltsanalyse der Berichterstattung von österreichischen Leitmedien ab 2004 durchgeführt. Dabei habe sich gezeigt, dass die mediale Berichterstattung über die katholische Kirche in den ersten Jahren des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. in ruhigen Bahnen verlief. „Über den Papst wird ebenso wie über die Kirche in Österreich und Salzburg überwiegend neutral bis positiv berichtet.“ Die Kirche profitiere von der wohlwollenden journalistischen Regelberichterstattung über Veranstaltungen und Personen ohne herausragende mediale Ereignisse.
Insbesondere mit der Thematisierung der Missbrauchsfälle im Jahr 2010 seien massive Reputationseinbrüche zu verzeichnen gewesen. Im Zusammenhang mit dem Absinken der Reputationskurve stehe der sprunghafte Anstieg der Kirchenaustritte. „Die Austritte werden selbst zu einem öffentlich verhandelten Thema“, weiß der Soziologe. Damit werde die mediale Reputation weiter geschwächt und die Austrittsneigung der Mitglieder, die sich bereits von der Kirche distanziert haben, zusätzlich gefördert.
Erst mit der Wahl von Papst Franziskus habe sich die mediale Reputation erholt und setzte sogar zu einem Höhenflug an. In den letzten Jahren entwickelte sich die Reputation bei sinkender Resonanz wieder nachhaltig positiv. „Die Haltung der Kirche während der Flüchtlingskrise beschert ihr die höchsten Reputationswerte der letzten zwölf Jahre“, heißt es in den Studienergebnissen.
Plädoyer für eine klare Profilierung, die selbstbewusst kommuniziert wird
Mark Eisenegger, Leiter dieser Studie, attestiert der katholischen Kirche eine Profilschwäche. „In den Medien dominieren – abgesehen von Skandalen – routinehaft wiedergegebene Kirchenereignisse oder Meldungen aus dem organisatorischen Bereich“, so der Kommunikationswissenschaftler. Die „christliche Ethik mit Rückbezug auf ihren Religionsstifter Jesus“ bleibe dabei im Hintergrund und werde „kaum an aktuellen Ereignissen plausibilisiert oder zum Leben erweckt“. Außerhalb der Kirche sei die christliche Botschaft von Kirchen kaum vernehmbar. „Tragen Sie ihre Botschaft mutiger nach außen“, so Eisenegger. Zudem würde die katholische Kirche an Kontur gewinnen, „wenn sie sich noch mehr in den gesellschaftlichen Diskurs einbringt“.
Für Balthasar Sieberer, Projektleiter des Zukunftsprozesses, sind die Ergebnisse dieser Studie sowohl Ermutigung als auch Herausforderung im laufenden diözesanen Erneuerungsprozess. „Mit vielen unserer Überlegungen und Ideen sind wir auf einem guten Weg“, sagte Sieberer.
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