Universität Salzburg widerruft Ehrendoktorat von Eduard Paul Tratz

Rektor Heinrich Schmidinger | Foto: Franz Neumayr

Der Senat der Universität Salzburg hat beschlossen, das am 20. Juni 1973 an Eduard Paul Tratz verliehene Ehrendoktorat zu widerrufen. Im Verfahren der Verleihung seien wesentliche Tatsachen, nämlich die gravierende Verstrickung von Eduard Paul Tratz in nationalsozialistisches Unrecht, verschwiegen worden. Wäre dies bekannt gewesen, hätte die Ehrung nicht stattgefunden, heißt es dazu in einer Aussendung.

Inhaltlich stütze sich die Universität Salzburg dabei auf eine Studie von Robert Hoffmann aus dem Jahr 2008. Demnach hat sich Tratz, hauptsächlich in den Jahren 1939 bis 1943, als SS-Hauptsturmführer an Kulturraub-Aktionen zugunsten des SS-Ahnenerbes in Ost- und Mitteleuropa, namentlich in Krakau und auf dem Gebiet der Sowjetunion, aktiv (und vor Ort) beteiligt. Dabei wurden unter anderem Exponate für das Salzburger „Haus der Natur“ requiriert, dessen Leiter Tratz war.

Ferner ist Tratz als Autor pseudowissenschaftlicher Publikationen sozialdarwinistischen Inhalts hervorgetreten; etwa mit dem Artikel „Kampf in der Natur“ (1943) im „SS-Leitheft“, einem vom SS-Hauptamt herausgegebenen Blatt. Dort betont er die Überlegenheit des „arischen“ und „naturnahen“ Wesens und beklagt Beeinträchtigungen durch „fremdrassige Belastungen“. In diesem Zusammenhang führt er etwa aus, dass ein tüchtiger Mensch mehr Gegner habe als ein bedeutungsloser; wenn nicht, dann sei er „eine Niete, die beseitigt werden muß“. In einer 1943 im „Ahnerbe-Stiftung Verlag“ erscheinen Schrift beruft er sich auf die angeblich rücksichtlose Ausmerzung von „Krüppeln und Mißgeburten“ in der Natur, woran sich der Mensch ein Beispiel nehmen möge. Entscheidend sei nicht das Schicksal des Einzelnen, sondern das der Gesamtheit.

"Allein schon die erwähnten Aktivitäten und Publikationen, welche im Verfahren der Verleihung verschwiegen wurden, lassen Herrn Tratz als unwürdig erscheinen, als Ehrendoktor der Universität Salzburg geführt zu werden. Die schlichte Streichung aus der Liste der Ehrendoktoren wäre eine Verfälschung der Geschichte, und soll daher nicht stattfinden. Stattdessen soll der Widerruf angemerkt werden", so Rektor Heinrich Schmidinger und Senatsvorsitzender Stefan Griller unisono.

Außerdem soll nun die Tabula Honorum der Universität auf weitere mögliche "Problemfälle" hin gründlich untersucht werden.

"Ein richtiger Schritt, den auch die Stadt Salzburg endlich setzen muss", kommentierte Bürgerlisten-Gemeinderätin Inge Haller. Denn: Tratz ist nach wie vor "Ehrenbürger" der Stadt Salzburg. „Die Stadt darf sich nicht weiter hinter irgendwelchen formaljuristischen Argumenten verstecken. Die Ehrenbürgerschaft ist abzuerkennen. Denn es ist eine Schande für die Stadt, wenn ein Mensch mit dieser Verstrickung in das Nazi-System noch immer Ehrenbürger ist“, so Haller.

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