Wohnen über den Supermärkten

Gemeinderat Christoph Ferch fordert "dort, wo es geht, eine Mischform von Gewerbe und Wohnen".
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  • Gemeinderat Christoph Ferch fordert "dort, wo es geht, eine Mischform von Gewerbe und Wohnen".
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SALZBURG (lg). SALZBURG. Im Stadtblatt-Interview spricht Christoph Ferch, der seit 2014 sozusagen als Einzelkämpfer im Gemeinderat ist, über die politischen Herausforderungen und darüber, wie er die Themen Verkehr und Wohnen angehen will.

Welche Herausforderungen sehen Sie im noch jungen Jahr 2017 auf die Stadtpolitik zukommen?
CHRISTOPH FERCH:
Das primäre Thema wird sicherlich der Verkehr sein. Da entwickelt sich die Debatte gerade in eine Richtung, die ich vertrete. Nehmen wir die Batteriebusse, da habe ich bereits im Jahr 2015 angeregt, einen Testbetrieb mit chinesischen Batteriebussen in Salzburg durchzuführen, das wurde aber abgelehnt. Ich bin der Meinung, dass man mit einfachen Maßnahmen gute Verbesserungen erreichen kann. Eben durch kleinere Batterie-Busse, die zwischen den Park-and-Ride-Plätzen und neuralgischen Punkten in der Stadt oder zum Flughafen verkehren, und zwar zügig und nicht mit unzähligen Haltestellen, wodurch die Fahrt von Park-and-Ride-Süd bis zum Hanuschplatz zu einer Odyssee wird.

Stadt und Land scheinen ja beim Thema Verkehr jetzt in die Gänge zu kommen. Was braucht es denn am dringendsten? Würden Sie dem öffentlichen Verkehr mehr Platz einräumen?
CHRISTOPH FERCH:
Es geht voran, aber es braucht noch viel mehr. Mir geht die Debatte zu sehr in Richtung "entweder – oder". Man wird die Menschen nicht durch ein Beschneiden des Autos zum Umstieg auf die Öffis bringen, sondern einzig und allein durch ein attraktives Angebot. Dann steigen die Leute freiwillig um. Nehmen wir etwa den Park-and-Ride-Platz in Salzburg Süd. Ich höre immer wieder von Bekannten, die durchaus bereit wären, ihr Auto außerhalb der Stadt stehen zu lassen, dass es hier an entsprechenden Leitsystemen zu diesen Park-and-Ride-Plätzen mangelt. Es sind zu wenig Hinweisschilder, da muss man auch das Marketing besser aufbauen. Nehmen wir etwa den Europark, da gibt es für die Autofahrer ausreichend kostenlose Parkplätze zur Benutzung, da muss die Altstadt aufrüsten.

Sprechen Sie dabei den Ausbau der Mönchsberggarage an?
CHRISTOPH FERCH:
Ja. ich bin für den Ausbau der Mönchsberggarage, auch eine Garage im Kapuzinerberg ist für mich ein Thema. Priorität hat aber klar die Mönchsberggarage. Es müsste dort auch Anreize für Benutzer von Elektroautos geben, etwa durch attraktive Preise und Ladestationen. Und noch ein Thema: der Ausbau des Stiegl-Gleises. Da werden hunderte Studien gemacht, warum etwas nicht gehen kann. Da wird zu wenig kundenorientiert gedacht. Mit dem Ausbau des Stiegl-Gleises hat man die Möglichkeit, eine schnelle Verbindung vom Bahnhof zum Flughafen zu generieren.

Stichwort Wohnen: Vizebgm. Anja Hagenauer plädiert dafür, dass künftig dichter und höher gebaut wird. Für Sie eine Horrorvorstellung?
CHRISTOPH FERCH
: Salzburg lebt vom architektonischen Erbe, nicht von der Neuen Mitte Lehen oder dem Stadtwerk-Areal. Man darf den Ast, auf dem man sitzt, nicht absägen. Stattdessen sollte man darüber nachdenken, Gewerbe und Wohnen besser zu kombinieren. Etwa beim Lidl in der Sterneckstraße, da könnte man auch Wohnungen dazubauen ebenso wie bei den meisten anderen Filialen der großen Supermärkte.

Ein Gewerbegebiet verfügt meist nicht über die Qualität eines Wohngebietes?
CHRISTOPH FERCH:
Das hängt davon ab. Am neuen Asfinag-Gelände neben der Autobahn ist es nicht ideal wegen der Abgase, aber dort, wo es geht, sollte man mehr über eine Mischform von Wohnen und Gewerbe nachdenken.

Ist die Miet-Garantie der Stadt ein richtiger Ansatz, um Wohnungen für die Vermietung zu generieren?
CHRISTOPH FERCH:
Es ist eine Möglichkeit, die Unzulänglichkeiten des Mietgesetzes zu umgehen. Aber ich denke, die Zahl von 100 Wohnungen, die dadurch geschaffen werden sollen, ist schwer zu erreichen. Man muss einfach sagen, dass das Wohnungsthema ein Gesellschaftsthema ist. Die hohe Scheidungsrate führt heute dazu, dass eben zwei Wohnungen benötigt werden, wo früher eine Wohnung ausreichend war. Die Menschen können sich das Wohnen nicht mehr leisten, trotz 40-Stunden-Job. Früher hat man als Alleinverdiener eine ganze Familie ernähren können, das ist heute kaum mehr möglich. Die Löhne sind zu niedrig, die Kosten zu hoch. Da muss die Politik ansetzen.

Mit welcher Partei sehen Sie in der Stadtpolitik die größten Verbindungen, was eine konstruktive Zusammenarbeit betrifft?
CHRISTOPH FERCH:
Ich habe mit fast allen ein gutes Verhältnis. Mir geht es rein um Themen und Sachpolitik. Ich würde mir wünschen, weniger in Prestige-Projekte zu investieren, sondern mehr auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zu achten. Etwa beim Paracelsusbad, das ähnelt mehr einem Luxus-Bad, das sich dann keiner mehr leisten kann.

Gemeinderat Christoph Ferch fordert "dort, wo es geht, eine Mischform von Gewerbe und Wohnen".
christoph ferch
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