Das Fahrzeug, das man streamen kann

Unternehmensberater Roland Haslauer präsentiert Enjoy, das E-Fahrzeug aus dem Pinzgau
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  • hochgeladen von Stefanie Schenker

Kann man Mobilität streamen wie einen Film, wie einen Song ? Ja, sagt Roland Haslauer und ergänzt: "In zehn Jahren werden Verlierer Produkte verkaufen, Gewinner verkaufen Lösungen." Der Unternehmensberater – er ist Geschäftsführer und Gesellschafter von GFB Partner – mit visionärem Weitblick arbeitet an einem solchen Mobilitäts-Streaming. 

"Sie sparen sich den Kauf eines Autos, auch die monatliche Leasingrate. Wenn Sie ein Fahrzeug benötigen, werden Sie es mit dem Smartphone bestellen und ein echter Mensch – nicht das autonom fahrende Gefährt selbst – wird es zu Ihnen bringen. Er nimmt seinen E-Roller aus dem Kofferraum und fährt wieder weg – das Auto bleibt bei Ihnen", schildert Roland Haslauer. Das Spotify der Mobilität quasi, das allerdings nicht aus dem Silicon Valley kommt, sondern aus dem Pinzgau.

Roland Haslauer: "Wir machen lieber etwas ungefähr richtig statt richtig falsch."

Praktisch: Das Fahrzeug ("Bitte sagen Sie nicht Auto zu ihm, es heißt Enjoy!") hat er gleich mitentwickelt. Dass es ein E-Auto, pardon, -Fahrzeug ist, versteht sich von selbst. Haslauer ist die treibende Kraft hinter der ersten freien Solarroute der Welt. "Enjoy" ist in 18 Monaten und durch Zusammenarbeit des "Klub 24" – ein hauptsächlich regionales Expertenteam aus kleinen, innovativen Firmen wie Metallbau Pointner oder die Wohnmanufaktur Kröll & Winkel  – entsanden. Und zwar nicht in einem riesiegen Fertigungswerk eines Autobauers, sondern im 3D-Drucker und aus 180 Materialien.

"Vorteil, dass wir uns nicht auskennen"

"Wir hatten den Vorteil, dass wir uns eigentlich nicht auskennen im Autobau" beschreibt Roland Haslauer. Mit "wir" meint Haslauer auch alle anderen aus dem "Klub 24". "Wir wollten ein neues Fahrzeug schaffen, kein bestehendes verbessern, also haben wir auf einem riesigen weißen Blatt Papier begonnen." Komplett weiß ist nun auch der Prototyp – mit verdeckten Radkappen, integrierten Leuchten, Flügeltüren und einem biogenen Innenleben.  Das kann sich sehen lassen: Sitze aus Holz, nicht dicker als 1,4 Zentimeter und von der FH Kuchl entwickelt, Lodenauskleidung am Boden, abriebefestes Sisal unter den Pedalen und Hirschlederpolsterung am Sitz. Bei der Außenhülle (aus Kohlefaser) half ein Karrosseriebauer von BMW, das erste Versuchs-Bauteil wurde in Kalifornien gedruckt. "Das hat inklusive Versand zehn Tage gedauert und 800 Dollar gekostet." Kleinere und mittlere Bauteile kommen alle aus der Region.

Enjoy kommt im Vergleich zu konventionellem Auto mit einem Fünftel der Bauteil-Anzahl aus

Akkus gibt es im Baukastensystem, eine Basisvariante, mit der man rund 100 Kilometer Reichweite schafft, und dann Zusatzmodule, die für mehr Leistung sorgen. Mit dem Fahrzeug sollen Arbeitsplätze in der Region gehalten werden und nicht in einem Werk im amerikanischen Detroit, japanischen Toyota oder deutschen Wolfsburg. Voraussetzung dafür sei, dass Enjoy mit einem Fünftel der Bauteile auskommt, die ein konventionelles Auto benötigt. "Statt 6.000 Bauteilen benötigen wir nur 1.200. Und bei konventionellen Autos liefern 80 bis 90 Prozent der Bauteile Zulieferer. Das heißt, im eigentlichen Werk wird das Auto nur mehr zusammengebaut. Warum sollten wir das nicht auch können?", so Roland Haslauer.

"Die Welt ist nicht komplex, das ist ein Irrtum. Wir glauben nur, dass sie komplex ist und delegieren deshalb gerne alles an Konzerne."

Derzeit läuft der Zertifizierungs- und Zulassungsprozess ("Wir müssen jedes Bauteil einzeln zertifizieren lassen"). Noch heuer sollen erste Testfahrten erfolgen, und im Frühjahr das "Auswildern" – sprich das auf-die-Straße-Bringen. Vorerst im eigenen Wirtschaftsberatungsunternehmen sollen verschiedene Streaming-Modelle gestestet werden. Später dann soll das Angebot ausgeweitet werden – vielleicht in Form eines Lizenz- oder Franchise-Systems. Das Know-how will Roland Haslauer aber keinen Konzernen anbieten, sondern nur mittelständischen Unternehmen. "In zehn Jahren wird es keine riesigen Automobilkonzerne mehr geben", ist er überzeugt.

Unternehmensberater Roland Haslauer präsentiert Enjoy, das E-Fahrzeug aus dem Pinzgau

Roland Haslauer: "Machbarkeit ist eines unserer Prinzipien – sonst bleibt es ja ein Hirngespinst"

Als Unternehmensberater ist Roland Haslauer jemand, der gerne rechnet. Durch das Streamen von Mobilität könne man mit einem Fahrzeug vier Menschen versorgen. Umgerechnet auf dir rund 4,8 Millionen Fahrzeuge in ganz Österreich würde das bedeuten: 1,2 Millionen Fahrzeuge wären genug. Und: Der Kaufkraftabfluss in Erdöl-Staaten würde wegfallen. "Alleine für die 300.000 Pkw, die wir in Salzburg haben, werden jedes Jahr – bei einer durchschnittlichen Kilometerleistung von 12.000 und einem Verbrauch von sieben Litern 250 bis 300 Millionen Liter Treibstoff benötigt. Der Kaufkraftabfluss pro Fahrzeug liegt gemessen an den gesamten Betriebskosten bei 5.000 bis 6.000 Euro.

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Ein Ende am Grill

Wenn Enjoy in die Jahre gekommen ist und sich langsam aus dem Leben verabschiedet, dann soll das rückstandslos erfolgen. "Wir arbeiten noch daran, dass der Leim nicht mehr giftig ist – und dann können Sie das Fahrzeug unterzünden und Freunde zum Grillen einladen", versichtert Roland Haslauer.

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