Handschöpfen: Die weiße Kunst

- Foto: Wolfgang Spitzbart
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Papier zu erzeugen hat in der Stadt Laakirchen eine lange Tradition. Schon 1869, also vor beinahe 150 Jahren, wurde der Grundstein für die Papierfabrik Steyrermühl gelegt. Knapp hundert Jahre später wurde 1967 eine Handschöpferei installiert, in der seither die „weiße Kunst“ nach historischem Vorbild gepflegt wird. Nicole Huemer hat die kleine Manufaktur in Steyrermühl vor kurzem übernommen – und viel damit vor.
Traditionelles und Handgefertigtes erlebt eine Renaissance. Auch Huemer nutzt diesen Trend: „Bei uns gleicht kein Blatt Papier, das wir produzieren, dem anderen. Jedes Stück besitzt ein individuelles Flair.“ Unterschiedliche Bearbeitung unterstreicht das „gewisse Etwas“: Verschiedene Farben, Prägungen, persönliche Wasserzeichen im Papier, Falzen, Bedrucken, Kalligrafie (handschriftliches Beschreiben mit Schönschrift) oder besondere Verpackungen. Etwa 10.000 einzeln handgefertigte Blätter erzeugt die Manufaktur unmittelbar neben dem Papiermachermuseum pro Jahr. Alleine könnte Nicole Huemer das nicht schaffen – deshalb helfen fleißig ihr Papa, ihr Mann, ihre beiden Kinder und die Schwester mit. Handgeschöpftes Papier zu verwenden oder zu verschenken zeigt Stil. Immer mehr Menschen kommen in den kleinen Betrieb an der Traun, um sich Einladungen für Hochzeiten oder Feiern fertigen zu lassen.
Von Baumwolle zu Papier
Die Erzeugung von handgeschöpftem Papier klingt recht einfach: Notwendig sind lediglich Baumwolle (oder Hanf), Leim und Wasser. Zuerst wird die Baumwolle im „Holländer“ gemahlen, um feinste Fasern zu bekommen. Die werden dann in einer Bütte mit Leim und Wasser vermischt. Dieser Brei ist sehr feucht – denn er hat einen Wasseranteil von 99 Prozent und einen Stoffanteil von nur einem Prozent. Ist das Grundmaterial fertig gerührt, beginnt der eigentliche Schöpfvorgang: Mit einem Metallsieb, das von einem Holzrahmen umschlossen wird, wird der Stoff aus der Bütte geschöpft, dann das überschüssige Wasser abgelassen, der Rahmen vom Sieb gelöst und das noch sehr nasse Papierblatt auf einen Filzflecken gestürzt. Dieser Vorgang wird „Gautschen“ genannt.
Um das Wasser aus dem Papier zu bekommen, werden mehrere übereinandergestapelte Filze zuerst in einer Zylinderpresse mit 200 Bar Druck „ausgequetscht“ und danach kommen die Blätter in einen Trockenzylinder, bei dem das restliche Wasser bei einer Temperatur von etwa 110 Grad verdampft. Nach dem Trocknen sind die Papierblätter fertig – die Weiterverarbeitung mit Prägen, Drucken oder Beschriften kann beginnen.
Wer das Handschöpfen selbst ausprobieren möchte, ist in der Manufaktur immer willkommen. Einfach unter www.handschoepferei.at einen Termin ausmachen.


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