Emotionale Geburtsbegleiterin
Angelika Wirth-Zauner ist Schärdings erste Doula

Für Angelika Wirth-Zauner ist der Job als Doula mehr Berufung als Beruf.  | Foto: Bichler
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Die Schärdingerin Angelika Wirth-Zauner beendete im November 2019 ihre Ausbildung zur Doula – zur emotionalen, nicht-medizinischen Geburtsbegleiterin. 

SCHÄRDING. Im Interview erzählt die gelernte Tierärztin, wie sie zur Doula wurde und worin sie sich von einer Hebamme unterscheidet.

Was ist eine Doula?
Wirth-Zauner: Das Wort "Doula" kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet "Dienerin der Frau". Doulas stehen Gebärenden schon seit Jahrhunderten vor, während und nach der Geburt einfühlsam zur Seite. Als emotionale, nicht-medizinische Begleiterin. Das ist wichtig! Wir sind ausschließlich für das Wohlergehen der Frauen zuständig und können keine Hebamme ersetzen. 

Was macht eine Doula?
Wir unterstützen die Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen – etwa durch Gespräche in der Schwangerschaft, durch durchgehende Anwesenheit während der Geburt und stehen auch im Wochenbett als emotionale Stützen zur Seite. 

Wie sieht die Begleitung konkret aus?
Meist gibt es ein bis zwei Treffen vor der Geburt. Da wird besprochen, was die Frauen brauchen und wie sie sich die Geburt vorstellen, wie sie sich die Begleitung wünschen. Dann sind wir während des gesamten Geburtsprozesses dabei. Und zum Nachbesprechen gibt's meist auch noch ein bis zwei Termine. Viele Doulas verfassen etwa schöne persönliche Briefe an das Baby, in denen sie ihm beschreiben wie seine Geburt verlaufen ist.

Ähneln sich die Begleitungen oder ist jede anders?
Da jede Person individuelle emotionale Bedürfnisse und Wünsche hat und auch die Gegebenheiten vor Ort oft unterschiedlich sind, gestaltet sich jede Begleitung durch eine Doula anders. Wir begleiten auch Sternenkinder und stille Geburten. Da braucht's natürlich ganz besonders viel Einfühlungsvermögen.

Was unterscheidet eine Doula von einer Hebamme?
Ganz viel. Das Wichtigste: Hebammen kümmern sich um die medizinische Komponente, wir sind ausschließlich für den emotionalen Part zuständig. Wir können also keine Hebamme ersetzen.

Wieso ist das so wichtig?
Weil wir über keine entsprechend medizinische Ausbildung verfügen. Bislang befürchten Hebammen oder Ärzte, dass wir uns in ihre Aufgabenbereiche einmischen. Dem ist nicht so. Wir stehen nicht im Weg, sondern sind nur für das Wohlergehen der Frauen da.

Gibt's sonst noch Unterschiede zur Hebamme?
Mal überlegen. Doulas sind nur für eine Person da und sind während der Geburt ununterbrochen bei der Gebärenden. Hebammen haben bisweilen gleichzeitig mehrere Gebärende zu versorgen. Dann gilt unser Blick auch dem Mann. Die Erfahrung zeigt, dass viele werdende Väter es als Erleichterung empfinden, wenn eine zweite Begleitperson anwesend ist. Und es gibt auch Studien, die zeigen, dass die Rate der Kaiserschnitte und Saugglockenentbindungen sinkt, wenn Doulas oder andere emotionale Unterstützerinnen bei der Geburt dabei sind.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich zur Doula ausbilden zu lassen?
Eine Bekannte aus Braunau hat die Ausbildung gemacht. Da habe ich mich dann erkundigt und fand's gleich toll. Im März 2019 hab ich dann mit dem ersten Modul angefangen. Im November 2019 wurde ich fertig.

Wo kann man sich in Österreich zur Doula ausbilden lassen?
Das geht nur in der Steiermark, in Fürstenfeld. 

Wie sieht die Ausbildung aus?
Der Lehrgang dauert etwa ein halbes Jahr und gliedert sich in sechs Module. Diese finden immer von Freitag bis Sonntag statt. Auch schon erfahrene Doulas aus andere Kulturen und Ländern wie Kanada kommen dabei zu Wort. 

Was ist das Besondere am Doula-Job – für Sie?
Für mich und für die meisten Frauen, die sich zur Doula ausbilden lassen, ist's kein Beruf, sondern eher eine Berufung. Bei den Kursen merkt man: Es sind alle so begeistert. Die Ausbildung war viel besser als ich es mir vorgestellt habe.

Wie viele Doulas gibt's in Österreich?
Das ist schwer zu sagen, denn nicht alle Doulas sind im Verein "Doulas in Austria". Diejenigen, die drin sind,  sind einem Ethikkodex verpflichtet. In Wien und der Steiermark sind Doulas mittlerweile schon sehr aktiv. Oberösterreich ist dagegen eher ein Spätstarter. 

Das heißt?
Ich schätze, es gibt nicht mehr als rund 20 Doulas in unserem Bundesland. Im Bezirk Schärding bin ich die einzige.

Wo finde ich als werdende Mutter eine Doula?
 Auf unserer Homepage [urlnt=http://www.doula.at]www.doula.at[/url] und über Angelika Rodler, die Gründerin des Doula-Lehrgangs.

Wer nimmt sich eine Doula? Gibt's da Erfahrungswerte?
Das ist ganz unterschiedlich. Das gibt es kein Schema. Jede Frau kann emotionale Unterstützung brauchen. 

Wie viel kostet eine Doula?
Das ist unterschiedlich. Manche legen Tarife fest, manche haben Zusatzausbildungen und manche machen es ehrenamtlich.

Waren Sie schon mal als Doula aktiv?
Nein, obwohl wir auch schon während der Ausbildung begleiten können. Doch bei uns kennt diese Form der Geburtsbegleitung einfach noch fast niemand.

Für Angelika Wirth-Zauner ist der Job als Doula mehr Berufung als Beruf.  | Foto: Bichler
Die gelernte Tierärztin Angelika Wirth-Zauner schloss im November 2019 ihre Ausbildung zur Doula ab.  | Foto: Bichler
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