Marianne Unger
Vierfache Mutter startete mit 41 Jahren Metaller-Lehre
Marianne Unger aus Kopfing stieg von der Gastro auf Metallbranche um – und fing ganz von vorne an.
WERNSTEIN AM INN. Eine Lehre im "fortgeschrittenen" Alter mit 41 beginnen und das auch noch als Frau in der männerdominierten Metallbranche – diesen mutigen Schritt hat Marianne Unger gewagt. Die Kopfingerin arbeitete vorher in der Gastronomie und hat vier Kinder – zwei sind schon aus dem Haus, zwei noch recht klein. Nach der Trennung von ihrem Mann waren die Arbeitszeiten am Abend und am Wochenende nicht mehr möglich. Also begann Unger, sich beim AMS über Umschulungen zu informieren.
"Schweißen hab ich schon immer gerne gemacht und beim Recherchieren hab ich gemerkt, dass in der Region viele CNC-Fräser gesucht werden", erzählt sie. "Für mich war die entscheidende Frage: Was kann ich auch in zehn Jahren noch machen?"
Schnell wurde Marianne Unger auf Metall-Auer aufmerksam. Sie griff zum Handy und rief direkt bei Chefin Maria Auer an. Nur wenig später war sie dort schnuppern und fand Gefallen an dem Job. Gemeinsam mit Personalchefin Auer und dem AMS suchte Unger Möglichkeiten, wie sich die Umschulung zeitlich und finanziell stemmen lässt. Die Wahl fiel schließlich auf die Alu-Stiftung. Dort muss sie monatlich einen Bericht abgeben und genug Praxisstunden vorweisen, dafür unterstützt die Stiftung ihren Jobwechsel. Für Marianne Unger war klar, dass sie eine Lehre machen möchte:
"Wenn, dann wollte ich es gescheit machen. Ich hatte auch kein Problem damit, mich mit Jüngeren in die Berufsschule zu setzen." Marianne Unger
Die Mühe hat sich gelohnt: Die angehende Metalltechnikerin überzeugt in der Berufsschule und kann jedes Jahr einen ausgezeichneten Erfolg vorweisen. Für ihre Lehrlingskollegen, fast alles Burschen im Alter von 15 bis 20 Jahren, hat Unger nur Lob: "Die Burschen und auch die Lehrer waren wirklich lieb und haben mich integriert. Sie haben mir geholfen, ich hab ihnen geholfen."
Mehr Lebenserfahrung hatte auch Vorteile
Auf die Frage, ob das Mehr an Lebenserfahrung auch einen Vorteil hatte, meint sie: "Ganz sicher, in dem Alter weißt du, warum du es tust." Der Wiedereinstieg ins Lernen habe ihr wenig Probleme bereitet, da sie erst vor kurzem einen Feuerwehrkurs absolviert hat. Viel herausfordernder war es hingegegen, Zeit fürs Lernen zu finden, da abends die Kinder und der Haushalt warten. "Besonders schwierig sind die Ferien, wenn der Hort zu hat", berichtet die 43-Jährige. Doch nun hat es Marianne Unger bald geschafft. Am 11. Jänner war ihr letzter Tag als Lehrling. In diesen Tagen absolviert sie ihre Abschlussprüfung und das Fachgespräch. Fällt das positiv aus, hat sie ihre Lehre mit verkürzter Lehrzeit erfolgreich abgeschlossen. Künftig wird Unger bei Metall-Auer im Stahlbau arbeiten. Nicht mehr Tablett und Schank, sondern Schlagschere, Abkantpresse, Stapler und Hallenkran sind ihre neuen Arbeitsgeräte. Als Metalltechnikerin fertigt sie Stahlkonstruktionen und Aluportale für verschiedenste Bauprojekte.
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