Leserbrief
Ein Stück Scheibbser Stadtgeschichte ist verschwunden
- Diese alte Einfahrt ist in Scheibbs entfernt worden.
- Foto: Hans Hagen Hottenroth
- hochgeladen von Roland Mayr
Leser echauffiert sich über den "achtlosen Umgang mit historischer Bausubstanz in der Stadt Scheibbs".
SCHEIBBS. Wieder ist ein Stück Stadtgeschichte verschwunden! Das malerische Einfahrtstor zum Hof hinter dem ehemaligen Gasthof Frech (heute Hudl) und dem ehemaligen Kaufhaus Seidl (zuletzt Friseurin Heidi) mit dem Übergang von einem Haus zum anderen (Hauptstraße 10 - 11) wurde abgerissen, damit Baumaschinen für ein, von vielen Scheibbsern als fragwürdig eingestuftes, Bauvorhaben die Zufahrt in diesen Hof passieren können.
Ohne auf die näheren Umstände und Genehmigungen dieses Bauvorhabens einzugehen, müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass durch fehlendes Geschichtsbewusstsein und Kulturverständnis – auch von Privatpersonen – noch immer und immer wieder alte Bausubstanz verloren geht. In Amerika (bzw. in den USA) setzt das niemand voraus, und es fällt niemandem auf, wenn ein ganzer Straßenzug von einem Jahr auf das andere nicht wiederzuerkennen ist.
Historische Bausubstanz ist essenziell
Bei uns ist diese historische Bausubstanz oft das Wichtigste - wenn nicht das einzige - Kapital, das unsere geschichtsträchtigen Märkte und Kleinstädte noch haben. Firmen, ganze Industrien können von einem Tag auf den anderen verschwinden und untergehen, das Ortsbild bleibt - oder eben nicht! Vor unseren Augen verkommen, zerbröseln und verschwinden auf diese Weise kulturelle und historische Kostbarkeiten und gehen unwiederbringlich verloren.
In Scheibbs denken wir dabei z. B. an das Gasthaus Schoder (noch aus der Renaissance), das Hummelhaus mit seinem noch gotischen Baukern oder an das Hotel aus der Gründerzeit – ersetzt durch Bauten, die in jeder x-beliebigen Großstadteinfahrt auch stehen könnten. Wir bedauern den völlig unsinnigen Abriss des alten, barocken Janda-Hauses, ersetzt von einer hässlichen Schachtel, deren Räume meist leer stehen; die Alpenland - Bau-Ges. lässt die prachtvolle Pöll-Villa (gegenüber des Bahnhofes) so lang verkommen, bis sie abbruchreif ist. - Die Liste ließe sich fortsetzten ...
Doch nicht nur Scheibbs! Besonders ärgerlich ist das Gefasel von der "Besonderheit der Eisenstraße", dabei verkommen an dieser Straße nach und nach alle Besonderheiten, die von dieser Straße noch übrig sind: Die Ruine des Eisenhammers am Fuße des Grubberges - abgerissen; die Mauer rund um die Kartause, vor wenigen Jahren noch ganz und der Pulverturm teilweise vorhanden, zerbröselt vor unseren Augen - niemand interessiert das; die Türkenmauer in der Pledichen (zwischen Kienberg und Brettl) ist in den letzten Jahrzehnten um mehr als die Hälfte niedriger geworden, obwohl der Verfall leicht zu stoppen gewesen wäre und heute noch ist; das höhenverstellbare Wehr in der Erlauf in Neubruck, von Töpper selbst konstruiert und das erste dieser Art, sang- und klanglos abgerissen; Die Luegerbrücke - unter Denkmalschutz, darf in der Ansicht nicht beeinträchtigt werden - zu einem Drittel von einer neuen Lagerhalle verdeckt; der Meilenstein "4 Meilen von Pöchlarn" - eine Relikt der Maria-Theresianischen Postmeile aus 1756 - seit Jahren nicht gereinigt und so verschmutzt, dass er nicht mehr gesehen wird, ... die Liste ließe sich fortsetzen.
Ein Zug der Zeit?
Muss das sein? - Oder interessiert das ohnehin niemanden?
- Leserbrief: Hans Hagen Hottenroth aus Scheibbs setzt sich für den Erhalt historischer Bauten in der Region ein.
- Foto: MeinBezirk
- hochgeladen von Roland Mayr
Es ginge aber auch anders - Bespiel: Der Markt Wang hat das Schloss, den Uhrturm, den Pranger, die Schlosskapelle und die ehemaligen Ställe vorbildlich restauriert und zu einem historischen wie zeitgenössischem Zentrum gestaltet! Zum Schaden des Ortes? Nein!
Der Kirchenplatz in Purgstall hätte grauenvoll werden können - ist er nicht - dank öffentlicher und privater Initiative! Zum Schaden Purgstalls? Nein!
Hans Hagen Hottenroth, Scheibbs
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