Billard in Wieselburg: Das Turnier der Kaffeehaus-Spieler
Vom Brauhaus in die Bienensteingasse: Die Geschichte des Karambol-Billards in der Bierbraustadt.
WIESELBURG (MiW). Früher, da wurden noch Geschäftsbeziehungen statt beim Golf beim Billardspiel in verrauchten Räumen mit Teppichboden angebahnt:
Viel von dem ehemaligen Glanz des Spiels ist nicht mehr übrig, doch seit 1992 sorgt sich der "Wieselburger Billard Sportclub" um den Erhalt des Präzisionspiels.
Bei den Wieselburgern hatte die Leidenschaft dazumals im örtlichen Brauhaus begonnen, erzählt Sportleiter Wolfgang Karner, da dort noch ein Tisch stand.
An und für sich, sei das spezielle Karambol-Billard ein "Kaffeehaus-Spiel", bei dem man sich "herrlich entspannen kann, weil man vom Stress und dem Druck runterkommt."
Zudem, so der rüstige Spieler, der seit 30 Jahren diesen Sport ausübt, ist Billard ein Sport, den man bis ins höchste Alter ausüben kann.
Im Nichtraucher-Raum des Wieselburger Clubhauses in der Bienensteingasse wurde dieser Tage ein Turnier veranstaltet - alle Spieler hatten gut 30 Jahre Erfahrung anzubieten. Wenn nicht sogar mehr, so wie der aus Wien-Mariahilf angereiste Teilnehmer Friedrich Olejak, der bereits seit 56 Jahren diesem Sport nachgeht.
Auf die Aussage des Redakteurs hin: "Sie spielen doppelt so lange, wie ich alt bin", lachte Olejak und entgegnete: "Dann, nach so langer Zeit, sollte ich in diesem Sport aber wesentlich besser sein!"
Der Schmäh läuft im "Wieselburger Billard Sportclub", nur eines bereitet dem rund 25 Mitglieder starken Club Sorgen: Der Nachwuchs - denn mit der Ausnahme des Ybbsers Fabian Zettl gibt es keine jungen Spieler.
Die eigentliche Tragik dahinter liegt im vergeudeten Talent einer ganzen Billard-Generation, denn der Wieselburg Billardclub bietet alle drei Wochen ein Training unter jemandem an, der in der Szene kein "Niemand" ist. So nimmt auch Fabian Zettl Trainingsstunden bei Billard-GroßmeisterKurt Mastny, der zu diesem Anlass regelmäßig von Wien nach Wieselburg fährt. Jener ist "lediglich" 16-facher Solo-Staatsmeister - rechnet man seine Titel im Team-Wettbewerb hinzu, wird man als Neuling von jemandem unterrichtet, der über 30 (!) Staatsmeistertitel vorzuweisen hat.
Doch nach wie vor mangelt es an den Jungen - die Teilnehmer des Billard-Turniers, Disziplin "Cadre 35/2", hatten allesamt längere Spielerfahrung, als der Redakteur überhaupt Lebensjahre aufweisen konnte.
Doch wie kommt man überhaupt zu diesem Sport? Durch Ausprobieren!
Der Turnier-Sieger Robert Krakhofer triumphierte ungeschlagen in den acht Spielen. Er sei "aus einem Jux-Spiel mit Freunden heraus" zu diesem Sport gekommen. Und seit 30 Jahren ist er diesem treu geblieben.
Sportleiter Wolfgang Karner weiß, wovon der Sieger spricht: "Ich wünsche mir eine junge Spieler-Partie, die das unbedingt einmal ausprobieren möchten. Wer es eben zum Jux versucht, der findet bald Gefallen an dem Sport."
"Kann ich vielleicht meine E-Mail-Adresse angeben, vielleicht melden sich ein paar Junge. Ich würde mich auch gerne dazu bereit erklären, sie ein wenig in den Sport einzuführen", fragt der versierte Spieler nach.
"Natürlich", entgegnet ihm der Redakteur, "denn dafür sind wir doch da!": karner.wies@aon.at
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