Wieselburg: aus zwei mach eins
Günther Leichtfried und Karl Gerstl stehen einer Gemeindefusion durchaus offen gegenüber.
BEZIRKSBLÄTTER: Was halten Sie vom Aufruf zum Wahlboykott steirischer Bürgermeister, aus Protest gegen Gemeindezusammenlegungen?
Günther Leichtfried: "Das ist sicherlich Ausdruck eines Unmutes, den die Bürgermeister haben, da sie zu wenig eingebunden wurden. Eine Fusion darf nicht von ganz oben verordnet werden. Es müssen vor allem die Bürger sagen: 'Ja wir wollen zusammen'."
Karl Gerstl: "Für mich ist das völlig unverständlich. Als Bürgermeister sollte ich schon wissen, wo ich hingehöre."
Könnten Sie sich vorstellen,
zusammenzugehen?
L: "Prinzipiell kann und soll man darüber nachdenken. Wenn man so etwas macht, muss es aber in irgendeiner Form Verbesserungen bringen."
G: "Wir haben eine Region, wo auch die Bezirksgrenze zu diskutieren wäre. Zu Wieselburg Stadt und Land würden auch Petzenkirchen und Bergland dazupassen. Das wäre ein geschlossener Raum und ab 10.000 Einwohner zahlt es sich erst finanziell aus."
Wie würden Ihre Bürger auf Zusammenlegung reagieren?
L: "Bei uns in Wieselburg ist sicherlich ein fruchtbarer Boden, weil die Menschen hier nicht so ein Identifikationsproblem haben. Ob Land oder Stadt, die fühlen sich alle als Wieselburger."
Was spricht dagegen?
G: "Momentan spricht mit Sicherheit dagegen, dass man in den letzten Jahren nicht intensiv darüber diskutiert hat."
L: "Ich glaube, dass vielleicht da und dort ein bisschen eine Befürchtung da sein wird, einen Identitätsverlust zu erleiden."
Vorteile einer Trennung?
L: "Das ist schwer herauszukristallisieren, weil wir ja die Alternative nicht kennen."
G: "Wir haben das Gefühl, dass beide Gemeinden so auch sehr gut funktionieren."
Gibt es Bereiche, in denen Sie erfolgreich zusammenarbeiten?
G: "Trotz des großen politischen Unterschiedes, den wir haben, gibt es sehr viel Zusammenarbeit."
L: "Während andere zum Beispiel drei Feuerwehren für eine Gemeinde haben, haben wir eine miteinander."
Sehen Sie Einsparungspotenzial durch Zusammenlegung?
L: "Das wäre jetzt eine Kaffeesudleserei."
G: "Das Einzige was wir sicher wüssten, ist, dass erst ein Anreiz da ist, wenn die Gemeinden über 10.000 Einwohner haben."
Gibt es auch andere Kandidaten für eine Fusion im Bezirk?
G: "Ich als Landbürgermeister mache mir da keine Gedanken."
L: "Es ist nicht unsere Aufgabe über das nachzudenken."
Was halten Sie von Frank Stronachs Plänen zum Thema?
L: "Stronach hat ja bei der Landtagswahl nicht einmal die Anzahl der Gemeinden gewusst, die wir in Niederösterreich haben."
G: "Es zeigt wieder, mit 82 kann man sich zwar in die Politik einmischen, aber verstehen tut er nix, das hat man jetzt gemerkt."
Interview: C. Handler
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