520 von 840 Einwohnern in der Gemeinde Strass i.Z. von 100-jährigem Hochwasser betroffen
Hochwasserschutz in Strass i.Z. wichtiger denn je - Schutz für das gesamte Siedlungsgebiet

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Am 22. Jänner 2019 fand im Festsaal in der Gemeinde Strass im Zillertal eine öffentliche Gemeindeversammlung zum Thema Hochwasserschutz statt. Dass das Interesse der Strasser Bevölkerung zu diesem Thema riesengroß war, konnte man an der Besucheranzahl im vollbesetzten Festsaal feststellen, wären doch 60 % aller gewidmeten Flächen von einem 100-jährigen Hochwasser bedroht. Der Schutz solle das gesamte Siedlungsgebiet, sämtliche Baulandflächen, Sonderflächen für Bauland und Landwirtschaft außerhalb des Siedlungsgebietes ebenso umfassen und eine deutliche Reduktion der natürlichen Überflutungsflächen im Freiland von derzeit 250 ha ermöglichen.

Zu dieser Gemeindeversammlung konnte Bürgermeister Ing Karl Eberharter den Schwazer Bezirkshauptmann Dr Michael Brandl, mehrere Expertinnen und Experten vom Land Tirol, Abteilung Wasserwirtschaft, des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus, die Strasser GemeinderäteInnen und etwa 250 Strasser Bürgerinnen und Bürger im Festssaal begrüßen und willkommen heißen. Sowohl Bürgermeister Karl Eberharter, als auch Bezirkshauptmann Dr Brandl stellten in ihren Eingangsstatements klar, dass es einen wirksamen Hochwasserschutz in der Gemeinde Strass i.Z. unbedingt brauche. Auch wenn die Herangehensweise zu solchen Maßnahmen für die Gemeinde, die betroffenen Grundbesitzer und die Behörden oftmals mit schwierigen Verhandlungen verbunden sei und vielfach bei den betroffenen Grundbesitzern Emotionen auslöse, müsse man alles tun - und das sei der entscheidende Faktor - so Bgm Eberharter, um die Bevölkerung vor Katastrophen größtmöglich zu schützen. Denn 520 von 840 Einwohnern in Strass sind von Hochwasser betroffen und 60 Prozent des Siedlungsgebietes liegen im Gefahrenbereich, welches dann bis zu 3 Meter unter Wasser stehen würde. 212.000 Quadratmeter (21 ha) Bauland liegen in der roten und gelben Gefahrenzone. Dazu kommen noch 93.000 Quadratmeter (9,3 ha) Sonderfläche (Hofstellen, Klärwerk, Viehhandel etc.), die ebenfalls in Gefahrenbereichen liegen. Damit sind 60 Prozent aller gewidmeten Flächen im Gemeindegebiet von Strass von einem 100-jährlichen Hochwasser massiv betroffen.
„Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass wir uns mit dem Thema Hochwasserschutz intensiv befassen und alle Teile der Bevölkerung umfassend und sachlich über den geplanten Hochwasserschutz informieren“, legt Bürgermeister Karl Eberharter in seinen einführenden Worten den Grund für die Gemeindeversammlung dar. „Als Bürgermeister möchte ich lieber heute als morgen höchstmögliche Sicherheit für die Gemeindebürgerinnen und Gemeindebürger“.

Im Zuge des Hochwasserschutzprojekts für das Mittlere Unterinntal würden im Gemeindegebiet von Strass alle derzeit gefährdeten Siedlungs- und Sonderflächen einen Hochwasserschutz erhalten. „Für die Bevölkerung und die Gemeinde bedeutet das, dass Bauvorhaben wieder leichter und ohne Einschränkungen aufgrund der Hochwassergefahr realisiert werden können“, so Eberharter. Das gilt insbesondere auch für die 27 gewidmeten, aber noch nicht bebauten Baugrundstücke in Strass.
Derzeit sind 250 Hektar landwirtschaftlicher Grund natürliche Überflutungsflächen und im Gefahrenzonenplan als rote oder gelbe Gefahrenzonen bzw. rot-gelbe Funktionsbereiche ausgewiesen. Diese Flächen sind nach dem Tiroler Raumordnungsgesetz bereits jetzt von einer Bebauung grundsätzlich freizuhalten und stehen schon derzeit nicht für eine Siedlungsentwicklung zur Verfügung. Im Zuge des Hochwasserschutzes würden sich die natürlichen Überflutungsflächen erheblich reduzieren.
Werden von Hochwasser bedrohte Siedlungsgebiete geschützt, bedeutet das, dass Wasser verdrängt wird. Dieses verdrängte Wasser darf aber nicht einfach an die flussabwärts liegenden Gemeinden weitergegeben werden. Aus diesem Grund soll im Ortsteil Rotholz ein so genannter optimierter Retentionsraum entstehen. Strass wäre demnach Standortgemeinde eines solchen optimierten Retentionsraums. Drei Viertel der beanspruchten Flächen sind Landesgrund, kein Privatgrund. Allen betroffenen privaten Grundeigentümern wurden bereits Gespräche angeboten, um Anregungen für die weitere Planung aufzunehmen.

Das präsentierte Konzept des Schutzprojekts stellt einen Zwischenstand der Planung dar, das nun zügig gemeinsam mit den Gemeinden als Wasserverband weiterentwickelt werden soll. Der nächste Schritt in Richtung Hochwasserschutz ist die Beschlussfassung der Statuten des Wasserverbandes in den Gemeinderäten und die Gründung eines Wasserverbandes bestehend aus den 13 betroffenen Gemeinden zwischen Pill und Münster und den vier Infrastrukturträgern. Der Wasserverband beauftragt die weitere Planung und ist auch Bauherr und Betreiber des Hochwasserschutzprojekts.
Was den Hochwasserschutz anlangt, so gehen bei manchen die Emotionen hoch. Mit dieser Gemeindeversammlung wollen wir unseren Bürgerinnen und Bürgern eine sachliche und auf Fakten basierende Information bieten“, fasst Eberharter zusammen.

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