Jenbach: „Sahelzone“ der Architektur?

JENBACH (fh). Wer über die Autobahnbrücke nach Jenbach fährt, dem stechen sie unweigerlich ins Auge. Die pastellfarbenen Wohnanlagen am oberen westlichen Ortsende der Gemeinde. Das architektonisch und bautechnisch äußerst gewagte Unternehmen stand seit jeher unter keinem guten Stern und die schwache Auslastung der dortigen Wohnungen ist ein Spiegelbild des Projektes an sich. Warum dem so ist kann mit zwei Worten treffend beschrieben werden: Zu teuer. Es sollte ein Wohnbauprojekt der besonderen Art werden, das auf den Grundstücken einer alteingesessenen Jenbacher Bauernfamilie entstehen sollte. Ein Schweizer Projektmanager überzeugte die Bäuerin und ihre Familie davon, in steiler Hanglage 25 Penthousewohnungen mit einer jeweiligen Nutzfläche von 100 bis 150 Quadratmetern zu errichten ( kolportiertes Bauvolumen zwischen 10 und 14 Millionen Euro). Diese Wohnungen sollten in weiterer Folge zum stolzen Preis von ca. 600.000,- Euro pro Einheit weiterverkauft werden. Laut Insiderinformationen ist das Projekt größtenteils frei (sprich ohne Wohnbauförderung) durch die Hypo-Bank finanziert. Mittlerweile wurden einige der Wohnungen zweigeteilt, was jedoch den Absatz nicht sonderlich angekurbelt hat. Derzeit sind sechs von 25 Wohnungen in unterschiedlichen Wohnhäusern besetzt.

Am Markt vorbeigebaut?
Das Problem der Wohnanlage „Kirchlergründe“ dürfte sein, dass der Markt für Wohnungen in dieser Preisklasse sehr klein ist und man es bereits im Vorfeld verabsäumt hat, finanzkräftige KäuferInnen für die Objekte zu finden. „Jeder in Jenbach hat sich gefragt wie das gehen soll, denn so ein Megaprojekt hinzuklotzen ohne die Sicherheit zu haben, dass man danach die Wohnungen los wird ist schon mehr als gewagt“, erklärt ein Insider.

„Wenn man so ein Projekt in Kitzbühel gebaut hätte, wären die Wohnungen vermutlich innerhalb einiger Monate weg gewesen, aber Jenbach ist eben nicht Kitzbühel und die wirtschaftlichen Voraussetzungen für das Projekt waren nicht die besten. Man muss allerdings sagen, dass es nicht Aufgabe der Gemeinde ist zu beurteilen, ob private Investoren mit einem Wohnbauprojekt ein Geschäft machen oder nicht. Juristisch ist alles wasserdicht und wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte es die Gemeinde auch nie genehmigt“, erklärt ein Mitglied des Jenbacher Gemeinderates. Über die Optik des Projektes haben Jenbacher Gemeindebürger ebenfalls nicht viel Positives zu verlieren. „So einen hässlichen Bau kriegt man selten zu Gesicht“, erklärt ein Jenbacher Gemeindebürger, der anonym bleiben will.

Holub bedauert
Jenbachs Bürgermeister Wolfgang Holub zu dem Projekt: „Ich bedaure, dass sich für die Wohnanlage keine KäuferInnen finden. Meines Wissens kann man die Objekte nun auch im Zusammenhang mit Wohnbauförderung erstehen. Im Zuge der Errichtung gab es natürlich Zusatzkosten.“

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