RMagazin Buchtipp: Konrad Paul Liessmann – "Bildung als Provokation"

"Man kann die Welt auch dadurch erleuchten, dass man sie in Brand steckt." – von Mirjam Dauber.

Bequem ist dieses Buch nicht, schnell gelesen wohl auch nicht. Immer wieder muss man innehalten, reflektieren, überdenken, sich dem Spiegel stellen, den einem der Autor direkt vor die Nase hält. Die Kritik persönlich nehmen, im positiven Sinne, denn wenn „die Gesellschaft“ am Pranger steht, dann trifft das jede und jeden Einzelne/n. Konrad Paul Liessmann, österreichischer Philosoph und Denker, setzt sich in seinem Buch „Bildung als Provokation“ mit einem Querschnitt aktueller Streitpunkte und Zukunftsfragen auseinander und sein niederschmetternder Befund ist ein ebenso harter wie kluger. Liessmann beschönigt nicht, er verniedlicht und verharmlost nicht, er legt den Finger in die Wunde, treffsicher. Ob es nun um die aktuelle Bildungswahrheit geht, die Wissenserwerb der zeitgeistigen Kompetenzorientierung opfert. Oder um eine Konsumgesellschaft, die in ihrer Gier nach Wertlosem Abfall in gigantischem Ausmaß produziert. Liessmann philosophiert über die Bedeutung der Hände und ihrer Fertigkeiten in Zeiten der „Daumenwischerei“. Er skizziert ein Europa, nicht (nur) als ein wirtschaftlich-politisches Projekt, sondern als ein ästhetisches. In all seinen Überlegungen landet er immer wieder, zwischen den Zeilen oder lautstark beim gebildeten, gar belesenen Menschen. Doch den fürchten wir trotz steter Beschwörung von Bildung als Allheilmittel und Antwort auf alle Fragen und haben ihn als Ideal schon lange aufgegeben. Liessmann provoziert, muss provozieren, in diesen Spiegel schauen wir.