Finkenberg
Sanfte Bewirschaftung im Naturschutzgebiet Glocke

Die Bewirtschaftung im Schutzgebiet "Glocke" wird schonen, per Pferd, durchgeführt.  | Foto: HGNPZA
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FINKENBERG (red). Die „Glocke“ liegt auf rund 850 m Seehöhe in Finkenberg. Sie ist seit 1977 „Geschützter Landschafts-teil“ und wird vom Team des Hochgebirgs-Naturparks mitbetreut. Am 14. Oktober fand für die Schüler:innen der Volksschulen Finkenberg und Mayrhofen ein Aktionstag statt, bei dem an mehreren Stationen gezeigt wurde, wie dieses kleine Naturjuwel klimafit gemacht wird.

Fit für die Zukunft

Die Glocke soll durch das Naturschutzprojekt fit für die Zukunft gemacht werden. Die Lindenbestände aus Sommer- und Winterlinden gehören zum naturschutzfachlichen „Markenzeichen“ der Glocke. Teilweise werden sie aber von Fichten verdrängt und sind nur spärlich in der Naturverjüngung vorhanden. Um diesen einzigartigen Waldtyp gezielt zu fördern, wurden daher in einem ersten Schritt einzelne Fichten gefällt. Am Aktionstag zeigten Forstarbeiter und die Pferderücker Hubert Kirchmair und Daniela Daurer mit dem Noriker-Hengst Garant, wie diese Fichten aus dem Wald entfernt werden. Naturpark-Geschäftsführer Willi Seifert berichtete, dass die für die Glocke typische Linde und Buche sehr klimarobuste Bäume sind.

„Mit ihren tiefen Wurzeln haben sie gegenüber der Fichte einen großen Vorteil. Fichten leiden mit ihren flachen Wurzeln rasch unter Trockenstress und sind bei Stürmen der Windwurfgefahr in hohem Masse ausgesetzt.“ Bürgermeister Andreas Kröll ergänzt: „Im Juni wurden erste Laubbäume von den Finkenberger Schüler:innen gepflanzt. Sie freuen sich, bei diesem Schutzprojekt mitzuhelfen.“

Eine Fräse gegen den Borkenkäfer

Doch auch Totholz soll in diesem geschützten Wald bleiben und so die Artenvielfalt erhöhen. Wie das funktioniert, ohne dass sich der Borkenkäfer ausbreitet, wurde von Waldaufseher Michael Erler an einem Stamm vorgezeigt. Mit einer Borkenkäferfräse schlitzte er die Rinde auf, um sie unattraktiv für den Borkenkäfer zu machen.

„Die Larven arbeiten sich rechtwinklig vom Muttergang weg, verpuppen sich und bohren sich heraus. Durch das "Schlitzen" der Rinde wird dies verhindert“, erklärte Waldaufseher Michael Erler. „Die Stämme sind tolle Anschauungsobjekte, um diese Methode bei Führungen in der Glocke zu zeigen“

, ergänzte Naturparkbetreuerin Katharina Weiskopf.

Pferdestärke für bodenschonende Waldbewirtschaftung

Absolutes Highlight für die Schüler:innen war das Rückepferd von Hubert Kirchmair. Fasziniert beobachteten sie, wie Daniela Daurer und Hubert Kirchmair mit dem Vierbeiner Garant alle Hindernisse überwinden konnten. Das Rückepferd reagiert aufs Wort - geht nach links, rechts, zurück und bleibt auf Kommando stehen.

„Dies gelingt nur durch eine gute Ausbildung und jahrelange gemeinsame Arbeit“

, berichtete Kirchmair und erklärte den Schüler:innen, dass sein 800 kg schweres Pferd bis zu 400 kg Holz aus dem Wald ziehen kann, ohne dabei die oft sensiblen Böden zu verletzten.

Im Frühjahr wird gepflanzt

Wichtiger Teil des Projekts ist die Einbindung der örtlichen Schulen im Rahmen der Umweltbildung.

„Wir haben die VS Finkenberg und die beiden 2. Klassen der VS Mayrhofen eingeladen bei diesem Naturschutzprojekt mitzumachen. Im Frühling 2022 pflanzen wir gemeinsam Laubbäume und Sträucher am Waldrand“

, erläutert Naturparkbetreuerin Ramona Steixner. Gerade Waldränder als Übergangszone vom geschlossenen Wald zu den Wiesen sind Hotspots der Artenvielfalt.

Das Naturschutzprojekt wird von Blühendes Österreich – REWE International gemeinnützige Privatstiftung mit 10.500 Euro unterstützt. Bergprofessor und Lokalmatador Peter Habeler, ehrenamtlicher Beirat von Blühendes Österreich, freut sich über das Projekt in seiner Heimat: „Das ist ein sensibler Lebensraum, mit dem man sehr sorgsam umgehen muss. Nur so kann man den Wert und die Schönheit der Glocke erhalten.“

Über den Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen

Der Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen erstreckt sich mit einer Ausdehnung von 422 km² von 1.000 Meter im Bergsteigerdorf Ginzling bis 3.509 Meter am Hochfeiler. Viele verschiedene Seitentäler, enge Schluchten, vergletscherte Gipfelregionen, eine gepflegte Kulturlandschaft und eine große Artenvielfalt zeichnen den „Naturpark des Jahres 2015“ aus. Neben dem Schutzgebiet des Naturparks wird auch der „Geschützte Landschaftsteil Glocke“ von der Naturparkverwaltung betreut. www.naturpark-zillertal.at

Über Blühendes Österreich

Blühendes Österreich – REWE International gemeinnützige Privatstiftung setzt sich für eine gesunde Umwelt und eine nachhaltige Landwirtschaft ein. Deshalb fördert Blühendes Österreich seit 2015 rund 200 Bäuerinnen und Bauern, Naturschutzorganisationen, Gemeinden und andere Initiativen, die durch eine verantwortungsvolle Landwirtschaft und Schutz der Biodiversität unsere natürliche Vielfalt schützen. Mit tausenden Angeboten und Naturerlebnissen sowie mehr als 90 Partnern ist bluehendesoesterreich.at die größte digitale Plattform für Naturtourismus und Naturcontent Österreichs. www.bluehendesoesterreich.at

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