Auf Spurensuche unterwegs

Alpine Flora am Weg zum Pfitscherjoch. | Foto: Florian Warum
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Ein überaus treuer Begleiter auf unserem Weg ist der Zamser Bach. Gespeist wird er mit den tosenden Wässern vom Unterschrammachbach, den Oberschrammachbächen und dem Gletscherbach vom Stampflkees. Kurz vor der verdienten Pasta im Pfitscher-Joch-Haus ist das Rotbachl ein weiterer Zufluss. Die rostrote Farbe der Steine kann auf das eisen- und pyrithältige Wasser des Baches zurückgeführt werden. Ach ja, im Langen See nahe dem Schutzhaus tummeln sich außerdem noch Bergmolche.

Nähern wir uns nach 1 1/2 Stunden dem Pfitscher Joch, dann stechen uns die Moränen ins Auge, die den nacheiszeitlichen Gletscherhöchststand (der kleinen Eiszeit) von 1850 eindrucksvoll dokumentieren. Bei der Ausschau nach Fischen werden wir im Zamser Bach zwar kaum fündig werden, dafür sind er und seine Zuflüsse aber Lebensräume für Larven von Steinfliegen, Eintagsfliegen oder Köcherfliegen. Geschickt halten sich diese wenige Millimeter großen Tierchen zum Schutz vor der Strömung an den Steinen im Bach („Bachkugeln“) fest.

Die Zirbe dominiert

In dieser Höhenlage beherrschen Lärchen und Zirben die Szenerie, ebenso wie Latschen und Alpenrosen. Die Zirbe verdankt ihre Vermehrung hauptsächlich dem Tannenhäher, einem bis zu 35 cm großen Rabenvogel, der drei bis vier Eier pro Gelege in rund 20 Tagen ausbrütet und im Volksmund als „Zirbengratsch“ bekannt ist. Er peckt die in den Zirbenzapfen befindlichen Nüsse heraus und transportiert während seines Fluges an die 50 Stück in seinem Kehlsack. Einen großen Teil der Nüsse vergräbt er im Waldboden, das ist quasi sein „Winterlager“. Weil er scheinbar ein sehr gutes Gedächtnis hat, findet er bis zu 90 % mit Leichtigkeit wieder. Wir freuen uns hingegen über den Geschmack des Zirbenschnapses sowie über besonders guten Schlaf in einem Zirbenbett, aufgrund einer nachgewiesenen Verlangsamung des Herzschlages. Neben der rostblättrigen Alpenrose sticht uns die Meisterwurz ins Auge. Schon beim Kauen der spitzen Blätter erkennt man den für den Schnaps typischen Geschmack. Unübersehbar sind die vielen Landkartenflechten auf Stein- und Felsbrocken. Bei dieser Lebensgemeinschaft von Algen und Pilzen vermutet man ein Wachstum von einem halben bis einem Millimeter im Jahr.

Übergang: Nord-/Südtirol

Wenige Meter vor Erreichen des Pfitscher- Joch-Hauses hat uns ein Grenzstein auf die Landesgrenze aufmerksam gemacht und eine große Willkommenstafel uns in „Alto Adige“ begrüßt. Auch heute noch ist es ein Übergang zwischen beiden Teilen Tirols, die im November 1918 getrennt wurden. Erste Siedler waren allerdings schon tausende Jahre vorher unterwegs. Um selbst satt zu werden und ihre Familien zu ernähren, mussten die Menschen der Mittelsteinzeit dem Wild in die höheren Regionen folgen und es bejagen. Aus den Fellen der erlegten Tiere wurden alle Arten von Kleidung hergestellt. Vor 10.000 Jahren war man aber nicht nur auf der Jagd, in den Tallagen wurde auch Ackerbau (Einkorn) betrieben und vermutlich auch Tiere wie Rinder oder Schafe domestiziert. Der Almbesitz der Pfitscher Bauern zieht sich bis zum heutigen Tag bis zum Schlegeisstausee, in früheren Zeiten sogar bis kurz vor Breitlahner.

Man weiß von Schmuggelaktivitäten bis in unsere Zeit. „Bedingt durch den Almbesitz erfolgte dieser von Ginzling aus über den Zillertaler Hauptkamm und von Pfitsch über das Pfitscherjoch. Ab den 1960er Jahren war er weitgehend auf den Schmuggel von Schlachtrindern vom Zillertal nach Pfitsch beschränkt, der schließlich nach dem Beitritt Österreichs zur EU erlosch“, schreibt Prof. Hugo Penz im Buch „Pfitscherjoch grenzenlos“. Doch warum waren Schlachtrinder ein begehrtes Schmuggelgut? Es war ihr Wert, der in Südtirol bis zu drei Mal höher als nördlich des Brenners war. Heute ist das Joch Weitwanderern und Mountainbikern ein Begriff. Die Alpenüberquerung auf dem Weitwanderweg E5 von Oberstdorf nach Meran und auch die Routenführung der Transalp Mountainbiketour an den Gardasee führen über das Joch. Zu den Besonderheiten dieser geologisch höchst interessanten Gegend zählt der Speckstein (auch Lavez genannt). Wie Untersuchungen der Universität Innsbruck ergeben haben, wurde der weiche – und mit dem Fingernagel ritzbare – Stein in der Mittelsteinzeit abgebaut. Er besteht zu fast 100 % aus Talk, manchmal enthält er z. B. auch Spuren von Magnesit. Aus Lavez wurden Gebrauchsgegenstände wie Schüsseln gedrechselt. Dafür bedienten sich die Menschen der Mittelsteinzeit eines Wasserrades, das mit dem Wasser der Bäche rund um die Lafitzalm betrieben wurde. Die Gegenstände wurden über das Pfitscher Joch in den Süden gebracht und exportiert.

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