Psychosoziales Zentrum Simmering
Beratung bei psychischen Erkrankungen
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[/b]In der Hauffgasse 3-5 befindet sich einer der zwei Standorte der Psychosoziale Zentren (PSZ) Arbeitsassistenz in Wien. Dieses widmet sich den Themen psychischer Erkrankungen in der Arbeitswelt, Betroffene werden dort beraten.
WIEN/SIMMERING. Die Mission der Psychosoziale Zentren Arbeitsassistenz ist zweigeteilt: Einerseits steht es arbeitslosen Menschen zur Seite, die nach einer passenden beruflichen Tätigkeit suchen. Andererseits richtet sich das Angebot an Personen, die derzeit in einem Arbeitsverhältnis stehen, jedoch Ängste haben, ihren Job zu verlieren. Oder aber auch an Personen, bei denen die psychische Erkrankung die Berufsfähigkeit einschränkt.
Aber nicht nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer finden Hilfe bei der Arbeitsassistenz der Psychosozialen Zentren, sondern auch Unternehmen und Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit psychischen Problemen beschäftigen. Dabei wird gezielt im Einzelfall beraten, aber es werden auch präventive Maßnahmen ergriffen, um psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu reduzieren.
Das Institut für berufliche Integration begann einst als kleines Pilotprojekt in Niederösterreich und war Anlass für die Etablierung der Arbeitsassistenz in ganz Österreich. Mittlerweile gibt es die Arbeitsassistenz in ganz Österreich. Sie gehört zur Psychosoziale Zentren GmbH und ist in Wien mit Standorten in Ottakring und Simmering vertreten. Finanziert wird das durch Gelder des Sozialministeriumservice, wodurch ein komplett kostenloses Angebot für die Ratsuchenden ermöglicht wird.
Psychische Erkrankungen können alle treffen
"Psychische Erkrankungen sind in den letzten Jahrzehnten massiv angestiegen", erklärt der Leiter der PSZ Arbeitsassistenz in Wien, Stefan Grasser. Obwohl das Thema heute mehr Beachtung findet und besser diagnostiziert wird, haben psychische Belastungen in der Arbeitswelt tatsächlich zugenommen. Insbesondere die Schnelllebigkeit und die ständige Erreichbarkeit in der heutigen Arbeitswelt gelten als verstärkende Faktoren für psychische Belastungen. Die Daten der jährlichen Krankenstandsmeldungen belegen diesen Trend. Obwohl die absolute Zahl der Meldungen in den letzten Jahren etwas zurückgegangen ist, haben sich jene aufgrund psychischer Erkrankungen in den letzten 15 Jahren mehr als verdoppelt. Mehr als die Hälfte der Berufsunfähigkeitspension "Rehageld" werden in Wien aufgrund einer psychischen Erkrankung bezogen.
Das Thema psychischer Erkrankungen betrifft Unternehmen auf vielfältige Weise, da jeder vierte Mensch im Laufe seines Lebens davon betroffen sein kann. "Psychische Erkrankungen können alle treffen, und jedes Unternehmen ab einer gewissen Größe hat psychisch erkrankte Menschen im Unternehmen", sagt der Leiter der PSZ Arbeitsassistenz. Ein offener und proaktiver Umgang mit dieser Thematik ist von entscheidender Bedeutung. Wenn psychische Probleme tabuisiert werden, erhalten die Betroffenen nicht die angemessene Unterstützung, was sich negativ auf ihre Situation auswirken kann.
Unterstützung für Unternehmen
Für Unternehmen kann sich das Interesse an einer besseren Unterstützung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit psychischen Problemen auch aus wirtschaftlichen Gründen ergeben. Angesichts des aktuellen Fachkräftemangels besteht der Wunsch, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an das Unternehmen zu binden und Ausfälle zu reduzieren.
Eine Besonderheit im Umgang mit psychischen Erkrankungen liegt darin, dass sie oft unsichtbar sind. Während über physische Erkrankungen und Verletzungen offen gesprochen wird, ist dies bei psychischen Problemen oft anders. Wenn zum Beispiel jemand nach einer Knieoperation wieder an den Arbeitsplatz zurückkehrt, wird wesentlich offener darüber geredet, als wenn jemand nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie wieder zur Arbeit kommt.
Die "unsichtbare" Krankheit
Das allgemeine Arbeitsumfeld spielt auch eine wichtige Rolle, da psychisch erkrankte Menschen sich oft zunächst selbst ihrer Erkrankung bewusst werden müssen. Ein unterstützendes und tolerantes Umfeld ermöglicht es den Betroffenen, ihre Schwierigkeiten anzugehen und Lösungen zu finden.
Die PSZ Arbeitsassistenz betreut in Wien jährlich rund 600 Personen. Etwa ein Drittel kommt über das AMS, während die übrigen zwei Drittel von Therapeuten, Ärzten, Arbeitsmedizinern oder Personalverantwortlichen überwiesen werden. Die Beratung erfolgt auf freiwilliger Basis und dauert in den meisten Fällen von einer Woche bis zu einem Jahr. Es besteht auch die Möglichkeit, das Angebot mehrmals in Anspruch zu nehmen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Therapien liegt der Fokus der Beratung stark auf dem Thema Arbeit. So werden eventuell auch gemeinsam Bewerbungsunterlagen erstellt. Das IBI bietet auch an, mit den Arbeitgebern der Klienten zu sprechen, was in herkömmlichen Gesprächstherapien nicht möglich ist.
Die häufigsten psychischen Störungen, mit denen die PSZ Arbeitsassistenz konfrontiert wird, sind affektive Störungen wie Depressionen, bipolare Störungen und Burnout (auch Erschöpfungsdepression genannt). Etwa ein Viertel der betreuten Personen leidet unter neurotischen Belastungsstörungen wie Panikattacken. Die restlichen Klientinnen und Klienten können verschiedene psychische Erkrankungen aufweisen.
Viele Akademikerinnen und Akademiker betroffen
Die PSZ Arbeitassistenz bietet nicht nur Unterstützung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sondern hält auch Vorträge und Workshops für Führungskräfte ab. Die komplexe Welt psychischer Erkrankungen betrifft Menschen jeden Alters und unterschiedlicher Berufsgruppen. "Wobei wir einen recht hohen Akademiker:innenanteil haben", erklärt Grasser. Das dürfte aber nicht daran liegen, dass sie mehr von psychischen Erkrankungen betroffen sind, sondern, sich diese offensichtlich leichter tun, derartige Beratung zu finden bzw. in Anspruch zu nehmen. Ähnlich erklärt er sich auch, dass circa zwei Drittel ihrer Klienten Frauen sind und ein Drittel Männer.
Mehr als 60 Prozent der Personen, die auf der Suche nach einer Arbeit sind und das Angebot nutzen, finden im Zuge der Beratung einen passenden Job. Von den Personen, die sich in einem problematischen Arbeitsverhältnis befinden, behalten rund 75 Prozent ihre Anstellung und sind mit ihrer Situation zufrieden.
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