Lebensraum
Eine brütende Ente zu Besuch auf dem Simmeringer Balkon
Trotz zunehmender Bodennutzung durch den Menschen, finden Vögel immer wieder Plätze, um in Ruhe zu brüten.
WIEN/SIMMERING. Parks und Wiesen gibt es in Simmering so einige. 44,4 Prozent der Fläche des Bezirks bestehen aus Grünflächen. Trotz der vielen Natur verirren sich aber immer wieder verschiedene Vögel in die Gärten der Bewohner und Bewohnerinnen. So wie auf den Balkon von Peter Keim. Seit Anfang Mai nistet auf dem Balkon des Simmeringers eine Ente. Und das ist bereits die Zweite in Folge.
Vor drei Jahren entschied sich der begeisterte Vogelfan dazu, sein Hochbeet in ein Paradies für Vögel zu verwandeln. Neben der Ente, die derzeit neun Eier ausbrütet, beheimatet er in einem Nistkasten auch Meisen und Spatzen. Doch warum nisten bei so vielen Grünflächen im Bezirk die Enten auf einem Balkon?
Geteilter Lebensraum
Besonders in Städten müssen sich Wildtiere ihren Lebensraum mit dem Menschen teilen. Laut Evelyn Moser-Gattringer, Biologin und Obfrau der Wildtierhilfe Wien, ist es ganz normal, dass sich Enten ausgewählte Plätze wie Innenhöfe und Dachterrassen aussuchen, um dort zu brüten. Städte bieten den Tieren einen Ersatzlebensraum an, denn viele Vögel haben auch in Parks einen neuen Lebensraum gefunden. Solche Flächen seien für die Tiere genauso geeignet.
"Menschen nehmen den Lebensraum nicht nur weg, sondern sie schaffen auch neuen", so die Biologin. Um im eigenen Garten ein Habitat für die Tiere zu schaffen, sind Nistkästen eine gute Option: "Nistkästen machen da Sinn, wo Lebensraum weggenommen wurde, also beispielsweise wo früher eine Wiese war und jetzt ein Siedlungsgebiet steht." Wichtig anzumerken ist allerdings, dass nicht alle Vogelarten Nistkästen annehmen.
Herausforderungen für die Vögel
"Bodenversieglung ist für alle Wildtiere ein Problem", so Moser-Gattringer. Bodenbrütende Vögel stehen allerdings vor besonders großen Herausforderungen wie Straßenüberquerungen, Verkehr und daher kein Platz zum Nisten. "Nicht jeder Vogel ist in der Lage, in einem vom Menschen geschaffenen Lebensraum zu leben", sagt sie.
Die Natur- und Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich veröffentlichte im vergangenen Jahr einen Bericht, welcher den Rückgang der Vogelpopulation veranschaulicht. Ein Faktor, der die Verluste antreibt, ist laut ihnen etwa die Ausbreitung der landwirtschaftlichen Fläche. Moser-Gattringer betont, dass man landwirtschaftliche Tätigkeiten nicht pauschal verallgemeinern kann.
Für bodenbrütende Vögel wirkt sich die Ausbreitung landwirtschaftlich genutzter Flächen negativ aus. Allerdings gibt es auch andere Tierarten, wie beispielsweise den Feldhasen, der in Agrarlandschaften sehr wohl sein Zuhause findet. "Es kommt darauf an, wie es gemacht ist. Wird auf ökologische Maßstäbe geachtet oder wird eine Kultur angebaut, wo nichts anderes mehr wachsen darf. Das macht einen erheblichen Unterschied", so Moser-Gattringer.
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