Seeboden
Empathie braucht es

- "Als Tierarzt braucht man viel Mitgefühl mit den Besitzern, aber auch die Empathie für Tiere."
- Foto: RegionalMedien
- hochgeladen von Julia Schmögl
Doktor Robert Schlemmer ist seit 22 Jahren Tierarzt, davon zwei in Seeboden. Wie er die Situation zwischen Hilferufe der Tierpatienten und Sorgen der Tierhalter handhabt.
SEEBODEN. Doktor Robert Schlemmer berichtet von seiner Erfahrung als Tierarzt, nach über 20 Jahren Tätigkeit hat er schon viel erlebet und gesehen. Robert Schlemmer sieht- wie beim Kleinkind- den Besitzer als eine Art Sprachrohr. „Die Tiere können nicht mitteilen, welche Probleme sie haben. Daher gehe ich bei der Anamnese auf die Besitzer ein, diese liefern wertvolle zusätzliche Informationen. Die klinische Untersuchung alleine reicht oft nicht aus.“ Es geht in erster Linie darum, dem Tier zu helfen, aber auch dem Tierhalter die Angst zu nehmen. Es ist ein Spagat, den es zu bewältigen gilt. Es braucht Kompetenzen in Kommunikation und Fachwissen.
Der Weg zum Tierarzt
Bevor man zum Tierarzt geht, ist es wichtig, verschiedene Dinge abzuklären, wie zum Beispiel ob es sich um ein Jungtier handelt oder das Tier normal frisst, dann könnte vielleicht ein bis zwei Tage zugewartet werden. Sollte der Tierarzt dann doch aufgesucht werden, empfiehlt Robert Schlemmer in bestimmten Fällen ein Video des Tieres zu machen. „Das Tier benimmt sich bei mir in der Praxis oft anders als zu Hause, um diese Auffälligkeiten aber trotzdem sehen zu können, wäre es gut, ein Video der Verhaltensauffälligkeit mitzubringen.“ Mit den heutigen technischen Möglichkeiten, dem Smartphone zum Beispiel, ist es wirklich einfach, schnell das Verhalten zu filmen und so ist auch den Tierärzten geholfen.
Der Tierhalter
Der Tierarzt wird von den Besitzern häufig um Rat gefragt. Die Tierhalter sehen ihr Haustier oft als Familienmitglied, daher haben diese eine sehr starke Bindung zum Tier und wollen diesem helfen. Da es sich nicht mitteilen kann, ist die Sorge oft noch größer. Robert Schlemmer versucht, ihnen die Angst zu nehmen. Er nimmt die Sorgen des Besitzers an und beruhigt diesen. Aber das ist bei leichten Fällen anders als bei akuten.
Schwere Fälle
„Ich habe zwei Grundprinzipien. Wenn ein Tier massive Schmerzen hat, die nicht in den Griff zu bekommen sind oder das Tier trotz Behandlung zu ersticken droht, muss ich manchmal dem Besitzer sagen, dass jede weitere Behandlung eine Tierquälerei wäre und das Tier erlöst werden sollte,“ so der Tierarzt. Robert Schlemmer klärt den Besitzer über mögliche Behandlungen und deren Nutzen und Risiko auf, aber bei schweren Fällen weist Dr. Schlemmer auch darauf hin, dass es zur Einschläferung kommen kann, wenn weitere Maßnahmen nicht mehr helfen. Die Tierbesitzer werden dadurch indirekt emotional vorbereitet, falls der schlimmste Fall eintritt.
Mitleid mit Mensch und Tier
„Jedes Tier, das erlöst werden muss, tut mir leid, aber ich habe genau so viel Mitgefühl mit den Besitzern. Wenn ich eine Empfehlung ausspreche, stehe zu 100 Prozent hinter dieser Entscheidung, weil ich mir sicher bin, dem Tier damit zu helfen.“ Ihm ist bewusst, dass er Menschen oft den innigsten Vertrauten nimmt, und dies ist bei älteren Menschen oder Kindern dann besonders hart. Trotzdem ist der Anteil der Tiere, denen er wirklich nicht mehr helfen kann, gering.


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