Herbstzeit ist Wanderzeit
Wie gerne gehen die Oberkärntner wandern? Wir hörten uns auf der Lammersdorfer Hütte um.
"Wir sind normalerweise alle Tage unterwegs, aber die Strecken werden mit dem Alter immer kürzer." Dies erzählt der 84-jährige Wilfried Hofer aus Grantsch, der mit dem fünf Jahre jüngeren Josef Obweger aus Görtschach tagtäglich eineinhalb bis zwei Stunden auf Schusters Rappen unterwegs ist. Die pensionierten Senner ("Wir sind von Kindesbeinen an gewandert") sind am liebsten auf ihrem "Hausberg", dem Lammersdorfer Berg in Richtung Höhensteig unterwegs. Immer dabei: ein Stamperl mit selbst gebranntem Schnaps. Für die Jause ist mal der eine, mal der andere zuständig, nämlich: Ein guter Speck, Käse und Tomaten. Auch das Fernglas darf nicht fehlen.
Familien-Wanderung
Zweimal in der Woche gehen Johann und Chrissi Glawischnig wandern – sozusagen beruflich. Denn sie betreiben in Gmünd-Oberbuch einen Baby- und Familienbauernhof und zeigen ihren Gästen auf diese Weise die Natur der Umgebung. Bei den "familienfreundlichen" Wanderungen sind auch ihre Kinder Emma und Ida dabei, dann gehören unbedingt "Reserveklamotten" für den Nachwuchs in den Rucksack. Zur "Grundausrüstung" gehören auf jeden Fall ein Flachmann mit selbst gebranntem Zwetschgenschnaps und ein „Jagamesser“ zum Speckschneiden.
Evelyn Rissa aus Matzelsdorf, die zusammen mit Angelika und Susanne Pirker aus Sappl sowie den Vierbeinern Ronny und Debby gerade ¬ mit Jausenpausen – eine knapp vierstündige Wanderung bewältigt hat, führt sicherheitshalber immer eine Wanderkarte mit sich, obwohl die Strecke vor der Haustür liegt. Ferner gehören zum Gepäck Regenjacke, Iso-Sitzkissen, Magnesiumwasser und Kreislauftropfen.
Handschuhe dabei
Der Obermillstätter Gottlieb Nussbaumer, heute ausnahmsweise ohne Ehefrau Andrea unterwegs, bewandert im Sommerhalbjahr "mindestens zehn Mal" die Schwaiger, Millstätter und Lammersdorfer Hütte. Hinzu kommen Tagestouren auf den Ankogel oder Großvenediger. "Dann habe ich auch immer Handschuhe dabei."
Miriam Dabernig aus Sappl klagt: "In der Hauptschulzeit habe ich für die Schulausflüge jedes Jahr neue Wanderschuhe bekommen. Regelmäßige Blasen waren die Folge, häufig bin ich mit den Schuhen in der Hand wieder abgestiegen." Ihre Schwester Tanja ergänzt: "Das Wandern wurde uns in der Schulzeit richtig verleidet." Dennoch haben sie zusammen mit Ehemann Joachim Winkler aus Patergassen und den Kindern Pia, Salina und Sebastian in zweieinhalb Stunden gerade das Granattor aufgesucht. Sebastian nach seiner ersten Wanderung heuer: "Das ist anstrengend und langweilig." Im Rucksack war kein Flachmann dabei. „Das muss nicht sein", meint Vater Joachim, von Beruf Gastwirt.
Annamaria Payer aus Spittal ist häufig mit ihrer aus Millstatt stammenden Cousine Anna Maria Schaupp unterwegs. In ihren Rucksäcken führen sie Wasser und eine Jause mit sich. Eine Wanderkarte ist überflüssig: "Wir kennen uns hier aus."
Autor: Michael Thun
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