Kunst am Bau: Farbige Stadtlandschaften lockern die Wand auf
Farbe haben in den vergangenen Tagen nicht nur die vielen Gäste des Millstätter Strandbades bekommen, sondern auch die graue Betonwand nebenan. Die 22 Meter lange und gut drei Meter hohe Rückseite des Strandcafés ist das einzige, was von dem im April abgerissenen Hallenbad übriggeblieben ist. Weil sich das "Buffet am See" nicht im Besitz der Millstätter Bäderbetriebe befindet und zudem eine willkommene Anlaufstelle für die Badbesucher darstellt, musste die wenig attraktive Mauer bleiben. Sie ist seitdem Gisela Kerschbaumer, Obfrau der Millstätter KulturInitiative (KIM), ein Dorn im Auge.
Da traf es sich gut, dass die ums Aussehen der Marktgemeinde bemühte Millstätterin in Kontakt mit dem brasilianischen Künstler Fabio di Ojuara stand. Der 55-Jährige aus Natal, der 2007 für drei Monate in einem Gastatelier in der Künstlerstadt Gmünd kreativ tätig war und seitdem regelmäßig im Sommer Kärnten aufsucht, musste nicht lange für das Projekt überredet werden. "Für mich ist es interessant, als Brasilianer ein Graffito als populäre Kunst zu realisieren", sagte er im Gespräch mit der WOCHE. Als Graffito bezeichnet er jede Art von Wandmalerei, nicht nur die landläufige aus Spraydosen.
Er entwarf auf vier Tafeln brasilianische Stadtlandschaften, die einen Kontrast zur Naturlandschaft am See bilden sollen. Zusammen mit der KIM-Obfrau legte er die Entwürfe Bürgermeister Josef Pleikner und Alexander Thoma, Geschäftsführer der Bäderbetriebe GmbH in Millstatt, vor. Beide waren sehr angetan - nicht zuletzt auch deshalb, weil Di Ojuara aus Liebe zu Kärnten sein Werk der Marktgemeinde zum Geschenk macht. Sie kam lediglich für die Materialkosten auf.
Unter den Augen vieler Schaulustiger nahm das Werk nach und nach Gestalt an. Nach vier Tagen war es am Donnerstag, 25. Juli, vollendet. Fabio di Ojuara signierte noch seine urbane Landschaft zwischen unverputzten Regenwasserleitungen, KIM-Obfrau Gisela Kerschbaumer zeigte sich begeistert:
"Damit hat sich gezeigt, dass wir es nicht nur beim reinen Abriss des Hallenbades belassen haben."
Begleitet und betreut wird der Brasilianer stets von Reinhard Schell. Der kreative Kärntner ist stellvertretender Leiter des Straßenbauamtes Spittal und hatte vor sieben Jahren von seinem Freund in Brasilien die Kunst des Aluminiumgießens gelernt. Und das hat Früchte getragen. Schell-Skulpturen sind in Spittal mit "Aquarius und Drautalnixe" sowie beim Marienheim mit "Wir", in Seeboden mit dem "MorgensternAdler" zu sehen.
Von Spittal aus werden auch Di Ojuaras Ausstellungen in Europa wie in Udine, Wien, Salzburg und Paris vorbereitet. Für weltweites Aufsehen hatte der Aktionkünstler bei der 55. Kunstbiennale in Venedig im vergangenen Mai gesorgt. Ausgestattet lediglich mit Klodeckel und Klobürste, machte er sich unter dem Slogan „Now every shit is art!“ darüber lustig, was heute alles unter "Kunst" firmiert. Federführend für sein Engagement in Europa ist der Verein „AustriaBrasil - Verein zur Förderung des Kunst- und Kulturaustausches“, dessen Obfrau-Stellvertreterin die aus Brasilien stammende Ehefrau Reinhard Schells ist, Veronica Fernandes.
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