Millstätter Jesuitengruft bald für die Öffentlichkeit zugänglich?

Blick in die enge, bis dato verwahrloste Jesuitenkammer | Foto: Axel Huber
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  • Blick in die enge, bis dato verwahrloste Jesuitenkammer
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MILLSTATT. Ein archäologisches Kleinod, das sich bislang der wissenschaftlichen Bearbeitung entzogen hat, ist nun sozusagen ans Tageslicht gerückt: die Jesuitengruft im Untergeschoss der gotischen Fronleichnamskapelle in der Millstätter Stiftskirche. Zu verdanken ist die Initiative dem gebürtigen Millstätter Axel Huber.

Fehler aufgedeckt

Zugleich korrigierte der passionierte Lokalhistoriker Darstellungen von der Lorettokapelle oberhalb der Jesuitengruft im Dehio-Handbuch „Die Kunstdenkmäler Österreichs, [Band] Kärnten“. Der auf Aufnahmen des Wiener Architekten Josef Lippert schon aus dem Jahr 1857 beruhende und auch heute noch verwendete Plan sei „teilweise falsch“, stellt Huber im Gespräch mit der WOCHE fest, weil er lediglich das Obergeschoss mit seinem barocken Tonnengewölbe im Laienraum berücksichtige, nicht aber das frühgotische Untergeschoss.

Ferner macht Huber im 205. Jahrgang der Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde „Carinthia I, Klagenfurt 2015“ auf eine bis dato falsche Datierung zweier Fresken in der Jesuitengruft aufmerksam. Sie stammen nicht, wie bisher angenommen, aus dem 17. Jahrhundert, sondern seien um 1380 zu datieren. Dies hätten unabhängig voneinander mehrere Kunsthistoriker, zuletzt Margarete Miklautz, die Gmünd ein Antiquitätengeschäft führt, dargelegt.

Gruft dient als Lager

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts haben nach Darstellung Hubers die von 1598 bis 1773 in Millstatt residierenden Jesuiten im Laienraum der Fronleichnams-Kapelle ein Tonnengewölbe eingezogen. Unterhalb dieses Kultraumes seien vermutlich um 1617 an die 26 Mauernischen, sogenannte loculi, in Ziegelbauweise errichtet worden. Darin seien Ordensangehörige und Missionare bestattet worden.
Diese nicht frei zugängliche Begräbnisstätte mit einer 7,5 mal 5,3 Meter großen begehbaren Bodenfläche wird als „Gruft der Jesuiten“ bezeichnet.

Sie dient zurzeit als Abstellraum für Holzpodeste, die bei diversen Veranstaltungen in der Stiftskirche wie den Millstätter Musikwochen benötigt werden. Deren künstlerischer Leiter Bernhard Zlanabitnig versicherte auf Anfrage, bisher habe es keine Probleme mit dem Depot gegeben. Sollte aber die Gruft eine andere Verwendung finden, werde er sich einer einvernehmlichen Lösung nicht verschließen.

„Forum Millstättersee“ engagiert sich

An der Nordseite der Gruft wurde nun ein gemauerter Bodenschacht freigelegt, zirka 1,85 mal 1,15 Meter groß und etwa 1,15 Meter tief. Mit Holzbrettern nur notdürftig abgedeckt, war das ursprüngliche Bodengrab im oberen Teil mit Unrat gefüllt. Auf Initiative Hubers nahm sich der gemeinnützige Verein „Forum Millstättersee“ nach Rücksprache mit dem Pfarrherrn, dem Bundesdenkmalamt und der Diözese der Freilegung an. Fachlich begleitet wurden die Arbeiten vom Bamberger Archäologen Claus Vetterling, der schon mehrere Grabungen in Kärnten ausgeführt hat.

Bei dieser nach Hubers Angaben ersten Kirchenausgrabung in Millstatt sicherte Vetterling „zahlreiche menschliche Knochen, Reste mehrerer Holzsärge und Trachtenbestandteile“, wie er in seinem Abschlussbericht festhielt. Nur: „Anhand der vergesellschafteten Kleinfunde, Porzellan, emailliertes Blechgeschirr oder eine Winterhilfswerkplakette kann die Verfüllung des Grab-Schachtes in die Zeit nach 1945 eingeordnet werden.“

Wie geht es weiter?

Im Rahmen einer Bachelorarbeit wird sich der FH-Student Thomas Bethke in den nächsten drei Monaten vor Ort mit der Gruft befassen. Sein zuständiger Professor Martin Schneider sagte dazu der WOCHE, Zielsetzung sei es, ein Konzept für die touristische Nutzung der Gruft zu erstellen.

In einem ersten Schritt werden Feuchtigkeitsmessungen durchgeführt. Damit soll festgestellt werden, ob und wie stark Kondensat, also der Atem der Besucher, die schützenswerten Fresken beschädigen. Axel Huber dringt darauf, auf jeden Fall bestehende Entlüftungsschächte frei zu legen. Eine weitere Gefährdung sieht Huber in der räumlichen Enge. Sollte die Gruft tatsächlich einmal der Öffentlichkeit zugänglich sein, sei eine Lenkung der Besucherströme unabdingbar.

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