Brauchtum
Misteln, mehr als ein Weihnachtsschmuck
Nützlich und geheimnisvoll sind die Eigenschaften der Mistel und auch aus botanischer Sicht ist sie besonders.
BEZIRK SPITTAL. Die weißen Beeren der Misteln reifen zu dieser Zeit als Schmarotzerpflanze auf Bäumen. Und wie jedes Jahr werden sie schon erwartet, die Mistelzweige, ehe sie auf Bauernmärkten, in Blumen- und Pflanzenläden zum Kauf angeboten werden. Für mehr oder weniger Traditionsbewusste sind sie aus der Weihnachtsdekoration nicht wegzudenken.
Schlicht dekoriert
Meist schlicht, mit einem roten oder grünen Band dekoriert, schmücken sie in der Weihnachtszeit den Eingangsbereich von Haus oder Wohnung. "Natürlich dekorieren wir den Zweig auch je nach Geschmack unserer Kunden, oft binden wir einen Tannenast dazu", so Karin Gugganig, Inhaberin vom Blumenmosaik in Flattach im Mölltal.
Gelebte Alltagskultur
Die gelebte Alltagskultur findet mehrere Zugänge zur Mistel. "Damit die Familie Glück hat", hört Karin Gugganig in ihrem Geschäft oft von älteren Kunden. Früher wollte man auf diese Weise Geister, böse Hexen und Unheil abwenden. Deshalb wird der Mistelzweig auf manchen Bauernhöfen zum Teil auch heute noch im Stall zum Schutz aufgehängt. Heute ist vor allem der Glück verheißende Kuss unter dem Mistelzweig zu einem gängigen Brauch geworden. Dieser besagt: Küssen sich zwei Menschen unter einem Mistelzweig, werden sie ein glückliches Paar.
"Der Kuss unter dem Mistelzweig bedeutet Liebe und Glück. Das gilt für Paare, aber auch der Kuss eventuell auf die Wange für Menschen, die sich gern haben", berichtet Gugganig über den Brauch.
Eine Schmarotzerpflanze
Die gemeine Mistel ist eine schmarotzende Pflanze, alleine also nicht lebensfähig. Sie galt schon bei den Römern als Symbol des Lebens und Überlebens, weil die Pflanze auch im Winter ihre grünen Blätter behält. Es gibt verschiedene Arten, wie die Laubholzmistel mit weißen Beeren, Eichenmistel trägt gelbe Früchte, wirft aber im Winter ihre Blätter ab, Föhrenmistel und die Tannenmistel, welche auch weiße Beeren trägt. Misteln erreichen ein Alter von 70 Jahren. Ein Baum kann viele Jahrzehnte mis-telbewachsen leben, bevor er durch Aussaugung abstirbt.
Gift und Medizin
“Miraculix” ist zwar eine nette Erfindung von Goscinny und Uderzo, der Brauch Misteln mit goldenen Sicheln zu schneiden allerdings nicht. Der Mistel wird seit Jahrtausenden eine Heilwirkung nachgesagt. In der heutigen Zeit wird die Mistel vor allem gegen Bluthochdruck und in der Krebsbehandlung, was sehr vielversprechend ist, eingesetzt.
Die Mistel enthält in ihren Blättern und Stängeln das sogenannte Mistelgift Viscotoxin. Der höchste Gehalt an Giftstoffen findet sich in den Stängeln und Blättern der Mistel, vor allem im Winter. Die Giftstoffe variieren mit der Wirtspflanze, also dem Baum, auf dem die Misteln wachsen. So weisen Misteln, die auf Linde, Ahorn, Robinie und Pappel gedeihen, eine höhere Giftwirkung auf als Misteln, die auf Apfelbäumen wachsen.
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