"Slam if you can" in Seeboden
Mit der DB: "Geplante, reale, gefühlte Reisezeit"

- Gerhart Weihs mit den vier Finalisten
- hochgeladen von Michael Thun
Auf Initiative des Vereins kultur.im.puls hieß es in Seeboden wieder "Slam if you can"
SEEBODEN. Zehn Hobbypoeten, so viele wie noch nie, trugen beim jährlichen Poetry Slam ihre gereimte Prosa vor. Und das Niveau war bei diesem neunten Wettbewerb nach dem Dafürhalten vieler angestammter Gäste so hoch wie noch nie. Ob der unsicheren Witterung entschied Organisator Gerhart Weihs, statt des angestammten Blumenparks ins trockene Kulturhaus auszuweichen.
"Spannender als eine WM"
Souverän witzig wünschte Moderator Lukas Hofbauer dem Publikum viel Spaß, nannte als einzige Vorgaben, die Texte dürften nicht viel länger als fünf, sechs Minuten dauern und Kostüme oder Requisiten seien tabu. Auf jeden Fall werde es spannender als bei der Fußball-WM im vergangenen Jahr, "oder war es die EM?"
Zehn Hobbypoeten
"Im Gepäck" hatte der Grazer mitgebracht Christoph Steiner und Lisa Rothhardt, die als "Tommy & Annika" auftraten, Jasmin Haas, Klaus Lederwasch und Ibra Kadabra, aus Spittal kam "Ness", aus Radenthein Gerhard von der Tschern, aus Tulln Elena Sarto, aus Wien "Senior Thomas" und aus München Frank Klötgen.
Tiefschürfende Gedanken
Mit tiefschürfenden und auch humorigen Bemerkungen fesselten die Vortragenden die Zuhörer, forderten etwa, die Hand nicht lange in der Tasche zu verstecken, sondern sie ihrem Gegenüber auszustrecken. Oder sie erkannten, Besoffenheit erspare dir Betroffenheit. Oder Essen mache nicht nur Freude, sondern auch dick.
Sieger: Tommy & Annika
Im furiosen Finale überboten sich die nach dem Juryvotum qualifizierten letzten drei bzw. vier Wortkünstler gegenseitig, überzeugten nicht zuletzt durch ihren manuskriptlosen Vortrag. Es siegten "Tommy & Annika", deren am Tag der Trump-Wahl entstandener Text in dem Satz gipfelte: "Das Pochen des Herzens ist eine Allegorie für das langsame Sterben der Demokratie." Die Zweitplatzierte Elena merkte erst spät, wie ihre Gefühle vom Gegenüber missbraucht wurden, während Jasmin zuerst das Publikum fragte, wer sich noch an "das erste Mal" erinnere, um dann nach dem Motto: "Wer keine Erwartungen hat, kann auch nicht enttäuscht werden" über "das erste Mal mit der deutschen Bahn" zu berichten. Alle Teilnehmer wurden nach zweieinhalb Stunden mit einem von Erika Drumel gebackenen Reindling bedacht, die vier Finalisten mit Geschenkkörben.
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