Mörtschach: Ortschef zum "besten Zeitpunkt"

- <b>Ohne politische Erfahrung</b> und mit 42 im fast noch "jugendlichen" Alter Bürgermeister: Richard Unterreiner (LGM)
- hochgeladen von Natalie Schönegger
Seit 15. März gibt es in Mörtschach einen neuen Bürgermeister. Richard Unterreiner (LGM) im Interview.
MÖRTSCHACH (schön). WOCHE: Vor der Bürgermeister-Stichwahl sagte Ihr Vorgänger Horst Plössnig (ÖVP) folgendes: "In punkto Stichwahl hoffe ich natürlich, dass der ÖVP-angehörige Manfred Kramser gewinnt." Hat er Sie dennoch als Ortschef "akzeptiert"?
UNTERREINER: Horst Plössnig und ich haben keine schlechte Verbindung - mittlerweile hat sich die Lage natürlich beruhigt. Ich denke, dass er mich mittlerweile schon akzeptiert, da ich versuche, bei Gemeinderatssitzungen alle miteinzubinden und einen Mittelweg zu finden. Zudem besitze ich einen enormen Arbeitswillen, weshalb ich mich mit meinen neuen Aufgaben identifizieren kann.
Mörtschach ist mit 823 Einwohner - davon 25 Asylanten - eine der kleinsten Gemeinden im Bezirk und gehört zu den zehn kleinsten Kärntens. Macht dies das "Regieren" einfacher oder schwieriger?
Hierbei gibt es Vor- und Nachteile. Ein Vorteil ist, dass man in einer kleinen Gemeinde, in der jeder jeden kennt, besser aufeinander zugeht und hie und da auch die Rolle des Psychologen einnimmt, da ich gerne meine Hilfe anbiete. Als Nachteil sehe ich, dass wir als kleine Gemeinde leider wenig Wirtschaftsbetriebe haben und weit weg vom sprichwörtlichen "Schuss" sind.
Warum sollten, vor allem, junge Menschen dennoch Mörtschach nicht den Rücken kehren?
Mörtschach zeichnet sich durch gut funktionierende Vereine aus, wodurch junge wie auch alte Menschen verschiedenste Möglichkeiten haben, um sich zu integrieren und in der Gesellschaft wohlzufühlen. Das persönliche Miteinander ist ein weiterer positiver Aspekt. Mörtschach ist ein stiller kleiner Ort mit hoher Lebensqualität - künftig wollen wir diese verstärken, indem wir günstige Bauplätze schaffen und die Kanalgebühren optimieren.
Fresachs Neo-Gemeindechef Gerhard Altziebler (FPÖ) will der Abwanderung trotzden und ein Baby-Geld einfordern. Für jedes Babys soll es einmalig 500 Euro geben, für das zweite Kind einer Familie 750 Euro, für jedes weitere Neugeborene 1.000 Euro. Wäre das für Mörtschach denkbar?
In Mörtschach ist es so, dass man für jedes Neugeborene 200 Euro in Wert von Gutscheinen bekommt. Ich finde die Idee vom Fresacher Bürgermeister nicht so schlecht, da es für viele Familien ein Ansporn sein kann, Kinder zu bekommen und in Mörtschach zu bleiben. Obwohl ich generell für eine breite Förderung bin, liegen mir Familien am Herzen, weshalb ich diesen Vorschlag im Hinterkopf behalte.
Da Bürgermeistergehälter bekanntlich von der Einwohnerzahl der jeweiligen Gemeinde abhängig sind, verdienen Sie als Ortschef der kleinen Gemeinde Mörtschach "nur" 2.528,90 Euro brutto. Worin liegt für Sie der Ansporn, ein solches Amt dennoch auszuüben?
Mein Ansporn liegt darin, für die Gemeinde zu arbeiten und etwas zu bewegen. Zudem will ich auch die Region miteinbeziehen und die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden forcieren. Die Hausaufgaben, die Bürgermeister in Kärnten haben, ist in vielen Gemeinden ähnlich, obwohl der Gehalt variiert. Dennoch muss ich sagen, dass das Geld nie der Ansporn war.
Beim WOCHE-Interview sagte Greifenburgs Neo-Ortschef Josef Brandner (ÖVP): "Ein Bürgermeister, der zwischen 50 und 60 ist, befindet sich meiner Meinung nach im besten Alter für dieses Amt." Mit 42 wären Sie somit zu jung. Ihr Statement dazu?
Ich bin der Meinung, dass es kein bestes Alter für dieses Amt gibt. Peter Suntinger wurde 1997 mt Anfang 30 Ortschef von Großkirchheim und hat sich bewiesen. Es kommt darauf an, wie man sich der Aufgabe stellt - für mich persönlich ist es der beste Zeitpunkt für dieses Amt.
Ihr Lieblingspolitiker der anderen Fraktionen?
SPÖ: Günther Novak, da er sehr verlässlich ist. ÖVP: Ferdinand Hueter, da ich durch unser gemeinsames Hobby, die Jagd, eine sehr gute persönliche Verbindung zu ihm habe und er einem immer mit Rat und Tat zur Seite steht. FPÖ: Peter Suntinger, da man von ihm, was das Bürgermeisteramt betrifft, am meisten lernen kann. Er ist Bürgermeister mit Leib und Seele und zeichnet sich durch seine Zielstrebigkeit aus.
Was wollen Sie als Bürgermeister anders machen als Ihr langjähriger Vorgänger Horst Plössnig (ÖVP)?
Es ist mir ein Anliegen, als Bürgermeister alles fünf bis sechs Jahre vorauszuplanen und ein Konzept zu haben. Zudem möchte ich keine leeren Versprechen abgeben und jedes Jahr eine Bürgergemeindeversammlung veranstalten, bei der die Bürger ihre Ideen einbringen können, die wiederum geprüft und nach Möglichkeit auch umgesetzt werden.
Zur Person:
Name: Richard Unterreiner
Geboren am: 12. Mai 1973
Beruf: Direktor "Musikschulen Mölltal" (alle elf Mölltaler Gemeinden, fünf Standorte: Heiligenblut, Winklern, Flattach, Obervellach, Kolbnitz)
Familienstand: Verheiratet mit Sonja, zwei Kinder (Teresa und Michael)
Partei: LGM (Liste für ein gemeinsames Mörtschach)
Hobbies: Musik, Jagd
Ziele in der Gemeinde: Erhöhung der Kanalgebühren stoppen, Steinschlagsicherung (Asten)
Lebensmotto: Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren
Die Kärntner Politik ist: ... derzeit schwierig aufgrund der finanziellen Lage
Als Bürgermeister: ... möchte ich für meine Bevölkerung immer da sein
Ein Wordrap von Richard Unterreiner:
Neos oder Grüne? Grundsätzlich hat jede Partei Berechtigung. Obwohl ich mich mit beiden nicht wirklich identifizieren kann, bevorzuge ich die Neos.
Wirtschaft oder Soziales? Soziales: Wenn man sozial handelt, profitiert auch die Wirtschaft.
Berg oder See? Aufgrund meines Jagd-Hobbies: Berg. Ich kann aber trotzdem schwimmen (lacht).
Volksmusik oder Heavy Metal? Volksmusik, aber wirkliche Volksmusik und nicht volkstümliche Musik.
Ampelpärchen: Ja oder Nein? Ja. Dennoch handelt es sich um eine von vielen Kleinigkeiten, die nichts bewirken.
Conchita Wurst oder Andreas Gabalier? Conchita Wurst, da das, was sie erreicht ist, anerkennenswert ist.
Österreichische Bundeshymne: Mit oder ohne "Töchter"? Ohne Töchter, da die alte Version in unseren Köpfen verankert ist.
Zur Sache:
Bei der Bürgermeister-Stichwahl am 15. März bekam Richard Unterreiner (LGM) von den insgesamt 589 Stimmen 344 und ist nach Horst Plössnig (ÖVP) neuer Gemeindechef. Sein Gegenkandidat Manfred Kramser (ÖVP) musste sich geschlagen geben.
Auf die Frage, warum er sich seiner Meinung nach gegen Kramser durchsetzen konnte, antwortet Unterreiner: "Ich denke, dass ich aufgrund meiner kulturellen Betätigungen in der Gemeinde ein hohes Ansehen genieße und als Mensch anerkannt bin. Die Menschen in Mörtschach wissen, dass ich kompromissbereit und menschennah bin."
Warum wurde Kramser als ÖVP-Kandidat nicht gewählt? "Manfred Kramser hatte es sicher schwer. Als - wie mein Vorgänger Horst Plössnig - ÖVP-Kandidat hat er eventuell zu sehr auf den Bonus gehofft."


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