Tatsächlich: Hier kostet alles nix

RADENTHEIN. Eine Idee zieht immer weitere Kreise: Um der Wegwerfgesellschaft einen Riegel vorzuschieben, hat nun auch in der Granatstadt ein Kostnix-Laden seine Pforten geöffnet, in dem ein jeder umsonst Lebensmittel und Kleidung, vor allem für Babys und Kinder, erstehen kann. Um noch bekannter zu werden, ist für Donnerstag, 3.3. ab 13 Uhr die offizielle Eröffnungsfeier vorgesehen.

Initiator ist Informatiker

"Jedes Jahr landen über eine Million Tonnen genießbare Lebensmittel im Müll" heißt es auf dem Plakat, das den in der ehemaligen Videothek eingerichteten Laden in der Hauptstraße 24 ziert. Hinzu kommen der Konsumwahn, unnötige Energie- und Geldverschwendung sowie krasse Einkommensunterschiede. Diese ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte haben den Ossiacher Oliver Hönigsberger bewogen, erst in Feldkirchen und nun auch in Radenthein einen Kostnix-Laden zu eröffnen - eingebettet in die Solidarökologische Gemeinschaft, deren Obmann er ist. "Als gelernter Informatiker bin ich es gewohnt, Ressourcen optimal zu erschließen", berichtet er.

Weitere Verwendung

Und so wurde mit örtlichen Händlern wie Hofer, Spar-Napetschnig, dem Getränkemarkt T&G sowie dem Werkkaufhaus vereinbart, dass eigentlich noch gute Ware, die aber neuen Lieferungen weichen muss, kostenlos abgeholt werden kann. Zehn ehrenamtliche Helfer bringen die original verpackten Lebensmittel in Privatwagen in den Kostnix-Laden. Das, was dort nicht rechtzeitig einen Interessenten findet, wird entweder zu Dörrobst verarbeitet oder eingekocht, während aus alten Semmeln Brösel oder verwelkter Salat zu Hühnerfutter wird. Wieder andere übrig gebliebene Ware wandert zum Kostnix-Laden nach Feldkirchen.

Nicht nur Bedürftige

Melanie Mitterer-Günes, die Obfrau des noch zu gründenden Vereins, berichtet, der wachsende Kundenstamm setze sich aus Jungen und Alten, In- wie Ausländern, Bedürftigen aber auch Angehörigen der Mittelschicht zusammen. "Wir wenden uns an alle, wobei wir merken, dass manche erst einmal ihr Schamgefühl ablegen müssen." Viele kommen auch zunächst nur aus reinem Interesse. Aber: Wer etwas mit nach Hause nimmt, beschränkt sich auf Mengen für den Eigenbedarf. Missbrauch sei noch nicht beobachtet worden. Natürlich kann auch Ware vorbeigebracht werden.

Soziales Engagement

Und was bewegt die Freiwilligen, einen Teil ihrer Freizeit für die Kostnix-Idee zu opfern? Vizeobfrau Johanna Kulterer aus Laufenberg, die die Unterkunft organisiert hatte, nachdem anfangs in Privaträumen die Ware angeboten worden war, will "mit erhobenem Haupt", wie sie sagt, dazu beitragen, dass nichts unnötig weggeschmissen wird. Die frühere studierte Krankenschwester Auguste Waldl wiederum bekennt, sie sei schon immer sehr sozial eingestellt gewesen. Das Ersatzgemeinderatmitglied engagiert sich auch noch in Kirche und Trachtenverein.

Einen Wunsch noch hat das Kostnix-Laden-Team an die Gemeinde: einen Müllcontainer, mit dem Überflüssiges kostenlos entsorgt werden kann. Trotz aller Anstrengungen muss auch hier hin und wieder etwas weggeschmissen werden...

Zur Sache

Der Kostnix-Laden hat zwei Mal in der Woche, dienstags und donnerstags jeweils von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

Auf Facebook (FreiRaum Radenthein) informiert Obfrau Melanie Mitterer-Günes jeweils vormittags vor den Öffnungszeiten in Wort und Bild über das Angebot.