Wenn Gott ruft

Luca Fian wird eines Tages Priester sein.  | Foto: privat
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  • Luca Fian wird eines Tages Priester sein.
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Der 25-jährige Luca Fian aus Mühldorf begann kürzlich sein Pastoralpraktikum in Villach. Er spricht über seinen Glauben und die Zukunft der katholischen Kirche.

MÜHLDORF. Nach seiner Firmung hat sich Luca entschieden, mehr und mehr in der Kirche mitzuarbeiten und im Glauben zu wachsen.

Wie gefällt dir dein Pastoralpraktikum bis jetzt? Wieso ist es Villach geworden?
Unglaublich gut und besser, als ich es mir vorgestellt hätte! Man merkt, dass der Pfarrer und die Mitarbeiter dort schon jahrelang praktische Erfahrung haben und nicht nur in der Theorie leben wie etwa oft im Priesterseminar. Villach ist es deswegen geworden, weil es dort eine Pfarre gibt, die sich vorstellen konnte, einen Praktikanten zu begleiten. Es wird hierbei immer geschaut, an welchen Orten Bedarf ist und wo ein Pfarrer gerne einen Praktikanten aufnehmen würde. Dabei wird jetzt bei mir geprüft, ob ich auch das „praktische Zeug“ für das Priestertum habe.

Wusstest du zu Beginn deines Theologiestudiums, dass du Pfarrer werden willst?

Ursprünglich wollte ich ja eigentlich Lokführer werden. Doch anscheinend hat der Herr – im wahrsten Sinne des Wortes – die Weichen anders gestellt. Ich habe mich nach der Matura zwar für das Theologiestudium entschieden, weil ich mir vorstellen konnte, später einmal Priester zu werden, aber ich wollte in den ersten zwei Semestern diese Berufung noch als ganz normaler Student für mich prüfen. Doch es war bald klar, dass ich wirklich Gott und den Menschen im Priesterstand dienen möchte.

Wie hat sich dein Glaube/Bezug zur Religion in den Jahren verändert/verstärkt?
In meiner Kindheit hat für mich Gott nicht wirklich eine Rolle gespielt. Als es schließlich Zeit für meine Firmung war, haben meine Eltern zu mir gesagt: „Den Firmunterricht und die Firmung machst mit, das ist bei uns so Tradition und danach kannst eh machen, was du willst!“ – Tja, auf diesen Deal bin ich dann eingestiegen, doch während des Firmunterrichts habe ich immer mehr gespürt, dass am Glauben und der Kirche wirklich was dran ist. Ich habe folglich begonnen, den Glauben immer besser zu verstehen und eine Beziehung zu Gott aufzubauen. Mit der Zeit sind diese zwei Aspekte sehr wichtig für mich geworden, einerseits dass der Glaube nicht bloß eine Vermutung ist, sondern mit der Vernunft begründet werden kann, und andererseits, dass ohne eine lebendige Beziehung zu meinem himmlischen Vater, besonders im Gebet, alle Glaubenssätze nichts in meinem Leben weiterbringen können.

Oft steht die katholische Kirche in Kritik: Wie siehst du das?
Also manchmal kann ich mir echt nur auf den Kopf greifen und mich fragen, ob das wirklich noch meine Kirche ist! – Doch dann kommen mir immer zwei Gedanken, zum einen: „Luca, bevor du dich abermals aufregst, geh lieber wieder einmal selbst zur Beichte!“ und zum anderen: „Luca, es ist doch nicht deine Kirche, es ist die Kirche Jesu und am Ende des Tages hat er das letzte Wort und wird richten. Hab‘ Vertrauen, er wird schlussendlich alles so fügen, wie er es will. Schau lieber, dass du selber nach seinem Beispiel lebst!“

Glaubst du, werden wieder mehr junge Menschen den Glauben wiederfinden?
Ja! – Aber nur dann, wenn sich die Kirche wieder auf ihr „Kerngeschäft“ konzentriert, nämlich die Menschen und besonders die Jugendlichen zu Gott und in den Himmel zu führen und ihnen seine Liebe zu bezeugen. Das gelingt meiner Ansicht nach nur dann, wenn die Sakramente bzw. die Gottesdienste würdig, aber liebevoll gefeiert werden, die katholischen Glaubenswahrheiten von der Kirche deutlich und konsequent, aber einfühlsam verkündet werden, das Leben der Priester mit dem übereinstimmt, was sie selber predigen und vor allem, dass Gott und das Heil der Menschen an oberster Stelle stehen. Und für all das will ich mein Leben trotz meiner Schwächen hingeben!

Wärst du dafür, dass katholische Pfarrer heiraten dürfen?
Dazu habe ich einen sehr konträren Zugang. Ich denke, wenn die Ehelosigkeit für Priester freigestellt sein würde, dann würde ich auch heiraten, zumindest vermute ich das. Ganz einfach deswegen, weil die Liebe zwischen Mann und Frau, das Gründen einer Familie und ganz klar auch die Sexualität eines der schönsten Dinge sind, die Gott uns geschenkt hat. Aber es ist eben nicht das Schönste und das Beste, denn das ist Gott selbst! Daher bin ich auch froh, dass die Kirche die Ehelosigkeit für Priester einfordert, weil sie eben wie Jesus sich selbst ganz Gott und seiner Kirche hingeben. Die Priester leben ja schon das voraus, zu dem wir alle einmal im Himmel berufen sind, ganz für Gott zu leben! Auf Erden übernimmt für die Priester sozusagen die Rolle der Braut nicht eine Frau, sondern die Gemeinschaft der Kirche, also wir alle, und für uns opfert der Priester wie Christus sein Leben auf. Für mich ist dies ein so schönes Geheimnis und deshalb bin ich froh, dass es den Zölibat gibt!

Wie siehst du die Zukunft der katholischen Kirche?
Theologisch wird jener Teil der Kirche, der noch nicht bei Gott im Himmel, sondern noch auf Erden ist, auch die sogenannte „streitende Kirche“ genannt. Dieser Ausdruck meint natürlich nicht, dass die Kirche mit jedem im Clinch liegt, sondern dass es viel Kraft braucht, das Gute zu tun und für die Sache Gottes einzustehen. Und ich glaube, die Kirche wird in Zukunft – selbstverständlich mit Gottes Hilfe – noch mehr Energie aufbringen müssen, um nicht bloß ein Sozialverein zu sein, sondern Gottes geliebte Gemeinschaft, durch die er der Welt Segen und Heil schenken möchte. Das wird garantiert nicht leicht, aber für den Herrn ist alles möglich!

Welche Verbindung hast du zu deiner Heimatgemeinde Mühldorf?
Zum einen sind meine Familie, viele meiner Freunde und meine Heimatpfarre die Grundlage für meinen Glauben, meine Gottesbeziehung und meine Ausbildung gewesen, zum anderen bin ich auch heute noch bei Gottesdiensten oder bei der Firmvorbereitung dort tätig und daher freue ich mich jedes Mal, wenn ich hier wirken und mich austauschen kann sowie Unterstützung finde!

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