6. Poetry Slam in Seeboden

Wortakrobatik wieder unter freiem Himmel

Endlich wieder unter freiem Himmel, am angestammten Platz im Seebodener Blumenpark, wurde zum sechsten Mal der literarische Wettbewerb "Poetry Slam" ausgetragen.

SEEBODEN. Während sich auf dem Millstätter See Schwimmer und Boote verschiedener Klassen tummelten, wetteiferten sechs Hobbypoeten aus ganz Österreich mit ihren selbst verfassten Texten um die Gunst des Publikums. Veranstaltet vom Verein kultur.im.puls, sorgten Initiator Gerhart Weihs und Obfrau Margret Joch dafür, dass neben der bildenden Kunst auch Dichtung zu Wort kommt.

Sechs Poeten

Der Grazer Lukas Hofbauer verstand es einmal mehr, mit Witz und stegreifen Bemerkungen (ob des Windes konnte er sich vorstellen, mit einem vorhandenen Seil als Drachen aufzusteigen) das Publikum zu unterhalten und die Punkte der willkürlich zusammengestellten Jury zu addieren. Sechs Nachwuchsliteraten trugen ihre anspruchsvollen Texte vor.

Aus der Familie

Der Wiener Simon Tomaz interpretierte Klassiker wie Ernest Hemingway oder George Orwell neu, die Tirolerin Silke Gruber aus Hall erzählte im Dialekt von ihrem Familienleben mit dem Vater als Metzger. Die einjährige Karenzzeit des Vaters beleuchtete der Linzer David Samhaber mit viel Schalk, während die 80-jährige Lokalmatadorin Trude More aus Seenoden nachvollziehbar aufzählte, warum sie nie geheiratet habe. Jeweils extemporierend beklagte die Innsbruckerin Tamara Stocker, ein jeder wolle zwar Storyteller sein, doch serviere er täglich einen Einheitsbrei. Und Tara Meister aus St. Veit a.d. Glan wies auf das Los einer dreifachen Mutter und all ihrer vergebenen Chancen hin.

Tamara und Tara siegten

Nach einer kurzen Verschnaufpause, die vor allem zum Sonnenbaden am See genutzt wurde, kamen noch einmal die drei Bestplazierten zu Wort. David Samhaber bedauerte, seine Oma frage nicht, ob er im fernen Wien mit dem Leben, sondern mit der Wäsche zurecht komme. Tamara Stocker klagte, eine Frau sei nach Ansicht der Männer nur hübsch, wenn sie lächele ("'Lach doch mal' gehört auf den Index"), wie auch Tara Meister in ihrer emanzipatorischen "Buchstabensuppe" männliche Vorurteile anprangerte. In der Endabrechnung kam David auf den zweiten Platz, Rang eins teilten sich Tamara und Tara. Statt der sonst von Erika Drumel gestifteten Reindlinge, die diesmal aus familiären Gründen verhindert war, wurde der Auftritt aller Poeten mit Honig versüßt, der der drei Finalisten mit Geschenkkörben.