So stresst der Job unsere Politiker
Wie krank macht Politik? Stress und Druck sind sehr hoch – das erfahren auch Oberkärntner Mandatare.
Oberkärnten. Der Job des Politikers ist kein Honiglecken. Der Stress, von einem Termin zum anderen zu hetzen, schlägt sich oft auf den Körper nieder. Nach den gesundheitlichen Rücktritten von Vizekanzler Josef Pröll und Kärntens Gemeindebund-Chef Hans Ferlitsch klagen auch Oberkärntner Politiker über die hohe Belastung des Jobs und sagen, wie sie sich fit halten.
„Die Politik ist sehr belastend, wenn die Gesundheit nicht ganz stabil ist, ist man gefährdet“, sagt der Radentheiner Bürgermeister Martin Hipp. Er selbst fühlt sich „recht wohl“, aber: „Man hat kaum Spielraum für die Freizeit oder um langsamer zu treten. Das geht oft unter die Haut.“ Samt seinem „Brotberuf“ auf der Gemeinde kommt er auf mindestens 60 Stunden pro Woche. Hipp findet die Polit-Ausstiege der letzten Zeit „erschreckend“. Ein Erklärungsmodell für ihn: „Für die Bevölkerung ist es eine Selbstverständlichkeit, dass man da zu sein hat. Und man bemüht sich, weil die Politik ohnehin ein schlechtes Standing hat, noch mehr.“ Aber: „Es gibt auch schöne Zeiten. Wenn man mit Freude dabei ist, fällt es leichter.“ Ausgleich sucht er sich bei Radtouren.
Peter Suntinger, Bürgermeister in Großkirchheim und Landtagsabgeordneter, schildert seine Situation so: „Wenn man drei bis vier Mal die Woche von Großkirchheim nach Klagenfurt fährt, ist das belastend. Das ist logisch. Man scheitert irgendwann an der Strecke.“
Dazu kommt, dass jeder etwas fordert, man aber nur wenig zurückbekommt. Durch diverse Termine heißt es für ihn, mit vier bis fünf Stunden Schlaf auszukommen. Und: „Es gibt keinen Tag, an dem man keine Termine hat.“ Für das schlechte Bild der Politik in der Öffentlichkeit macht er die Medien verantwortlich. Um seinen Körper fit zu halten, zieht es ihn auf die Berge.
Der Ausgleich ist wichtig
Franz Eder, Bürgermeister in Rennweg: „Politik beeinträchtigt natürlich, wenn sie so umfangreich gemacht werden muss. Das fängt im Laufe der Jahre an zu zehren.“ Er persönlich hat für sich selbst den „Überblick“: „Man muss sich einen Ausgleich schaffen.“ Für ihn ist es wichtig, Zeitnischen für Aktivitäten mit der Familie zu finden oder sich ab und an aufs Motorrad zu setzen.
Weniger den Job an sich als die ungesunde Lebensweise hält Josef Jury, Nationalratsabgeordneter und Bürgermeister in Gmünd, für das Problem: „Die macht krank. Das gibt es in anderen Jobs aber auch.“ Was er bemerkt, ist, dass sich durch Internet und Co. alles beschleunigt hat: „Es geht alles viel schneller. Man muss sofort Entscheidungen treffen. Das wirkt sich auf die Qualität der Entscheidung aus.“ Für ihn ist der Reiz, gestalten zu können jedoch wichtiger: „Wenn es eine Belastung wird, muss man gehen.“
„Jede Arbeit könnte krank machen“, davon ist der Spittaler Bürgermeister und Nationalratsabgeordnete Gerhard Köfer überzeugt. Der Ausgleich ist wichtig. Er findet ihn in erster Linie im Sport.
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