Festspielhaus St. Pölten
Dschungelbuch – Österreich-Premiere mit Robert Wilson

Robert Wilson, CocoRosie | Foto: Lucie Jansch
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Knallig bunt und wunderbar schräg: Robert Wilson schnappt sich für seinen neuesten Coup das exzentrische Indie-Pop-Duo CocoRosie, inspiriert sich an Rudyard Kiplings weltberühmter Geschichte über ein Findelkind und spart dabei nicht mit charmantem Augenzwinkern.

ST. PÖLTEN (pa). Zur Eröffnung der neuen Festspielhaus-Saison am 26./27. September 2020 entführt der revolutionäre Theatermacher mit seinem poppigen Musiktheater in die Untiefen des Dschungels – zu einem Stell-dich-ein mit Baloo und einigen unausweichlichen Ohrwürmern!
Robert Wilson hat sich für die Wiederaufnahme-Premiere von Jungle Book/Das Dschungelbuch persönlich angekündigt.
Brigitte Fürle, Künstlerische Leiterin, zur Saisoneröffnung mit Stargast Robert Wilson:

„Es ist mir eine besondere Freude, die Eröffnung der neuen Festspielhaus-Saison in Anwesenheit des großen Theatermagiers Robert Wilson und mit der Österreich-Premiere seines wunderbar schrägen ‚Dschungelbuchs‘ zu feiern. Wilsons ‚The Black Rider‘ und ‚Deafman Glance‘ zählten Anfang der 90er Jahre zu meinen wichtigsten Theatererfahrungen. 1999 war mit der umjubelten Inszenierung der Menschenrechtsoper ‚Scourge of Hyacinths‘ sein bisher einziges Gastspiel im Festspielhaus zu sehen. Umso größer ist die Vorfreude, Robert Wilson mit seinem neuesten Coup in St. Pölten willkommen zu heißen. Nach einer langer Spielzeitpause heißt es also nun ‚let’s get ready for the jungle, oh yeah!‘ Die unbändige Spielfreude der DarstellerInnen auf der Bühne sehe ich dabei als hoffnungsfrohe Vorboten für einen unbeschwerten Kulturgenuss im Herbst.“

Knallig buntes Musiktheater: Das Dschungelbuch

Robert Wilson, weltweit renommierter Theatermacher und bildender Künstler, eröffnet am 26. & 27. September 2020 eine aufgrund der Corona-Pandemie unter besonderen Vorzeichen stehende neue Saison. Gemeinsam mit dem exzentrischen Indie-Pop-Duo CocoRosie präsentiert Wilson seine neueste Kreation Jungle Book / Das Dschungelbuch, ein wunderbar schräges und knallig buntes Musiktheater für alle ab 10 Jahren.
Im Dschungel herrschen eigene Gesetze und Feinde lauern überall! Doch der von Wölfen aufgezogene Mowgli begegnet auch wohlgesonnenen Gefährten wie dem gemütlichen Bären Baloo. In der Inszenierung von Robert Wilson erstrahlt Rudyard Kiplings Klassiker als bildstarkes Musiktheater und Ode an das Anderssein. Fantasievoll, fein und mit charmantem Augenzwinkern setzt der Bühnenvisionär das Heranwachsen dieses außergewöhnlichen Jungen in Szene. Die bei- den Schwestern von CocoRosie zeichnen für Musik und Lyrics verantwortlich, die Jung und Alt dazu einladen, sich in den Untiefen des Dschungels zu verlieren.

Robert Wilson im Interview mit Frederic Maurin (Theatre de la Ville-Paris) über irreführende Schubladen, ganzheitliches Hören und das Licht am Ende des Tunnels.
Wie entstand die Idee einer Produktion, die auf dem Dschungelbuch basiert?
Die Idee kam von Emmanuel Demarcy-Mota und Pierre Berge. Ich habe es immer genossen, mit Pierre über Ideen für meine nächsten Produktionen zu diskutieren. Ich habe ihm und auch Michel Guy immer gerne zugehört, was sie zu sagen hatten. Eines Tages im Jahr 2013, als Peter Pan im Theatre de la Ville lief, fragte ich sie, was ich als nächstes in Angriff nehmen könnte und Emmanuel Demarcy-Mota schlug Das Dschungelbuch vor. Ich behielt den Gedanken und fand allmählich meinen eigenen Weg, mich Kiplings Novellen zu nähern.

Was war Ihre ursprüngliche Idee für diesen Vorschlag?
Zweifellos eine Show, die alle ZuschauerInnen ansprechen würde; obwohl für mich jede große Arbeit für sich selbst spricht. Sie kann von einem Kind genauso geschätzt werden wie von einer älteren Person, von einer weniger gebildeten Person ebenso wie von einem Akademiker. Ich halte es mit Gertrude Stein – als sie gefragt wurde, was sie von moderner Kunsthalte, sagte sie: „Ich schaue es mir gerne an.“

Das Dschungelbuch spricht ein breites Publikum an und greift somit auf einige Ihrer vorherigen Shows zurück, wie z. B. Peter Pan, La Fontaines Fabeln, oder Wings on Rock, inspiriert von Saint-Exuperys Kleinem Prinzen und dem Mythos der amerikanischen Ureinwohner von einem Kind, das nach seinem Vater sucht. Genau wie Mowgli am Ende des Dschungelbuchs, der davon träumt, seine Mutter zu finden, nachdem er aus dem Dschungel verbannt wurde?
Ein Künstler mag sich, den Wurzeln eines Baumes gleich, durchaus in seinen eigenen Themen und Variationen verzweigen, aber seine Arbeiten haben doch alle den selben Stamm. Ich habe Stücke kreiert, die sehr unterschiedlich sind, aber wir sollten keine Angst davor haben, uns zu wiederholen, denn nur so lernen wir. In diesem Sinn ist es wahr, dass Das Dschungelbuch eine Art Suche ist, wie Wings on Rock und Peter Pan. Es ist ein wiederkehrendes Thema in meinem Schaffen.

Waren CocoRosie die logische Wahl für die Musik oder hätten Sie sich auch andere MusikerInnen vorstellen können?
Ich hörte gewissermaßen von Beginn an ihre Stimmen zu diesem Stück. Die beiden Schwestern haben die Musik für Peter Pan geschrieben. Sie sind nicht nur Musikerinnen, sondern auch Künstlerinnen. Sie schienen aus mehrfacher Sicht besser zu dieser Arbeit zu passen als beispielsweise David Byrne, Philip Glass oder Tom Waits.

Haben Sie sich Das Dschungelbuch aufgrund der Schlüsselrolle der Musik und der Art und Weise, wie zwischen Erzählung, Dialog und Musik gewechselt wird als Musical vorgestellt?
Schubladen können irreführend sein. Meiner Meinung nach ist alles Theater Musik und alles Theater Tanz. Das sagt uns schon das Wort „Oper“. Sie umfasst alle Künste; bringt alles zusammen: Architektur, Malerei, Musik, Poesie, Tanz, Beleuchtung ... Ich finde es schwierig, die einzelnen Komponenten von einander zu trennen. Theaterstücke werden oft fragmentiert, weil sie aufgeteilt werden und die Szenerie, das Schauspiel, der Gesang und der Tanz wie unterschiedliche Konzepte behandelt werden. Für mich sind sie alle Teile eines Ganzen.

Ihre Stücke beherbergen ganze Menagerien – es kommen Schildkröten, Löwen, Vögel, Bären und Dinosaurier vor. Und natürlich gibt es im „Dschungelbuch“ viele Tiere. Was interessiert Sie an Tieren?
Meine Arbeit ist enger mit dem Verhalten von Tieren verbunden als mit irgendeiner Schauspielschule. Wenn ein Bär dich ansieht, sieht er mit seinen Augen und seinem ganzen Körper zu. Wenn sich ein Hund einem Vogel nähert, hört er nicht nur mit den Ohren, sondern mit dem ganzen Körper zu. Das war der Ausgangspunkt für Deafman Glance. Ich habe diese Arbeit mit einem jungen Mann namens Raymond Andrews geschaffen, der taub und stumm ist. Er ist bei mir eingezogen. Eines Abends stand er am Ende meiner Wohnung, 25 Meter entfernt, und ich rief seinen Namen – ohne eine Reaktion zu bekommen. Dann rief ich erneut, imitierte dieses Mal jedoch Laute eines Gehörlosen und er drehte sich lachend um. Sein Körper erkannte die Schallschwingungen eines Gehöflosen besser; er konnte sie fühlen. Es war nicht sein Trommelfell, das ihn Dinge hören ließ, weil er nichts unter 120 Dezibel hören konnte; es war sein Körper. Kleist theoretisierte, dass ein guter Schauspieler wie ein Bär ist: „Er schlägt nie zuerst zu, sondern wartet, bis Sie sich bewegen.“

Gibt es am Ende des Dschungelbuchs ein Gefühl der Hoffnung? Mowgli wurde von den Wölfen abgelehnt und sowohl aus dem Dschungel als auch aus dem menschlichen Dorf vertrieben. Sehen Sie Licht am Ende des Tunnels oder bleibt der Schluss offen?
Ich weiß nur, dass Theater nicht deprimierend sein darf. Es muss immer einen Hauch von Humor geben, auch wenn König Lear stirbt. Wenn Sie ein Stück weißes Papier nehmen und es neben ein Stück schwarzes Papier legen, sieht das Weiß noch weißer aus. Damit ein Ding existiert, muss es sein Gegenteil haben. Himmel und Hölle bilden gemeinsam eine Welt, ebenso wie Menschen und Tiere.

Robert Wilson, geboren in Waco (Texas), gehört zu den weltweit führenden Theatermachern und bildenden Künstlern. Seine Arbeiten für die Bühne vereinen auf unkonventionelle Weise eine breite Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen – von Tanz, Bewegung, Licht und Skulptur bis hin zu Musik und Text. Seine Bilder sind von ästhetischer Durchschlagskraft und hoher Emotionalität. Nach Studien an der Universität Texas und am Pratt Institute in Brooklyn gründete Robert Wilson Mitte der 1960er-Jahre das Performance-Kollektiv „The Byrd Ho man School of Byrds“ mit Sitz in New York und entwickelte seine ersten charakteristischen Arbeiten, darunter DeafmanGlance (1970) und A Letter forQueenVictoria (1974-1975). Mit Philip Glass schrieb er die wegweisende Oper Einstein on the Beach (1976). Zu Wilsons künstlerischen Partnern zählen SchriftstellerInnen und MusikerInnen wie Heiner Müller, Tom Waits, Herbert Grönemeyer, Susan Sontag, Laurie Anderson, William Burroughs, Lou Reed und Jessye Norman. Auch klassische Werke wie Becketts Krapp’s Last Tape, Puccinis Madame Butterfly, Debussys Pelléas et Melisande, Brecht/Weills Dreigroschenoper, Goethes Faust, Jean de la Fontaines Fabeln oder Homers Odyssee brachte er in wegweisenden Inszenierungen auf die Bühne.
Robert Wilsons Zeichnungen, Gemälde und Skulpturen wurden international auf unzähligen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Seine Arbeiten finden sich weltweit in privaten Sammlungen und Museen weltweit. Er wurde mit zahlreichen Preisen für seine herausragenden Leistungen geehrt, darunter eine Pulitzer-Preis-Nominierung, zwei Premio Ubu Awards, ein Goldener Löwe bei der Biennale in Venedig und einen Olivier Award. Wilson wurde ebenso in die American Academy of Arts and Letters wie in die Deutsche Akademie der Künste aufgenommen. Frankreich ernannte ihn zum Commandeur de l’Ordre des Arts et Lettres (2003) und Officier de la Legion d’Honneur (2014). Deutschland verlieh ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse sowie die Goethe-Medaille (2014).
Robert Wilson ist Gründer und Künstlerischer Leiter des Watermill Center, einem Laboratorium der Künste in Water Mill, New York.

Alle Infos auf einem Blick:

Österreich-Premiere/Festspielhaus-Koproduktion Samstag, 26. & Sonntag, 27. September 2020 Musiktheater empfohlen ab 10 Jahren
Dauer: 01h15 (keine Pause) Einführung
Bewegte Einführung für alle am 27. September 2020, 15.15 Uhr, Festspielhaus-Vorplatz
SHUTTLE-BUS
Samstag, 26. September 2020: Abfahrt 17.00 Uhr, Operngasse 4, 1010 Wien Sonntag,
27. September 2020: Abfahrt: 14.00 Uhr, Operngasse 4, 1010 Wien
www.festspielhaus.at
Weitere aktuelle Presseinformationen nden Sie online unter www.festspielhaus.at/presse 4/5

Das Festspielhaus St. Pölten

Das Festspielhaus St. Pölten ist ein Ort der aktiven Begegnung in Tanz, Musik und Architektur. Renommierten KünstlerInnenpersönlichkeiten wird eine Bühne in einem der markantesten Theaterbauten Österreichs geboten, der durch die zeitlos-elegante Formsprache des Architekten Klaus Kada besticht. Internationale Größen des zeitgenössischen Tanzes, Stars aus Jazz und Weltmusik und nicht zuletzt das Tonkünstler-Orchester als hauseigenes Residenzorchester bieten ein weit über Landes- und Bundesgrenzen hinweg beachtetes Programm. Zudem bereichern zeitgenössische Circuscompagnien, Kammermusikensembles, OnStage-Konzerte sowie Familienvorstellungen den an Vielseitigkeit kaum zu überbietenden Spielplan.
Über diese hochkarätige und international relevante Programmierung hinaus bietet ein facettenreiches Kulturvermittlungsangebot dem Publikum über jegliche Altersgruppen oder soziale Hintergründe hinweg die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden, mitzuwirken und in einen unmittelbaren Austausch mit den KünstlerInnen zu treten.
Diese Grundhaltung spiegelt sich auch in der zeitgenössischen Architektur des Gebäudes wider: Mit den zahlreichen Blickfeldern nach außen und ins Innere öffnet sich das Festspielhaus St. Pölten in alle Richtungen. Nicht nur in Hinblick auf Kunst und Kultur, sondern auch gegenüber all jenen Menschen, die es besuchen und mitgestalten.
Seit der Saison 2013/2014 ist Brigitte Fürle Künstlerische Leiterin des Festspielhauses. Constanze Eiselt zeichnet als Musikkuratorin für die Konzerte im Bereich Jazz, Weltmusik und Pop verant- wortlich.

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