Medizinbus
"Pflastera" soll medizinisch Basisversorgung sicherstellen

- Segnung des Medizinbusses
- hochgeladen von Tanja Handlfinger
Ärzte und Fahrer ehrenamtlich unterwegs: Ein einzigartiges Projekt geht in St. Pölten an den Start: "Pflastera" der Medizinbus ist künftig jeden Freitag von 15:00 bis 18:00 Uhr an je einem Standort im Stadtgebiet von St. Pölten unterwegs. Angeboten werden Untersuchungen, Behandlungen, Versorgung und außerdem wird es Kleidung, Schlafsäcke und Jause für die Kunden geben.

- Segnung des Medizinbusses
- hochgeladen von Tanja Handlfinger
ST. PÖLTEN. Es können verschiedenste Lebensumstände dazu führen, dass man keine Versicherungskarte besitzt. Das kann Menschen treffen, die zum Beispiel beim Partner mitversichert waren, aber nach einer Scheidung kurz keine Gesunheitsversicherung haben, die Fristen versäumt haben, obdachlos sind oder Menschen mit Migrationshintergrund. Und genau an diese Menschen richtet sich das Angebot des "Pflastera".
Die Grundidee
Die Zugangsschwellen zur medizinischen Basisversorgung sollen abgebaut werden, um einer breiten Gruppe an Menschen – unabhängig von deren Lebenssituation – einen einfachen Zugang zu medizinischer Basisversorgung zu ermöglichen. Auf Unterstützungsinitiative des Lions Club St. Pölten wurde Ende des Jahres 2022 die Idee geboren, medizinische Grundversorgung in und um St. Pölten anzubieten. Entstanden ist ein für St. Pölten bzw. Niederösterreich einzigartiges Projekt: der Medizinbus Pflastara.

- Der Medizinbus ist künftig jeden Freitag in St. Pölten unterwegs.
- hochgeladen von Tanja Handlfinger
Im Gegensatz zu Behandlungen in niedergelassenen Praxen sollen diese im Fall des Pflastaras bestmöglich an einem Termin abgeschlossen werden. Zwar kann im Idealfall eine Weiterbehandlung an Folgeterminen wahrgenommen werden, jedoch kann aufgrund von oft unsteten Lebensmodellen nicht davon ausgegangen werden, das Hilfesuchende auch verlässlich wiederkommen. Intensive Beziehungsarbeit im Rahmen der Termine kann die Frequenz der wiederkehrenden Nutzung deutlich steigern.
Da weder eine E-Card noch eine aufrechte Versicherung vorhanden sein müssen oder Angaben zu Person, Wohnsitz oder Einkommen erforderlich sind, könnte auch keine Kontrolle etwaiger Kriterien stattfinden.
Das Projekt richtet sich jedoch in seiner Ursprungsidee an Personen
- die aus versicherungsrechtlichen Gründen keine Ordinationen oder Ambulanzen aufsuchen können
- die ein niederschwelliges Angebot eher annehmen
- die aufgrund von unsteten Lebensweisen standortungebundene Angebote leichter in Anspruch nehmen
„Im Leben eines Menschen braucht nur ein stützender Pfeiler plötzlich wegzubrechen und schneller als man denkt, dreht sich die Spirale nach unten. Auch bestimmte Lebensumstände führen regelmäßig dazu, dass Menschen aus dem sogenannten ‚System‘ fallen. In diesen Situationen ist es wichtig, dass ohne Vorurteil aber mit Wertschätzung, Respekt und Unterstützung geholfen wird. Statt Menschen sich selbst zu überlassen, wichtige Gesundheitsleistungen anzubieten, ist eine äußerst wertvolle Initiative, weil Menschen, die in prekären Verhältnissen leben, aufgrund des mangelnden Zugangs zum Gesundheitssystem die notwendige medizinische Versorgung oft nicht erhalten“,
bedankt sich Soziallandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig bei der Emmausgemeinschaft sowie dem Lions Club St. Pölten für diese neue Anlaufstelle.
Bürgermeister Matthias Stadler: „St. Pölten setzt als ‚fit & healthy city‘ auf umfangreiche Gesundheitsvorsorge, weshalb dies auch als Grundpfeiler in unserem Masterplan stp*25I50 festgehalten ist. Im Falle eines Falles braucht es aber raschen und einfachen Zugang zu bester medizinischer Basisversorgung, wie er in St. Pölten auch umfassend angeboten wird." Leider sei dieser aber aus formalen Gründen nicht für alle Menschen in Österreich Realität. Fehlende Krankenversicherungen, die Notwendigkeit von Terminvereinbarungen, lange Wartezeiten, Schamgefühle, Sprachbarrieren – diese und viele andere Hürden erschweren Menschen in verschiedensten Lebenssituationen den Weg zur notwendigen Basisversorgung.
"Mit dem Medizinbus Pflastara wird genau diesen sozial benachteiligten Personen niederschwellig und ungebunden geholfen. Ich möchte mich dafür im Namen der Stadt ganz herzlich bei der Emmausgemeinschaft, dem Lions Club St. Pölten und den engagierten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern bedanken.“

- Segnung des Medizinbusses
- hochgeladen von Tanja Handlfinger
„Ein klares Ziel ist die Behandlung aktueller Erkrankungen oder Verletzungen“, so Emmaus-Geschäftsführer Karl Langer. „Es gibt viele Hürden weshalb es einen Medizinbus aus unserer Sicht braucht. Die erlebten Hürden betreffen unter anderem lange Wartezeiten bei Allgemeinmedizinern; volle Wartezimmer, die aus Scham – z.B. aufgrund von erschwerter Körperhygiene – oft nicht genutzt werden wollen bzw. einzuhalten sind; die Angst, dass Lebensumstände und Sprache nicht verstanden werden, sowie die damit verbundene Angst vor weiterer Zurückweisung; die Sorge vor möglichen Kosten der Behandlung – oft in Zusammenhang mit einem unklaren Versicherungsstatus. All diesen Ängsten und Sorgen soll das mobile Angebot durch die klare Zielsetzung der Anonymität und Kostenfreiheit entgegenwirken.“
Menschlichkeit steht im Vordergrund
„Der Lions Club ist eine Organisation mit weltweit über 1, 4 Millionen Mitgliedern mit der obersten Prämisse: Menschlichkeit. Unser Ziel ist es, dem Nächsten zu helfen, auf einfache und unkomplizierte Art, so rasch und effizient wie möglich. Die Not drückt überall. Schon in der eigenen Gemeinde um die nächste Ecke sitzt sie. Es freut mich daher ganz besonders, dass aus einer ‚kleinen Idee‘, dieses großartige Projekt entstanden ist. Im Herbst des Jahres 2022 sind wir – der Lions Club St. Pölten – anlässlich unserer 60-Jahr-Feier an die Emmausgemeinschaft herangetreten. Die Idee war ein Projekt zu unterstützen, das Menschen in Not hilft. Sehr rasch kam der Vorschlag eines Medizinbusses für St. Pölten und Umgebung – eine Idee, die bei uns sofort auf offene Ohren und großes Interesse gestoßen ist“, erklärt Vizepräsident der Lions St. Pölten Günter Nusterer die Beteiligung an diesem einzigartigen Projekt.






Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.