Landestheater NÖ
Bildgewaltiger 'Hamlet' in ganz neuem Gewand

- Kongeniales Trio: Michael Scherff, Tim Breyvogel und Marthe Lola Deutschmann.
- Foto: Pelekanos
- hochgeladen von Petra Weichhart
Mit der Premiere von Shakespeares "Hamlet" zeigt das Landestheater NÖ, dass es in der obersten Liga mitspielt.
ST. PÖLTEN (pw). Wie viele Tode muss Hamlet eigentlich sterben? Im Landestheater NÖ sind es einige. Es ist ein Abend der Bilder. Kraftvoll, dynamisch erschafft Regisseur Rikki Henry für William Shakespeares "Hamlet" einen Raum, der alle Handlungen trägt und verpasst ihm ein neues Gesicht. Die Krone ist allgegenwärtig. Er legt aber auch Komödiantisches in Shakespeares Tragödie. Die Bildgewalt imaginiert sich über drei Säulen: Max Lindner (Bühne), Cedric Mpaka (Kostüme) und Nils Strunk (Musik) sind Antrieb, Antlitz und Herzschlag der Inszenierung.
Im Wahnsinn öffnet sich dann sinnbildlich das Tor zur Hölle. Der Zuschauer taucht gemeinsam mit Hamlet in die Kammer des Schreckens. Tim Breyvogel stülpt sich die Rolle des rachsüchtigen, am Irrsinn verzweifelnden Königssohns über wie einen maßgeschneiderten Anzug. Alles sitzt und passt bis ins kleinste Detail. Breyvogel tritt mit Jedem ins Zwiegespräch. Er zeigt ein völlig neues Gesicht, ein Schritt genügt, um ein zweites Selbst zu modellieren. Sehr blass, ja fast kindlich, gibt Laura Laufenberg die Ophelia. Ein enttäuschendes Gegenstück zum alles für sich einnehmenden Hamlet. Sehr stark: Marthe Lola Deutschmann als Königin Gertrude. Sie zieht die Fäden mit viel Kalkül und flüstert dem König seine Entscheidungen zu. Am Ende scheitert Hamlet an den Umständen und auch an sich selbst. Ist es gerecht, einen Mord zu sühnen, oder stirbt damit auch die Seele des Rächers?
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