St. Pölten
Museum am Dom eröffnet
Das "Museum am Dom St. Pölten" startet am 5. Mai 2021 in eine neue Ära: Nach mehrmonatiger Schließung und umfangreichen Adaptierungsarbeiten wird die erste Ausstellung unter der Führung von Direktorin Barbara Taubinger eröffnet.
ST. PÖLTEN (pa). Unter dem Titel "Himmlische Seelen. Knöcherne Juwelen" thematisiert die umfangreiche Schau Reliquien und deren Verehrung. Coronabedingt wurde die Ausstellung um ein Jahr auf 2021 verschoben und startet nun nach dem Lockdown unter den Auflagen, die für österreichische Kultureinrichtungen gelten.
Als „Museum am Dom St. Pölten“ startet das bisherige Diözesanmuseum mit der Ausstellungseröffnung unter neuem Namen und starkem Konzept in das Kulturjahr 2021. Bischof Alois Schwarz zeigt sich erfreut über die Neuerungen im Dombezirk: „Mit einem kirchlichen Museumsbetrieb geht auch ein seelsorgerischer Aspekt einher. Wir wollen als Kirche in der Gegenwart für die Gegenwart wirken, wir wollen im Dialog und relevant sein.“
Direktorin Barbara Taubinger erklärte zum früheren Namensbestandteil "Diözesan", dieses Wort werde heute nicht mehr unmittelbar verstanden, zudem "grenzt es massiv ein, was wir kuratieren, zeigen, verbinden können". Das Haus solle ein "Schmuckstück" in der kulturell aufblühenden niederösterreichischen Landeshauptstadt sein. Zu den Besonderheiten des "Museums am Dom St. Pölten" zählen die kunsthistorisch reichen Bestände aus den Pfarren der Diözese sowie der umfangreiche Sammlungsbestand - betreut seit der Gründung im Jahr 1888, so Taubinger.
"Das Lesen von kirchlicher Kunst muss heute neu gelernt, Codes neu entziffert werden", im Vermitteln von sakralen Inhalten über kulturelle Zugänge sieht die Direktorin eine "Kernaufgabe kirchlicher Museen". Als Historikerin und Kunsthistorikerin ist Taubinger einerseits der Dialog mit einem breiten Publikum, andererseits die Vernetzung mit städtischen und niederösterreichischen, aber auch internationalen Kulturschaffenden ein großes Anliegen. „Wir sind am Domplatz St. Pölten mittendrin in einer europäischen „Boomtown“: es wird gebaut, zugezogen, es entstehen Grätzel, Szenen, Communities". In diesem Umfeld solle das "Museum am Dom St. Pölten" den Blick auf die sakrale Kunst und das große Erbe christlichen Kulturlebens richten.
"Grundsehnsucht nach Erinnerungsstücken"
Die Eröffnungsausstellung über Reliquien brachte Taubinger in einen Zusammenhang mit der Geschichte der einzigen österreichischen Landeshauptstadt mit einem Heiligen als Namensgeber: "Die räumliche Verortung des Schädelknochens des Heiligen Hippolyt war maßgeblich für die Stadtgründung, und die Ansiedelung des Klosters, dessen Gebäude heute Bischofssitz und Haupthaus der Diözese St. Pölten ist", erinnerte die Historikerin. Die Schau "Himmlische Seelen. Knöcherne Juwelen" gehe somit ganz an den Beginn der Stadt- und Diözesangeschichte zurück.
Thematisiert wird anhand der Verehrung der knöchernen Überreste Heiliger aber auch die "menschliche Grundsehnsucht nach konkreten Erinnerungsstücken". Angekündigt sind Preziosen aus klösterlichen Sammlungen, Pfarrkirchen und Schatzkammern, die ein eindrucksvolles Bild gelebten Glaubens zeichnen. Die Jahresausstellung schlägt auch eine Brücke in das 21. Jahrhundert: Zeitgenössische Beiträge und Auseinandersetzungen zu Bestandswerken und dem Ausstellungsthema wurden in einer Kooperation mit der 5. Klasse des Wienerwaldgymnasiums in Tullnerbach erarbeitet. Entstanden sind facettenreiche Kunstwerke der Schülerinnen und Schüler als Schwerpunkt im Rahmen des künstlerisch-bildnerischen Unterrichts.
Neben eigenen Museumsbeständen werden vielfältige Leihgaben zu sehen sein: Die Exponate der Ausstellung stammen neben den Beständen des Museum am Dom aus der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus in Hall in Tirol, der Basilika Sonntagberg, der Domkirche St. Stephan Wien, der Basilika Maria Loreto St. Andrä im Lavanttal, der Schatzkammer Maria Taferl, den Beständen der Congregatio Jesu (Englische Fräulein), dem Domschatz St. Pölten, dem Stiftsmuseum Klosterneuburg sowie Privatsammlungen.
Neben dem laufenden Museumsbetrieb beginnen heuer in einer zweiten Bauphase die Vorbereitungsarbeiten zur Neuadaptierung der ständigen Sammlung, die bisher als Dauerausstellung gezeigt wurde.
Erstes Diözesanmuseum in Österreich
Das vormalige "Diözesanmuseum St. Pölten" wurde bereits im Jahre 1888 gegründet und war das erste derartige Museum in Österreich. Unter der Patronanz des christlich-religiösen Kunstvereins in Niederösterreich erlebte es in seinen Anfängen eine reiche und vielfältige Sammeltätigkeit, wobei die Bestände von archäologischen Funden über historische Dokumente, Münzen und Medaillen bis zu Objekten der Malerei, Plastik und Kleinkunst aus allen Epochen reichen. Schwerpunkt der umfangreichen Sammlung ist die sakrale Kunst, die in ihrer gesamten Vielfalt - von Skulpturen, Gemälden, Altären, liturgischen Geräten und Kleidern - präsentiert wird.
Neuer Name
Die Neubenennung in „Museum am Dom St. Pölten“ verdeutlicht sowohl den klar kirchlichen Auftrag als auch die örtlich-städtische Positionierung. Der neue barrierefreie Zugang am Domplatz 1 wird in Zukunft das Museum vom Domplatz aus sichtbar machen und damit ein weiterer kultureller Knotenpunkt im steigenden Kulturleben St. Pöltens sein. Coronabedingt entfallen sämtliche Feierlichkeiten rund um die Eröffnung, das Museum ist zu den angegebenen Öffnungszeiten ab Mittwoch, 5. Mai 2021, für Interessierte geöffnet. Je nach COVID-19 Maßnahmen sind im Lauf des Jahres, in näherer Zukunft beim Niederösterreichischen Museumsfrühling, auch eine Reihe besonderer Aktivitäten und Führungen geplant, u.a. die Schaurestaurierung einer Reliquie, spezielle museumspädagogische Angebote für Kinder sowie themenspezifische Kultur- und Publikumsformate. Sämtlich tagesaktuellen Infos unter www.museumamdom.at
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