"Selbstironie ist reine Notwehr"

ST. PÖLTEN (jg). Tricky Niki, Klaus Eckel und das Giovanni Orchestra Salzburg – Veranstalter Remigius Rabiega holt wieder eine ordentliche Portion Unterhaltung nach St. Pölten. Einer der Künstler, der mit Sex, Drugs und Klei´n´kunst im Herbst gleich zweimal im Raum St. Pölten auftreten wird, ist der Senkrechtstarter Paul Pizzera. Wir haben uns mit ihm unterhalten.

Du sagtest einmal, dass es, wenn man schon die Möglichkeit hat, vor Publikum aufzutreten, eine verdammte Pflicht sei, eine Message zu vermitteln. Was vermittelst du?
"Ich kann einem 50-Jährigen nichts über das Leben erzählen, aber ich kann einem 25-Jährigen relativ viel erzählen, weil es ihm in sehr vielen Belangen ähnlich wie mir geht. Ich möchte einfach dieses Nicht-erwachsen-werden, dieses Fehlermachen und Sich-selber-nicht-so-ernst-nehmen vermitteln, damit man eben mehr Spaß am Leben hat."

Willst du selber nicht erwachsen werden?
"Ich probiere es. Aber es ist relativ schwer, Stichwort Buchhaltung. Das sind so Sachen, da muss man erwachsen sein. Es funktioniert aber bei vielen anderen Sachen: Dass ich über mich selber lachen kann, dass ich Kritik annehme, dass ich mir selber erlaube zu scheitern und falsch zu liegen."

Du giltst als einer, der mit genau solchen Problemen wie dem Falschliegen sehr selbstironisch umgeht...
"Das ist reine Notwehr. Ich hab Publizistik und Germanistik studiert, klar habe ich Existenzängste. Ich hatte ein Schweineglück – Logisch, dass ich daran denke, was ist, wenn es einmal nicht mehr läuft."

Du willst nicht als Künstler bezeichnet werden, warum?
"Wenn man davon ausgeht, dass Kabarett eine Kunstform ist und ich Kabarett mache, dann bezeichne ich mich gerne als Künstler. Das Problem ist, dass ganz viele Sachen herhalten müssen für die Kunst. Ich habe ein Problem damit, sich besser darzustellen, als man eigentlich ist, wenn ein Mac-Book-Besitzer automatisch ein DJ und ein Typ, der ein PVC-Rohr anmalt, ein Installationskünstler ist. Mir ist der grantige Kartoffelbauer hundertmal lieber als irgendein Longboard-Fahrer, der auf einer Schreibmaschine gerade einen Roman verfasst."

Schreibst du deine Programme selber?
"Ich schreib sie sehr, sehr, sehr selber. Einfach auch deshalb, weil ich mir wahnsinnig schwer tun müsste, jemandem zu sagen, du, das ist jetzt nicht so meines. Da tue ich mir voll schwer."

Hast du ein prinzipielles Problem mit dem Neinsagen?
"Ich habe schon ein bisschen das Everybody's-Darling-Problem. Beim Fotomachen mit Bussi und so hab ich das Problem zum Glück nicht."

Gibt es einen Plan B für die Zeit nach dem Kabarett?
"Ich würde mal mein Leergut zurücktragen. Damit wäre ich schon ein, zwei Monate auf der sicheren Seite."

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