Leichter Aufwind am St. Pöltner Arbeitsmarkt

- <f>Karl Lanzenbacher,</f> Vizechef des AMS St. Pölten, analysiert.
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Mehr Menschen in Beschäftigung, dennoch ortet AMS Strukturprobleme
ST. PÖLTEN. Die Zahl der Jobsuchenden in Niederösterreich wird heuer leicht sinken. Die heimische Wirtschaft wächst solide und nachhaltig. Das sind die erfreulichen Nachrichten des Arbeitsmarktservice Niederösterreich kurz vor der Sommerpause.
Auch am St. Pöltner Arbeitsmarkt lässt sich ein positiver Trend verzeichnen. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten stieg im Durchschnitt des ersten halben Jahres um 2.496 Personen.
AMS Vizechef über Strukturprobleme
„Dennoch zeigen sich auf dem st.pöltner sowie (nieder-)österreichischen Arbeitsmarkt auch Strukturprobleme. Die massive Zunahme des Arbeitskräfteangebotes durch die Ostöffnung des Arbeitsmarktes, die Alterung der Erwerbsbevölkerung und die Umsetzung von Pensionsreformmaßnahmen tragen zu einer Verfestigung der Arbeitslosigkeit bei“, analysiert AMS St. Pölten Vizechef Karl Lanzenbacher die aktuelle Arbeitsmarktlage.
Generation 50+ sucht dreimal länger
Auch der Anteil der Langzeitarbeitslosen nahm in den letzten Jahren weiter zu: Jeder fünfte arbeitslose Kunde des AMS in St. Pölten war per Ende Juni ein Jahr oder länger arbeitslos vorgemerkt.
"Trotz konjunktureller Erholung haben es bestimmte Personen, wenn sie einmal arbeitslos geworden sind, besonders schwer am Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen", erklärt Karl Lanzenbacher. Dazu gehören unter anderen Personen im Alter ab 50 Jahren: Während für junge Arbeitslose die Suche nach einem Arbeitsplatz nicht länger als 70 Tage dauert, brauchen jene der Generation 50+ schon 224 Tage, bis sie ihre Arbeitslosigkeit mit einer Arbeitsaufnahme beenden können.
Die Aktion 20.000, die am 1. Juli mit einem Pilotmodell im Bezirk Baden startete, soll hier Abhilfe schaffen.
Gleichbleibende Arbeitslosigkeit im Bezirk St. Pölten
In St. Pölten stehen Ende Juni 6.671 Arbeitslose beim AMS in Vormerkung, das sind um 931 mehr als im Vorjahr (+16,2%). Allerdings ist die Einberechnung neuer Gemeinden durch die Auflösung des Verwaltungsbezirkes Wien-Umgebung mit 01.01.2017 zu berücksichtigen. In Summe ergeben sich 7.784 Jobsuchende, die entweder arbeitslos vorgemerkt oder in Schulungsmaßnahmen des AMS St. Pölten sind.
Die Arbeitslosenquote (Zahlen von Mai 2017) sank in St. Pölten gegenüber dem Vorjahr um -0,1%-Punkte auf 8,4%, niederösterreichweit um -0,2%-Punkte auf 8,0%.
Zuzug hält ungebrochen an
Für gesundheitlich beeinträchtigte Personen und für Personen mit keiner oder geringer Qualifizierung bleibt die Arbeitsmarktlage nach wie vor besonders schwierig. Die Arbeitslosigkeit unter InländerInnen ist in St. Pölten wesentlich geringer gestiegen (+14,8%), als bei Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft in St. Pölten (+20,7%). Für diese Personengruppe bleibt es ebenfalls auf dem Arbeitsmarkt schwierig, da der Zuzug von, oft jüngeren und besser ausgebildeten, ungarischen, rumänischen, polnischen und slowakischen Arbeitskräften ungebrochen anhält.
Zur Sache:
Der St. Pöltner Arbeitsmarkt in Zahlen im Juni 2017 im Vergleich mit dem Vorjahr – mit Berücksichtigung der „neuen“ Gemeinden Gablitz, Mauerbach, Pressbaum, Purkersdorf, Tullnerbach und Wolfsgraben:
- 6.671 arbeitslose Personen (+931 od. +16,2%), Frauen: 3.027 (+530 od. +21,2%), Männer: 3.644 (+401 od. +12,4%)
- 2.304 Ältere über 50 Jahre (+530 od. +29,9%), Frauen: 921 (+248 od. +36,8%), Männer: 1.383 (+282 od. +25,6%)
- 600 Jugendliche bis 25 Jahre (-65 od. -9,8%), Frauen: 260 (-15 od. – 5,5%), Männer: 340 (-50 od. - 12,8%)
- 130 Lehrstellensuchende (+39 od. +42,9%)
- 1.112 offene Stellen (+4402 od. +56,6%)
- 86 offene Lehrstellen (+57 od. 196,6%)
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