Zurück in den Arbeitsmarkt
Transitarbeit als Chance
Über Sozialökonomische Betriebe wieder Arbeit finden: Sozialökonomische Betriebe (kurz: SÖB) sind vom Arbeitsmarktservice (AMS) geförderte, gemeinnützige Unternehmen, die zeitlich befristete, kollektivvertraglich bezahlte Arbeitsstellen – sogenannte Transitarbeitsplätze – für langzeitbeschäftigungslose Menschen mit dem Ziel der beruflichen Integration anbieten. Besonders betroffen sind nach wie vor Ältere, Langzeitarbeitslose und Frauen, die den Wiedereinstieg nicht alleine schaffen.
ST. PÖLTEN (pa). Seit 40 Jahren wirkt die Emmausgemeinschaft St. Pölten als ein Verein zur Integration sozial benachteiligter Personen und betreibt an sieben Standorten in St. Pölten Einrichtungen zur Unterstützung in Krisensituationen. Dazu gehören Wohnheime, Tageszentren, Notschlafstellen, eine Beratungsstelle sowie Arbeits- und Beschäftigungsplätze für Männer, Frauen und Jugendliche.
Ein Angebot, welches ebenfalls seit der Gründung 1982 besteht, ist der sogenannte Sozialökonomische Betrieb, der derzeit 28 Transitarbeitsplätze umfasst. Eine Initiative des AMS mit finanzieller Unterstützung des Landes Niederösterreichs, die darauf abzielt, langzeitarbeitslosen Menschen eine langfristige Arbeitsstelle zu vermitteln und diese somit wieder nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Für maximal sechs Monate gehen Transitmitarbeiter:innen bei der Emmausgemeinschaft einer Beschäftigung nach. Durch die befristete Anstellung und eine gezielte persönliche und fachliche Qualifizierung soll der Übergang von der Arbeitslosigkeit in ein reguläres Beschäftigungssystem ermöglicht bzw. erleichtert werden.
„Im Rahmen der Transitarbeit können die Transitmitarbeiter:innen - unterstützt durch eine Arbeitsanleitung und Sozialarbeit - ihre individuellen Arbeitsfähigkeiten stärken, neue Fertigkeiten erlernen und eine neue, realistische Perspektive für ihre berufliche Zukunft entwickeln.“,
betont Andreas Kvarda, Leiter des Sozialökonomischen Betriebs bei Emmaus.
Während der gesamten Transitarbeitszeit finden bei Bedarf sozialarbeiterische Unterstützung in Form von Gesprächen und individueller Beratung statt.
„Die Sozialarbeit und Personalentwicklung findet begleitend zur praktischen Tätigkeit statt. Gemeinsam mit den Transitmitarbeiter:innen wird an der Erweiterung von persönlichen Kompetenzen und an der Erreichung ihrer beruflichen und individuellen Ziele gearbeitet. Außerdem bieten wir Unterstützung bei der weiteren Arbeitssuche an, damit unsere Teilnehmer:innen auch nach ihrem Austritt einer möglichst passenden und langfristigen Arbeit nachgehen können.“
, erklärt Barbara Käfer, Emmaus Betriebssozialarbeiterin.
Innerhalb der Emmausgemeinschaft St. Pölten gibt es viele verschiedene Einsatzbereiche für Transitarbeitskräfte, um ihre beruflichen sowie persönlichen Kompetenzen zu fördern. So werden diese etwa in den Bereichen Altwaren, Kunstwerkstatt, Sanierung sowie Transporte eingesetzt. Aktuell liegt die Vermittlungsquote der Transitmitarbeiter:innen für die Reintegration in den Arbeitsmarkt im langjährigen Schnitt bei über fünfzig Prozent.
Eine dieser erfolgreich vermittelten Personen ist der ehemalige Transitmitarbeiter Alexander Mitra. Sechs Monate war er im Rahmen seiner Transitarbeit bei der Emmausgemeinschaft im Empfang angestellt. Sein Aufgabengebiet umfasste allgemeine Bürotätigkeiten, Bearbeitung von Telefon- und Emailverkehr sowie den Empfang von Besucher:innen. Mittlerweile hat er am Arbeitsmarkt wieder Fuß gefasst und ist im Krankentransport für den Dienstleister Markas in St. Pölten tätig.
„Die Zeit als Arbeitsloser sowie die Suche nach einer Anstellung waren während der Pandemie in vielerlei Hinsicht oft frustrierend. Jetzt bin ich glücklich, nach einer langen Zeit endlich eine Stelle gefunden zu haben, die wirklich zu mir passt“,
so Alexander Mitra.
Dass auch Unternehmen von den Transitmitarbeiter:innen profitieren, bestätigt Gerlinde Tröstl, Geschäftsführerin von Markas:
„Als Dienstleistungsunternehmen sind wir immer auf der Suche nach motivierten Mitarbeiter:innen. Jede:r, die/der arbeiten kann und will, bekommt bei Markas eine Chance, unabhängig vom bisherigen Werdegang. Durch die Begleitung während der Transitarbeit sind die Mitarbeiter:innen gut auf den Arbeitsalltag vorbereitet und finden sich schnell im neuen Umfeld zurecht. Eine echte Win-Win-Situation für alle Beteiligten, die wir jedem Unternehmen nur empfehlen können – und darüber hinaus wird ein wertvoller Beitrag zur Chancengerechtigkeit in unserer Gesellschaft geschaffen.“
Das Angebot der Transitarbeit richtet sich an langzeitarbeitslose Personen, die beim AMS St. Pölten, Melk oder Lilienfeld arbeitslos gemeldet sind. Informationen zur Aufnahme in die Transitarbeit gibt es bei den jeweils zuständigen AMS-Berater:innen.
„Die Transitarbeitsplätze kommen den Bedingungen in profitorientierten Betrieben möglichst nahe. Sie ermöglichen, Schritt für Schritt wieder am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.“, so Andreas Kvarda abschließend.
„Ein sozialökonomischer Betrieb wie Emmaus bietet die Chance, schwierige Lebensphasen hinter sich zu lassen. Eine Beschäftigung als Transitmitarbeiter:in bei Emmaus kann der erste Schritt zurück in die Arbeitswelt sein. Insbesondere Personen, die bereits schon längere Zeit auf Arbeitssuche waren, profitieren von verlässlichen Bündnispartner:innen wie der Emmausgemeinschaft St. Pölten im Kampf gegen die Langzeitarbeitslosigkeit. ‚Endlich wieder Arbeit‘ heißt für die Betroffenen: eigenes Geld verdienen, Sinn erfahren und das Leben für sich wieder in der Hand haben.“
, resümiert Landesgeschäftsführer Sven Hergovich vom AMS Niederösterreich.
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