Samenstränge bei Ferkel herausgerissen

- Richter Slawomir Wiaderek urteilte im Tierquälerprozess
- Foto: Ilse Probst
- hochgeladen von Petra Weichhart
Tierquälerprozess am Landesgericht St. Pölten
ST. PÖLTEN (ip). Zehn Jahre lang praktizierte die 62-jährige Mutter eines Schweinebauern aus der Umgebung von St. Pölten eine Kastrationstechnik, die ihr 37-jähriger Sohn angeblich in Holland erlernt hatte. Ein ungarischer Landarbeiter packte ab März 2016 mit an.
300 Ferkel pro Monat
Wie der Betriebsinhaber als Angeklagter am Landesgericht St. Pölten erklärte, wurden pro Monat 250 bis 300 Ferkel kastriert. Dabei legte man, nach der Gabe eines Schmerzmittels, durch einen Querschnitt am Hodensack die Hoden frei und habe – wie auf einem Video erkennbar – den Samenstrang herausgerissen.
Nicht immer, so die Beschuldigten, habe man die zehn Minuten abgewartet, bis das Schmerzmittel wirkte. Mutter und Landarbeiter erklärten, dass man die Samenstränge zunächst mit den Fingernägeln abzwickte und erst danach herausnahm.
"Rohe Misshandlung"
Der Sachverständige meinte auf die Frage von Richter Slawomir Wiaderek: „Ja, das ist eine rohe Misshandlung, ein starker Schmerz, der lange anhält!“ Auf dem Video sei auch erkennbar, dass die Kastration oft schon eine Minute nach Verabreichung des Schmerzmittels erfolgte.
Dazu erklärte der Verteidiger des Trios, dass die Schmerzbehandlung vor Oktober 2017 nicht einmal Vorschrift gewesen sei.
Verein gegen Tierfabriken deckt auf
Die unnötigen Qualen deckte der Verein gegen Tierfabriken auf. Mittels Videos und Fotos machte der Verein auf mutmaßliche Missstände in dem Betrieb aufmerksam. Während Ermittlungen zu weiteren Vorwürfen eingestellt wurden, kam es im Zusammenhang mit der brutalen Kastration zur Anklage, wobei sich alle drei Betroffenen nicht schuldig bekannten.
Wiaderek verurteilte das Trio, den Betriebsführer als Beteiligten, zu je drei Monaten bedingter Haft, wobei sich die bisherige Unbescholtenheit der Angeklagten strafmildernd auswirkte (nicht rechtskräftig).


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