Valbruna - Schneemassen bei einer Skitour auf die Malga Rauna

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Die Saisera birgt ungeahnte Überraschungen - Eine verrückte Skitour

An dem Vormittag waren alle Skigebiete komplett überlaufen. In Arnoldstein durften wir mit zwei Autos gar nicht erst ins Skigebiet Dreiländereck abbiegen.
In Tarvisio standen die Fahrzeuge bis raus nach Camporosso und Kinder und Erwachsene mit Ski, Rodel, Langlaufski und Bobs suchten Zugang zu den Pisten und verschneiten Wiesen oberhalb der Stadt. Ein Chaos.

Bei der langen Auffahrt zum Luschari Pilgerweg mußten wir mit dem Retourgang wieder runter auf die Strada Statale 13. Massen gingen den Pilgerweg rauf. Ich schlug dann vor ins Val Bruna zu fahren, und dort sahen wir uns die ehemaligen Skipisten an der Nebria an. Einst waren hier kleinere Liftanlagen gestanden. Ein Mann kam die Pisten runter, und ich fragte ihn, ob er einen Tip hätte, wo wir eine Skitour machen könnten. Der Kanaltaler mit alten Kärntner Dialekt breitete eine Landkarte auf der Motorhaube des Golfs aus und zeigte uns den Weg auf die Malga Rauna und zur Capella Zita. Er meinte in zwei Stunden wären wir oben und schenkte mir seine Landkarte. Ich gab ihm Geld für einen Cafe und nahm die Karte keineswegs als Geschenk an. Er sagte mir dann seine Hausnummer, und ich erwiderte im breiten Glantaler Dialekt, "Ich bring Dir die Kortn wieda.."

Die Tour

Wir gingen mit den Tourenski und unserem Gepäck eine Langlaufloipe hinauf in Richtung Malga Saisera, bis wir das Dorf Valbruna hinter uns hatten. Überall im Dorf lagen Berge von Schnee. Kaum Parkplätze. Dasselbe Bild weiter oben in der Saisera. Dort standen die Fahrzeuge kreuz und quer auf engen, von meterhohen Schneewänden begrenzten, Abstellflächen. Die Sonne schien. Blauer Himmel. Alles perfekt, und ich ging vor den anderen dreien in den Hochwald rein und stieg lange, weite Kehren hoch. Ich kenne die Beschaffenheit dieser Wälder: Riesige Laubbäume, Buchenwald, verkarsteter Boden, Steine, wenig Nadelhölzer. Unten bei der Loipe hatte sich eine riesige "Pfadfindergruppe" in Uniform und mit Schneeschuhen formiert. Wir sollten sie dreieinhalb Stunden später wiedersehen.

Der Schnee war schwer. Manchmal kamen wir an umgestürzten Bäumen vorbei, die ich mir einprägte, zumal wir ja den Aufstiegsweg wieder runterfahren mussten. Das würde ein Problem werden. Nur dieser manchmal schmale Wanderweg führte auch wieder nach unten. Aber vorerst wollten wir nur hoch. Ich hatte kaum Tee auf Vorrat getrunken und hatte auch nichts mit. Wir kämpften uns den ersten Wald hoch. Dann einen zweiten Berg. Dann gingen wir einen Talschluss rein. Riesige schneebesetzte Wände taten sich einen guten Kilometer vor uns auf. Es wurde kurz kälter, wir kamen in Schattenbereiche, aber bald war da wieder ein Anstieg, und wir gingen wieder in der Sonne.
Manchmal sah ich direkt auf den Monte Luschari und auf den Steinernen Jäger hinüber. Wir gingen ja die andere Talseite hoch. Ich hörte weit unter mir auch das helle Lachen von Doris. Alles war gut.

Irgendwann, ich war weit vorne, traf ich auf eine Dreiergruppe. Zwei Italienerinnen und ein Italiener spurten vor mir. Ich überholte sie dann, um für sie weiter zu spuren, merkte aber, dass sich an meinen Fellen Schneeklumpen von 10 cm und mehr festsetzen. Ich trat immer wieder fest in den Schnee, um die Last unter meinen Skiern loszuwerden. Ein Schneeschuhgeher hatte tiefe Spuren vor uns reingetreten. Irgendwann stand ich an. Der Schneeschuhgeher war scheinbar umgekehrt. Vor mir ein steiles Bachbett, Unmengen von Schnee. Ich trat da rein, querte durch das steile Bachbett im nassen Schnee und spurte einen schönen breiten Weg weiter, bis mich Fritz zurückrief, weil er andere Markierungen steil den Berg rauf gesehen hatte. Ich ging zurück, kam wieder ins Bachbett rein, Unmengen von Schnee über mir und ein steiler Hang ohne viel Baumbewuchs. Ich sah zu, dass ich da wieder rauskam. Ich kam wieder zu den Italienern, die mir erklärten, dass auch dieser Weg richtig war, aber viel viel länger. Ich kämpfte mich zu Fritz hoch und wieder an ihm vorbei und sah den steilen Bergwald runter auf die Italienergruppe, denen ich das Versprechen abgenommen hatte, zusammen abzufahren. Nocheinmal zehn Minuten und Fritz wollte nicht mehr weiter.
Mittlerweile hatten wir den Schneeschuhgeher eingeholt. Er meinte in einer Viertelstunde wären wir oben auf der Alm. Mittlerweile waren 2 Stunden 30 Minuten vergangen. Fritz, Lisa und Doris drehten um. Ich ging weiter, hinter mir der Schneeschuhgeher.

Plötzlich sah ich blauen, weiten Himmel über mir. Ich stieg einen 20 m langen, tiefen Pulverhang rauf und war im baumfreien Gelände. Vor mir sah ich die Dächer einer Scheune, und das Dach von Irgendetwas, und drehte mich um, um den Schneeschuhgeher zu fragen, ob dies die Kapelle sei. Er meinte, die sei weiter oben. Noch fünf Minuten. Ich ging weiter. Die Hänge war wunderschön geschwungen und baumfrei, und ich hab außer am Nassfeld noch nie soviel Schnee gesehen. Der Pulverschnee glitzerte in der Sonne, und ich schütze mich mit einer dunklen Sonnenbrille vor den hellen, strahlenden, weiten Schneeflächen vor und über mir. Einmal war mir die Bindung aufgegangen, und ich musste Schuh, Ski und Bindung säubern. Der Schneeschuhgänger wartete geduldig hinter mir. Jetzt sah ich die Kapelle. Besser deren Dach. Von oben konnte ich in den offenen Raum reinschauen, aber ich stand ungefähr dreieinhalb Meter über dem Boden. Dreieinhalb Meter Schnee unter mir. Ich ging zu einem besonders schön geschwungenen Hügel und sah runter auf Ugowitz. Weit unten. Wie ein Spielzeugdorf. Der Schneeschuhgeher kam nach und schoss Fotos, und ich warnte ihm, noch weiter den Hang rauszugehen.

Wie so oft am Berg, galten Vereinbarungen nichts

Ich zog mich um. Ich hatte Unmengen von Sachen mit. Ein neues Sportshirt. Fleecepulli. Anorak. Er verabschiedete sich und ging dann.
Bald war er weg. Aus meinem Blickfeld. Weit unter mir bei dem Scheunendach und dem Dach von Irgendetwas tauchte die italienische Gruppe auf. Sie kam nicht mehr hoch.
Ich ging jetzt mit den Fellen auf den Skiern und ohne mich an den Fußballen zu fixieren runter in Richtung Italiener. Ich hätte die Felle da schon runternehmen sollen und mit den Skiern abfahren sollen. Ein Fehler. Die Italiener pausierten noch. Ich ging zum nächsten Hang, rutschte seitwärts runter in den Wald und stand an. Nur vorne fixiert, konnte ich keinen Linksschwung fahren. Idiotischer Fehler im steilen Tiefschneehang. Ich lernte. Ich ging den halben Hang wieder zurück rauf. (!) Oben schnallte ich die Skier ab. Zog langsam die nassen Felle ab, befreite sie von den Schneeklumpen. Die Italiener kamen jetzt an mir vorbei. Eine Italienerin fragte mich, ob ich gut Skifahren könnte. Ich sagte ihr, "Ja recht gut." Sie lachte und sagte, sie hätte Angst da runter. Dann waren auch die weg. Sie fuhren langsam ab. Dann sah ich sie nicht mehr.

Ich stopfte die Felle in den Rucksack und machte jetzt meine Schuhschnallen zu. Eine schnalzte zurück und schlug mir auf die kalten Finger meiner linken Hand. Ich dachte mir, "Verdammt beruhigt Dich. Schau, dass alles am System Schuh und Ski in Ordnung ist und mach langsam, aber zielorientiert alles perfekt."

Wie so oft am Berg, galten Vereinbarungen nichts. Wir hatten ausgemacht, die Italiener und ich, dass wir zumindest zusammen runterfuhren. Jetzt waren alle weg. Langsam wurde das Licht auch fahler. Wolken zogen vor die Sonne. Es war Viertel nach Drei. Die Schnallen meiner Skischuhe waren jetzt zu. Die Bindung stellte ich so hart wie möglich ein und ich trat jetzt auch in die Hinterbacken der Bindung. Alles war jetzt perfekt. Jetzt musste ich in den Wald runter und zumindest zu den Italienern aufschließen. Ich fuhr den Tiefschneehang runter in unsere Aufstiegsspuren rein und nach ein ein bis zwei Minuten, die recht flach den Grad entlang runterführten, standen die Italiener wieder vor mir.

Wir diskutierten kurz, aber sie wollten den Steilhang durch den Wald nicht runterfahren. Der Italiener wollte den breiten Aufstiegsweg finden und sich mit den zwei Italienerinnen langsam runtertasten. Ich fuhr in den steilen Wald rein und den Aufstiegsweg sorgsam runter. War ich zu schnell, fuhr ich den Gegenhang hoch. Ich dachte mir nur: "Ja kein Sturz. Nicht auf die Schulter. Nicht mit den Skispitzen in den Tiefschnee rein." In der Senkrechten sah ich unter mir den Schneeschuhgeher den Berg runterlaufen. Einmal hob es mich dennoch aus und ich lag leicht mit den Kopf nach unten halb in der Spur und halb im Tiefschnee. Ich sah auf meine Beine. Ich hatte mich Gott sei Dank nirgendwo eingehackt und rutschte mit den Becken, den Beinen und den Skiern nach, um mit den Beinen wieder unter meinen Oberkörper zu kommen. Das gelang. Und ich konnte wieder aufstehen. Der Hang war jetzt dermaßen steil, aber es waren wenige Bäume da, und ich konnte ein, zwei Schwünge einlegen und direkt 20 bis 30 Meter runterschwingen und dann wieder in die Aufstiegsspur fahren. Jetzt hatte ich diesen Teil überstanden. Der Schneeschuhgeher war jetzt irgendwo ober mir. Die Italiener waren weit rechts von mir und auch weit über mir.

Flüchtender Schneeschuhgeher

Bald traf ich auf die große Gruppe der Pfadfinder, dann in Schussfahrt bei einem Quergang sah ich vor mir einen tapferen,durchtrainierten
Schneeschuhgeher meine Spur runter gehen. Ich schrie "Attenzione" und der arme Kerl sprintete aus der Abstiegspur und fiel kopfüber in den Tiefschnee. Er schrie mir sicher keine Freundlichkeiten nach und ich musste den halben Berg runter immer wieder lachen. Bald fuhr ich an Doris, Fritz und Lisa vorbei, die mit den Fellen abfuhren. Ich wußte, dass noch ein Baum vor mir irgendwo auf der Strecke lag und ein Bach irgendwo den Weg runterschoss. Aber ich passte auf. Nach vier Stunden war ich wieder in der Saisera. Von der Langlaufloipe querte ich auf die Straße und trug die Skier die Straße entlang runter zum Golf. Ich lachte immer wieder, als ich an den Schneeschuhgeher dachte. Die ganzen eineinhalb Kilometer Straße bis ins Dorf runter. Mein Gott war ich fertig. Ich verstaute Rucksack, Skier, Stöcke und Skischuhe und Helm, den ich gar nie auf hatte, im Auto, nahm den Plan und ging zur Adresse des Kanaltalers und klopfte an die Tür. Der war nicht daheim. Ich steckte die Landkarte irgendwo zwischen zwei Nägel an die hölzerne Haustür.

Im über 300 Jahre alten Wirtshaus von Elke Sturm und Harald Hicks in Hart bei Arnoldstein aßen wir ausgezeichnet . Der Tag war zur Neige gegangen. Wir saßen bei einem Glas Rotwein in einem warmen und heimeligen Holzzubau bei Kerzenlicht 80 km von zu Hause weg.

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