70.000 stachelige Gesellen
Rudolf Knees aus St. Veit übernahm vor Jahren ein Reich mit 70.000 Kakteen.
ST. VEIT. Der Biologe Rudolf Knees hat eine dicke Haut. Vor allem an seinen Händen. Das erkennt man gleich, wenn man bei ihm in seinem Glashaus in der St. Veiter Bahnhofstraße steht - und wenn er so vertieft in das Gespräch ist, dass er einen Kaktus aus einem Topf nimmt und von einer Hand in die andere wiegt. Als wäre es ein Wattebausch - ganz ohne die zentimeterlangen Stacheln. Doch unter dieser dicken Haut verbirgt sich eine zutiefst philosophische Seele.
"Kakteen leben Entschleunigung pur!", sagt Knees. Bei diesen Pflanzen kann man ruhig einmal ein paar Tage mit dem Gießen zu spät dran sein. Kakteen können tagelang außerhalb des Topfes überleben. Und im Winter fahren sie sowieso auf Sparflamme. "Ich glaube, wenn man sich länger mit der Materie beschäftigt, dann nimmt man selbst etwas davon auf. In meinem Fall heißt das, dass ich viel ruhiger geworden bin. Das sind viele Kunden nicht gewöhnt - bei den meisten Menschen muss man immer unter Strom stehen und alles muss blitzschnell über die Bühne gehen", sagt Knees.
Und es stimmt - die Entschleunigung kann man fast spüren, wenn man das Glashaus von Rudolf Knees betritt. Rund 70.000 Pflanzen sind hier zu finden - 400 Stück pro Quadratmeter. Alle in unterschiedlichen Grüntönen, kugelförmig, säulenförmig oder mit dicken fleischigen Blätter - nur stachelig sind sie alle. Oder? "Nein", erklärt Knees und verweist auf eine Kiste voller Exoten: "Das sind Wuchsfehler, sie haben keine Stacheln und wären in freier Wildbahn bald weg vom Fenster. Aber Sammler stehen auf so etwas."
Bis auf diese kleinen Ausnahmen gilt: Schauen nur mit den Augen. Denn nur allzu leicht kann man Bekanntschaft mit dem einfachsten Verteidigungsmechanismus der Natur machen: Den Stacheln. Doch nicht nur darin besteht die Faszination, die Kakteen ausmachen. "Manchmal stehe ich einfach nur zwischen den Kakteen und schaue in die Runde. Jede Pflanze ist einzigartig und auf kleinstem Raum entdeckt man so viele Details", erklärt Knees.
In den nächsten Wochen wird er mit ausgewählten Exemplaren aus seinem Glashaus den St. Veiter Hauptplatz schmücken - unter anderem mit einer meterhohen Agave. "Diese Zeit ist für mich die schönste Zeit des Jahres. Ich brauche oft lange, um einen Kaktus so einzurichten, dass er passt. Da brauch ich auch keine Helfer, ich arbeite am liebsten allein", so Knees. Der Zeitpunkt, wann man den Schritt ins Freie wählt, muss aber bestens gewählt werden - denn Temperaturen unter dem Gefrierpunkt können den teils jahrzehntealten Kakteen den Garaus machen.
Zur Person
Name: Rudolf Knees
Alter: 51 Jahre
Wohnort: St. Veit
Familienstand: Verheiratet mit Birgit, zwei Töchter (Miriam (15) und Valentina (11))
Kakteenbörse Süd in Klagenfurt
Samstag, 10. Mai
9 bis 16 Uhr
Schleppe Brauerei Eventhalle
Eintritt frei.
Kakteenfreunde aus Kärnten, der Steiermark, aus Oberösterreich und Slowenien und vier professionelle Kakteengärtner bieten eine Fülle an ausgefallenen Kakteen und Sukkulenten an.
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