"Das ist meine letzte große Rolle"

Adi Peichl im Gespräch mit WOCHE-Redaktionsleiter Peter Lindner | Foto: KK
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Auftakt zur Sommerserie der WOCHE: Regisseur und Schauspieler Adi Peichl im Gespräch.

FRIESACH. Bei der Jause im "Speckladle" in Friesach hält sich Adi Peichl zurück. "Ein paar Stunden vor der Aufführung isst man nicht übermäßig. Davon wird man nur träge", sagt er. Zum Trinken bestellt er Mineralwasser. "Natürlich, manche Kollegen brauchen ihr Achterl Wein, bevor sie auf die Bühne gehen. Aber für mich ist das ein absolutes No-Go. Ich habe schon zu viel erlebt: Kollegen, die ihr Stichwort überhört haben. Oder die angeheitert ein paar Seiten des Skripts ausgelassen haben." Was für ihn gilt, das gilt auch für die Schauspieler bei den Friesacher Burghofspielen, die noch bis 17. August aufgeführt werden.

WOCHE: Sie spielen im Stück "Der Brandner Kaspar und das ewig‘ Leben" den Tod. Eine besondere Rolle?
ADI PEICHL: Der Tod ist in dem Stück ein armer Teufel. Er ist nie so bedrohlich, wie zum Beispiel im "Jedermann" - der Boandlkramer, den ich spiele, versucht viel mehr, den Todgeweihten zum Mitkommen zu überreden.

Denkt man da nicht auch an den eigenen Tod?
Natürlich - vor allem in meinem Alter. Aber wenn der Tod so ist, wie der Boandlkramer - nett, gemütlich, ja wenn er sogar menschliche Züge hat - dann fürchte ich mich nicht vor ihm.

Der "Brandner Kaspar" ist Ihre 31. Produktion für die Burghofspiele. Was waren für Sie die besonderen Highlights in dieser Zeit?
Einer der Höhepunkte war sicher "Romeo und Julia". Hier haben 30 Leute mitgespielt, die Vorbereitungen waren besonders aufwändig: Die Schauspieler haben teilweise ein halbes Jahr lang Fechtunterricht genommen, damit die Kampfszenen gut ausgesehen haben. Dann waren da noch "Der Alpenkönig und der Menschenfeind" oder "Lumpazivagabundus" - Stücke, mit denen wir in Friesach an der 10.000 Besucher-Grenze gekratzt haben.

Wie hat Ihre Schauspielkarriere begonnen?
Ich habe eigentlich den Beruf des Schriftsetzers in Wien gelernt. Durch einen Freund bin ich zum Theater gekommen, ich war ganz am Anfang als Statist tätig - ein Nebenjob. Dann habe ich immer größere Rollen übernommen und bin über Umwege in Kärnten gelandet. Eine klassische Schauspielausbildung habe ich aber nie gemacht.

Was hat Ihnen in Ihrer Karriere besser gefallen - Film oder Theater?
Das kann man überhaupt nicht vergleichen. Im Film muss man über die Kamera hinweg die Leute erreichen, es wird geschnitten, nachsynchronisiert. Und beim Theater probt man wochenlang für seinen Auftritt. Es gibt genug Filmschauspieler, die auf der Bühne scheitern würden - und umgekehrt.
Aber der Film sorgt für einen unglaublichen Popularitätsschub. Als wir "Ein Schloss am Wörthersee" gedreht haben, bin ich sogar in Deutschland auf der Straße angesprochen worden. Und sogar in China hat man uns gekannt. Ich habe noch ein Video einer Folge in chinesischer Synchronisation daheim - Roy Black auf chinesisch, das ist ein Traum!

Wie sind Sie mit Ihrer Popularität umgegangen?
Ich bin keiner, der auf jeder Seitenblicke-Party ist. Solche Anlässe habe ich immer gemieden - ich hab einfach nicht gewusst, was ich mit den Leuten dort reden soll. Denn wirklich für Kultur haben sich die wenigsten interessiert.

Ist solche Bescheidenheit nicht untypisch für einen Schauspieler, der ja sonst im Rampenlicht steht?
Nein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die besten Schauspieler die sind, die mit beiden Beinen fest am Boden stehen. Die keine Allüren haben und nach Drehende dabei helfen, die Kabeltrommeln wegzuräumen. Solche Leute gibt es auch unter den Hollywoodgrößen.

Wenn Sie einen Film oder ein Theaterstück sehen - können Sie sich darauf konzentrieren oder fallen Ihnen zu viele Kleinigkeiten auf, die Sie anders gemacht hätten?
Das ist tatsächlich ein Problem. Besonders im Theater tue ich mir schwer - da gibt es so viel, worauf ich schaue. Angefangen dabei, wie die schauspielerische Leistung ist bis dahin, dass eine Requisite nicht in die Epoche passt, in der das Stück spielt. Ich bin da ein bisschen pingelig, ich bin ein sehr kritischer Zuschauer. Dafür freue ich mich umso mehr, wenn bei einem Stück 90 Prozent oder mehr passen und ich einen schönen Abend mit tollen Schauspielern erlebe.

Wer sind Ihre Lieblingsschauspieler?
Hans Moser ist ein ganz großes Vorbild, mit ihm werde ich auch hin und wieder verglichen, was mich sehr ehrt. Außerdem Josef Meinrad, Gerard Depardieu, Al Pacino, Helmut Lohner, Peter Simonischek . . . ich glaube, da könnte ich lange weitermachen.

Wieviel Politik verträgt die Kultur?
Ich finde, speziell Parteipolitik sollte in der Kultur überhaupt nichts verloren haben. Die Aufgabe der Politik ist es, die Kultur zu fördern - aber wenn es nur darum geht, dass die persönlichen Vorlieben der Verantwortlichen unterstützt werden, dann ist das der falsche Weg.

Wie hart ist es eigentlich, Schauspieler zu sein?
Natürlich ist es anstrengend. Vor allem für mich - ich selbst bin mein größter Kritiker und setze mir hohe Ziele. Aber irgendwann geht das nicht mehr. Deshalb wird auch meine heurige Rolle meine letzte große Rolle sein.

Die Entscheidung steht fest?
Ja. Es hat keinen Sinn, dass ich so wie manche Kollegen noch bis ins hohe Alter auf der Bühne stehe. Eine furchtbare Vorstellung, dass ich mit einem Knopf im Ohr spiele, weil mir dauernd jemand soufflieren muss.

Also wenn das Schauspielen zur Pflicht wird?
Eine Pflicht darf es nicht sein, niemals! Max Reinhardt hat einmal gesagt: "Zum Theater geht man nicht, zum Theater brennt man durch." Da muss Leidenschaft dahinter sein. Lehrer, Arzt oder Schauspieler - das darf man nicht sein, weil man es als Pflicht sieht. Das kann man nur machen, wenn man dafür lebt.

INFO
Name: Adi Peichl
Geburtstag: 27. Dezember 1945
Gelernter Beruf: Schriftsetzer
Karriere als Schauspieler: Schon als Jugendlicher Auftritte als Statist, ab 1975 bei einem Tourneetheater. Weitere Stationen: Stadttheater Baden/Wien, Stadttheater Klagenfurt, Komödienspiele Porcia, Theater beim Auersperg, Volksoper (Wien), Sommerspielen „Fest in Hellbrunn“ (Salzburg), Laxenburg (NÖ), Perchtoldsdorf (NÖ), Röttingen (Deutschland), Grazer Opernhaus, Operettenfestspielen Bad Ischl (OÖ).
Fernsehen (Auswahl): Ein Schloss am Wörthersee, Das Paradies am Ende der Berge, Drei zum Verlieben, Fröhliche Chaoten, Der Arzt vom Wörthersee.
Karriere als Regisseur: Theater an der Rott, Operettenfestspiele Bad Ischl, Südkärntner Sommerspiele Eberndorf, „Spektakel“ Weißenstein, Friesacher Burghofspiele, Jugendtheatergruppe KULT (Krumpendorf/Wörthersee).

Adi Peichl im Gespräch mit WOCHE-Redaktionsleiter Peter Lindner | Foto: KK
Adi Peichl in seiner aktuellen Rolle: Dem "Boandlkramer" im Stück "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" | Foto: Burghofspiele/Jagoutz
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