Die Weißberger Alm im Herbst
Weißberger Alm, Weißbergerhütte, 1607m - Aufstieg zum Gertrusk
Als wir raufkamen, war die gesamte Alm so gut wie verlassen. Wir begegneten kaum Leuten und nach oben ging längst niemand mehr. Mittelkärnten war unter einem dicken Nebelmeer begraben und ober uns standen unfreundliche Wolkenbänke. Wir gingen dennoch hoch. Rechterhand durch den Hochwald fiel dunkler, satter Nebel ein. Die Weißberger Alm selbst war frei. Wir stiegen den Hochwald entlang der Skischneiße rauf.
Nebelwände. Akku am Ende
Kurz danach gingen wir in den Hochnebel rein, der vom Lavanttal her einfällt. Es war, als wären wir vollkommen abgeschnitten von allen Wahrnehmungen. Stille. Leichter Wind. Kein Laut mehr. Wir sahen noch von Markierung zu Markierung. Mehr nicht mehr. Lange gingen wir entlang einer Rinne bis wir zu dem Wegweiser kamen, der die Wege "Zu den Drei Öfen", zur "Breitofnerhütte" und zum "Gertrusk" anzeigt.
Das Handyakku war am Ende. Wir gingen weiter. Immer nur ein paar Schritte vom anderen entfernt. Alles lähmt. Jeder Schritt nach oben ist ein Schritt in eine Art "Whiteout", ein Schritt ins Nichts. Auch das Atmen fällt im dichten, nassen Nebel schwerer. Die Lungen machen sich bemerkbar. Ich spüre keine Angst bei ihr. Sie geht und geht und geht. Wir gehen am Eisernen Kreuz (1958 m) vorbei. Ich frage kurz nach, ob sie weitergehen will. Sie geht einfach weiter. Der Zaun. Der Weg nach oben. Kaum mehr Sicht. Ein paar Minuten weiter oben verlassen wir den Hauptweg, gehen querfeldein, übersteigen den Zaun und gehen Richtung Gipfel. Wind. Nackte Felsen. Dann das Kreuz. Ich trage uns ins vollkommen vollgeschriebene Gipfelbuch ein. Wir brechen nach unten auf. Gehen Richtung Ladinger Spitz bis zur Senke nach Süden. Dann drehen wir um und gehen den Weidezaun entlang runter bis zu der Stelle, an der wir den Zaun querten.
Nur raus aus dem Nichts
Dann steigen wir ab, immer die Markierung entlang, sorgsam bis zum Eisernen Kreuz, dann bis zum Wegweiser, bald danach entlang der Rinne runter zum Hochwald. Erst dann weicht der Nebel. Im Hochwald lässt dann die Spannung nach. Wir umarmen uns und steigen leicht und mit einem Lächeln bis zur Weißberger Hütte ab. Die letzte halbe Stunde lassen wir uns Zeit: Wir nehmen das goldgelbe Farbenspiel der Lärchen war, das Rauschen eines Wildbachs, den Flug zweier Krähen und die unendliche Stille der menschenleeren Weißberger Alm.
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