Interview
Taxacher: "Pflege wird immer weiblich bleiben"
Seit 11. März ist Elfriede Taxacher Pflegedirektorin im St. Veiter Krankenhaus. Im WOCHE-Interview spricht sie über ihren Zugang zur Pflege, die Herausforderungen in der Branche und räumt mit Vorurteilen auf.
WOCHE: Wie hat Ihr erster Kontakt mit dem Pflegeberuf ausgesehen?
TAXACHER: Eigentlich wollte ich immer Konditorin oder Gärtnerin werden. Dann hat es sich aber so ergeben, dass ich die Krankenpflegeschule absolviert habe. Im Nachhinein ist es der beste Beruf, den man sich vorstellen kann. Die Entscheidung hat sich als richtig erwiesen.
Was bedeutet Pflege für Sie persönlich?
Pflege ist etwas, mit dem jeder Mensch in seinem Leben konfrontiert ist. Wir begleiten Menschen von der Geburt bis zum Tod. Erst, wenn man persönlich betroffen ist, beginnt man sich mehr mit dem Thema zu beschäftigen. In diesem Berufsfeld geht es uns darum, die individuellen Bedürfnisse der Menschen zu erfragen und unsere Handlungen daran anzupassen.
Welche Herausforderungen kommen auf die Pflege zu?
Die Menschen werden heutzutage immer älter - das beinhaltet automatisch neue Herausforderungen. Die Aufgaben im Pflegebereich werden vielfältiger und komplexer. Außerdem wurde in Österreich endlich die Akademisierung der Pflege umgesetzt. Mit dem Pflegefachassistenten kommt eine neue Berufsgruppe zur derzeit vorhandenen Pflegeassistenz und dem Gehobenen Dienst dazu. Die große Herausforderung im Management wird es sein, das dienstplanmäßig in die tägliche Praxis zu integrieren. Weiters werden die Aufenthalte der Patienten immer kürzer. Die Mitarbeiter müssen deshalb sehr gut ausgebildet sein, um zielgerichtet auf die Patienten eingehen zu können.
Ist das Image des Pflegeberufs ist von Hektik, Stress und Personalmangel geprägt. Stimmt das?
Ich sehe das nicht so. Natürlich gibt es Tage mit viel Stress und Druck, aber die Mitarbeiter sind dafür auch ausgebildet. Das Berufsfeld ist sehr vielseitig. Die Mitarbeiter sind auch immer länger im Beruf tätig, deshalb ist es auch eine Aufgabe, die Mitarbeiter gesund im Beruf zu halten.
Und der Personalmangel?
Bei uns im Krankenhaus gibt es keinen Personalmangel im Pflegebereich. Wir haben insgesamt 224 Mitarbeiter. Wichtig ist, das diese mit den anderen Berufsgruppen gut zusammenarbeiten und gute Bedingungen vorfinden, um lange im Berufsleben bleiben zu können.
Geht Ihnen der Kontakt mit den Patienten im Management nicht ab?
Meinen letzten Patientenkontakt hatte ich 2010. Es geht mir nicht ab, nein. Selbst wenn, könnte ich jederzeit auf einer Station mitarbeiten - daran hindert mich ja niemand. Ich bin aber regelmäßig in den Stationen vor Ort, um mir ein Bild zu machen.
Ist die Pflege noch weiblich?
Grundsätzlich, ja. Hier im Krankenhaus sind es rund 90 Prozent Frauen (Anm.: 89,53 %), die im Pflegeberuf tätig sind. Ich glaube auch nicht, dass sich dieses Verhältnis in Zukunft ändern wird.
Welche Kompetenzen braucht, es um im Pflegeberuf tätig zu sein und voranzukommen?
In erster Linie muss man Freude am Umgang mit Menschen haben. Alles andere ist in der Ausbildung erlernbar. Natürlich sollte man belastbar sein. Sonn- und Feiertags-Dienste dürfen einem gleich wie Nachtdienste nichts ausmachen.
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Zur Person: Elfriede Taxacher ist seit 14. Jänner im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in St. Veit in der Pflegedirektion tätig. Mit 11. März übernimmt sie gänzlich die Tätigkeiten von Christine Schaller-Maitz als Pflegedirektorin. Taxacher lebt in St. Peter am Kammersberg (Steiermark), ist verheiratet und hat einen Sohn.
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