The Roletts: Beat-Musik aus Kärnten

Jedes Jahr veranstaltet die St. Veiter Band "Die Roletts" ein Charity-Konzert in der Erni-Bar am Längsee. Das Tanzcafé Erni wurde im Juni 1960 von Frau Erni Hude und ihrem Mann Richard Hude eröffnet. Von 1960 bis 1966 wurde es nur als Cafe geführt und im Jahre 1966 wurde es zu einem Tanzcafe umgebaut. Die Geschichte der Roletts ist eng mit der der Erni Bar verknüpft

Die frühen JahreThe Roletts, gegründet 1965, waren vorerst zu viert. Heimische Beat-Bands mit Namen wie Slaves, Desperates, Lamberts, Shades oder Roletts hatten es in den 1960er Jahren in Österreich nicht einfach. Bis 1965/66 gab´s hier im medialen Bewußtsein nur Operette, Schlager und ein bißchen Rock´n´Roll. Die Band trat viele Jahre lang in der Bar in St.Georgen am Längsee auf. "Samstags hat Erni uns am Anfang noch nicht auftreten lassen, da war ohnehin schon viel los. Wir durften mittwochs probieren", sagt "Roletts"-Gründungsmitglied Reinfried Bein. Als die Band mit Bein, Bernhard Zitter, Siegfried Schöffmann und Willi Pirker immer erfolgreicher wurde, trat sie bald dreimal wöchentlich auf und brachte die Tanzfläche zum Swingen. Auftritte im In- und Ausland zeugten von der Beliebtheit der Roletts.
Drei Schallplatten wurden produziert. Mit zahlreichen Stars der Szene wie Wolfgang Ambros, Peter Cornelius, der steirischen Band Turning Point und Waterloo und Robinson, war man gemeinsam auf der Bühne.

Dokumentation im ORF In den frühen Achtzigern, die Band hatte sich mehr oder weniger zu einer Cover-Band gewandelt , drehte der ORF eine Dokumentation mit dem Titel "Die Beatles aus Kärnten". Die Doku war eigentlich schon eine Reminiszenz an die frühen Jahre der Band. Die alten Tage waren vorbei. Die Beatles, die Rolling Stones, The Kinks und die Hollies waren ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten, wie die österreichischen Beat-Bands aus den späten Sechziger und frühen Siebziger Jahren.
Die Teenies trafen sich in den großen Discotheken, nicht unbedingt bei besserem Sound, aber eben bei den damals zeitgemäßen Ausdruckformen der Jugendkultur: Popmusik und Discosound.

In der Netzzeitschrift Evolver wurde ein Artikel von Rokko's Adventures, einem Underground-Magazin veröffentlicht: "Die Roletts seien die Beatles von Kärnten gewesen. Die A-Seite ihrer zweiten von insgesamt drei Singles (alle auf dem ultraobskuren Cosmos-Label erschienen), "You say yeah!", ist ein Appell für mehr Toleranz und besticht durch die selten-charmante Kombination von cooler Fuzz-Gitarre und (...) Austro-Englisch. Ein wirklich spezieller Song. Der Output dieser Band, die schon 1965 gegründet wurde, war nahezu unbekannt, bis vor einigen Jahren ein talentierter Nuggeter den Schatz hob und einen ganzen Stapel ungespielter Roletts-Singles aus dem ehemaligen Fundus von Cosmos zu Tage beförderte. Die Roletts gibt´s übrigens noch immer, und du hast gute Chancen, sie mal auf einem Kärntner Kirtag oder der Eröffnung irgendeines Autobahnteilstücks live zu sehen."

In den späten 80ern oder frühen 90ern war dann Schluss mit der inzwischen auf sechs Musikern und einer Sängerin angewachsenen Band.

Roletts und Shades vereint Das Bandmitglied Dieter Themel war inzwischen Leadsänger der Bluesbreakers. Der Geburtsort der "Bluesbreakers" liegt in einem Keller in Steindorf am Ossiacher See, wo sich Reinhold Habernig, der sich als Drummer der legendären „Shades“ schon in der 60er Jahren einen Namen gemacht hatte, den geheimnisvollen Ruf des Blues nicht verschließen konnte. Das Jahr 1989 führt die „Bluesbreakers“ auf ihre mittlerweile legendäre erste China-Tour nach Peking, Tianjin und Guilin, heavy airplay im Radio und TV, restlos ausverkaufte Konzerte vor Tausenden Zuschauern. Wieder nach Hause zurückgekehrt, konnten sie mit der Single „Yellow Moon“, die an der „Großen Mauer“ entstand, ihren bisher größten Erfolg feiern: 5 Wochen lang Nr. 1 der Austro-Parade, 6 Wochen in den Top 10 der internationalen Charts.

Comeback Auf Kärntner Kirchtagen oder Eröffnungen von Autobahnteilstücken hat die Band übrigens nie live gespielt. Nach Jahren einer künstlerischen Pause auf Drängen der in die Jahre gekommenen Fans, feierte man 2003 ein Comeback in der Erni-Bar. Mit von der Partie war auch die 2009 viel zu früh verstorbene Gerti Herzog. Die immer gut gelaunte, mit einer tollen Stimme gesegnete Leadsängerin verstarb nach langer, schwerer Krankheit.

Nach 39 Jahren spielten die Roletts wieder am St.Veiter Wiesenmarkt, dem größten Volksfest Österreichs.

Die sozial engagierten Musiker der Gruppe "Roletts" spielten in diesen zehn Jahren unter anderem für eine Schule mit sonderpädagogischen Förderbedarf, für die Onkologie des Krankenhauses St.Veit und für die Lebensgemeinschaft Wurzerhof, namhafte Beträge ein.

Text und Recherche: Franz Waditzer und Rainer Besenbacher

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