Interview: Gerhard Mock: "Ansiedelung von H&M war sicher kein Fehler"

Gerhard Mock ist seit 1989 Bürgermeister der Stadt St. Veit
  • Gerhard Mock ist seit 1989 Bürgermeister der Stadt St. Veit
  • hochgeladen von Stefan Plieschnig

WOCHE: Was ist seit der letzten Gemeinderatswahl 2015 umgesetzt? Welche Großprojekte stehen noch an?
MOCK: Wir haben viele Projekte, die wir schon in der letzten Periode vorbereitet haben in den letzten zwei Jahren umgesetzt. Das Projekt Wohnbau und Altbausanierung wird sicher bis zum Jahr 2021 weitergehen. Wir haben 2016 die Volksschule fertiggestellt – die größte Kärntens. Die Ganztagsschule wird leider noch nicht so angenommen. Wir haben derzeit eine 1. und 3. Klasse. Im nächsten Schuljahr haben wir leider wieder zu wenig Anmeldungen. Zu den Betriebsansiedelungen: Wir haben mit H&M, Möbelix, dem Rewe-Lager im Industriepark, Müller und auch dem neuen AMS zahlreiche Betriebsansiedelungen und Projekte umsetzen können. Das Carsharing haben wir weiterentwickelt. Wir sind österreichweit der drittgrößte städtische Anbieter mit E-Mobilität. Der neue Fröbel-Kindergarten wurde fertiggestellt. Wir haben noch Kapazitäten. Auch das neue Feuerwehr-Rüsthaus ist fertig. Wir wollen heuer einen Breitband-Masterplan in Auftrag geben. Derzeit läuft auch der Architektenwettbewerb für den Neubau der VS Hörzendorf. Der städtische Bauhof, Wasserwerk und die Gärtnerei werden zusammengeführt und komplett erneuert. Statt dem Merkur kommt ein neuer Billa. Zudem wird Billa in der Innenstadt modernisiert, das war für uns auch eine wichtige Botschaft.

Sie werden schon ein Jahr vor Ende der Gemeinderatsperiode übergeben ...
MOCK: Das ist fix, ja. Ich gehe im März 2020. Ich hoffe, dass alles so hält wie es mit meinem Nachfolger Martin Kulmer und der Partei abgesprochen ist. Ich werde natürlich versuchen, ihn im Job zu unterstützen. 

WOCHE: Sie konnten in 30 Jahren bei fünf Wahlen die absolute Mehrheit halten. Wird Martin Kulmer das frotsetzen können?
MOCK: "Ich bin davon überzeugt, dass er eine absolute Mehrheit erreicht. Er wird seinen Job gleich gut machen wie ich. Er kennt das Haus und worauf es ankommt in diesem Job.

Sie haben 30 Jahre Erfahrungen gesammelt. Was ist heute anders?
MOCK: Vor 30 Jahren gab es noch eine große Eröffnungsfeier wenn du einen Parkplatz gebaut hast. Heute sehen junge Leute einen Parkplatz als Notwendigkeit, früher war das fast eine Sensation. Früher wäre ein H&M in der Innenstadt die Oberkatastrophe gewesen. Es ist durch die neuen Medien alles schnelllebiger geworden. Wenn ich heute eine Idee habe und mit jemanden darüber rede, weiß bald jeder davon. Die ältere Generation hat noch mehr mitgelebt. Früher sind die Leute noch viel mehr ins Rathaus gekommen und haben mit uns diskutiert. Heute schreiben die Leute per Facebook, E-Mail oder rufen an.

Wie sind junge Politiker heute?
Früher waren junge Politiker im Gemeinderat ruhiger, aber auch nicht unkritisch. Die Jungen sind bemüht, machen ihren Job gut und sind sehr engagiert. Heute muss man sich halt mit Anträgen wie Beachvolleyball oder W-Lan im Hallenbad auseinandersetzen. Damals waren Wohnungen, Arbeitsplätze gefragt. Die Jungen sind flippiger.

Sind Sie noch gleich motiviert wie vor 30 Jahre?
Ich bin heute auch noch jeden Tag meine 10 Stunden im Rathaus. Ich spüre nicht, dass ich älter werde - das führen mir dann meine jungen Kollegen vor Augen. Die Generation an Mitarbeitern, die jetzt in Pension geht hat mit mir angefangen - jetzt gehe ich halt auch. 

Sie werden auch viel kritisiert. Wie gehen Sie damit um?
Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es mir egal ist. Mir wäre oft lieber wenn die Kritiker zu mir kommen und mit mir duskutieren. Kritik auf Facebook lese ich sowieso nicht, weil ich kein Facebook habe. Was ich nicht weiß macht mich nicht heiß.

Mit H&M kam letztes Jahr ein großes Modegeschäft in die Innestadt, jetzt verliert man C&A. War der H&M ein Fehler?
MOCK: Ich glaube nicht, dass es ein Fehler war. Bei C&A gab es schon vor Jahren Diskussionen, die Innenstadt zu verlassen. Viele in dieser Branche sagen auch, dass mehr Konkurrenz das Geschäft belebt. Die Gründe, warum C&A jetzt geht kann nur das Unternehmen wissen - das kann die Miete sein oder auch ein besserer Standort. Ich bin aber davon überzeugt, dass sich für die Immobile jemand anderer findet. 

Was macht Sie so sicher?
Immobilien, die schön sind wirst du immer an den Mann bringen. Solche, die erst zu revitalisieren sind, bekommt man schwer weg.

Was kann die Stadt gegen den Leerstand in der Innenstadt machen?
Wir haben jetzt alles genau erhoben, wissen die Mietpreise, wissen wie groß die Immobilien sind und sind dabei sämtliche Unternehmen in Österreich, die in Frage kämen anzuschreiben. Es ist ein steiniger Weg. Die Leute vergessen auch oft, dass wir sehr nahe an Klagenfurt sind. City Arkaden oder Südpark sind Big Player, die dir Unternehmen absaugen.

Wie steht es um die Frequenz in der Innenstadt?
So schlecht wie geredet wird ist es nicht. Die Postkarte, die wir vor kurzem bekommen haben mit einem leeren Hauptplatz war gemein. Da ist jemand sehr früh aufgestanden.
Das Schlimme für mich ist, wenn St. Veiter nur negativ über die eigene Stadt redet. 

Wie steht es aktuell um den Bauernmarkt am Hauptplatz?
Es gab nie die Idee, dass der Bauernmarkt wegkommt. Im Gegenteil: Wir sind froh, dass wir ihn zwei Tage hier haben, da er gewaltige Frequenz bringt. Die Idee war, dass wir einen Bauernladen mir regionalen Produkten machen. Dabei sind wir draufgekommen, dass es nicht notwendig ist, weil der Bauernmarkt so stark ist. Deshalb ist das bei der alten Feuerwehr kein Thema mehr. 

Gibt es andere Pläne für das Rüsthaus?
Derzeit nicht. Der Bauernladen ist für mich gestorben. In unserem Größenbereich ist das nicht machbar. Das funktioniert erst ab ca. 50.000 Einwohnern. 

Wird es Neues beim Weihnachtsmarkt 2018 geben?
Man darf nie vergessen, dass wir eine Stadt mit 13.000 Einwohnern sind. Da wird es nicht gehen, dass wir tausende Menschen zu uns auf den Weihnachtsmarkt holen. Heuer soll es mehr Musik und Veranstaltungen geben. Auch die Dekoration wird so bleiben. Uns kostet Weihnachten 150.000 Euro. 

Wird es wieder ein Konzertangebot für junge Leute geben? Das Fest im Grabengarten gibt es ja nicht mehr.
Da gab es mehrere Gründe: Die Kosten für den Bühnenaufbau waren zu hoch, außerdem gab es im Graben ein Lärmproblem und ein Sponsor ist weggebrochen. Wir sponsern heuer wieder ein Musikfestival in der Mühle am Wayerfeld, das jedes Jahr stattfindet und leider wenig wahrgenommen wird. Es fehlt auch das Engagement von den jungen Leuten selbst. Man braucht jemanden, der die Organisation übernimmt. Es kann nicht alles die Stadt organisieren und finanzieren. 

Wie fällt das Resümee nach zwei Monaten der neue Parkraumbewirtschaftung aus?
Die Ersatzparkfläche beim ehemaligen Draulandgelände ist zu weit weg - das muss man fairerweise sagen. Deshalb gibt es jetzt auch ein Monatsticket für den Parkplatz bei der Blumenhalle. Die Umstellung in der Kurzparkzone hat sich bewährt. Wir haben im Mai den dreifachen Umsatz gemacht als noch 2017. Jetzt bauen wir auch noch weitere 180 Parkplätze zum Parkhaus 1 dazu.

Freuen Sie sich schon auf März 2020?
Freude ist der falsche Ausdruck. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass man ein Alter erreicht hat, wo man aufhören sollte. 

Eine Rückkehr in die Politik ist ausgeschlossen?
Ja, auch wenn andere in meinem Alter tolle Funktionen ausüben. Ich werde noch in der Holding bleiben. Vielleicht gibt es etwas in der Privatwirtschaft, aber in die Politik gehe ich nicht mehr.

Interview: Stefan Plieschnig

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